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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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wollen.«
    »Na immerhin«, meinte Arina. »Entschuldige übrigens, Lichter, dass ich versucht habe, dich zu täuschen. Du bist eigentlich ganz in Ordnung. Fast wie wir.« Dieses zweifelhafte Kompliment ließ mich erschauern.
    »Noch eine Frage«, sagte ich. »Wer waren diese Tiermenschen?«
    Arina hüllte sich in Schweigen. »Was soll das?«, fragte sie dann. »Ist das Gesetz etwa abgeschafft worden?« »Welches Gesetz?«, versuchte ich, mich dumm zu stellen.
    »Ein altes Gesetz. Dass ein Dunkler einen Dunklen nicht zu verraten braucht, ein Lichter keinen Lichten...« »Es gibt so ein Gesetz«, gab ich zu.
    »Dann finde deine Tiermenschen selbst. Ob sie nun Dummköpfe sind oder blutrünstig, ich werde sie nicht ausliefern.«
    Sie hatte das voll Überzeugung, voll Entschlossenheit gesagt. Druck auf sie ausüben konnte ich nicht. Schließlich hatte sie den Werwölfen nicht geholfen. Im Gegenteil.
    »Die magischen Handlungen gegen mich ...« Ich dachte kurz nach. »Sei's drum, die verzeihe ich Ihnen.« »Einfach so?«, hakte die Hexe nach.
    »Einfach so. Es hat mich gefreut, dass ich Ihnen widerstehen konnte.«
    »Er hat mir widerstanden ...«, schnaubte die Hexe. »Deine Frau ist eine Zauberin. Was ist, glaubst du, dass ich blind bin und das nicht wittere? Sie hat dich verzaubert. Damit kein Weibsbild dich verführen kann.« »Du lügst«, entgegnete ich gelassen.
    »Ja«, gab die Hexe zu. »Unglaublich! Zauberei ist hier keine im Spiel, du liebst sie einfach. Grüß deine Frau von mir, und deine Tochter auch. Wenn du Sebulon triffst, sag ihm, dass er schon immer ein Esel war und auch immer einer bleiben wird.«
    »Gern«, versprach ich. Was für eine Hexe! Traute sich sogar, Sebulon frech zu kommen! »Und was soll ich Geser ausrichten?«
    »Dem lasse ich überhaupt nichts ausrichten«, sagte Arina respektlos. »Was sollen wir alten Landpomeranzen uns schon um die großen tibetischen Magier scheren!«
    Ich stand da und starrte die seltsame Frau an, die in ihrer menschlichen Gestalt so schön, tatsächlich aber so widerwärtig aussah. Eine Hexe, eine mächtige Hexe. Doch ob auch eine böse? Bestimmt eine, die in keinen Rahmen passte... »Bist du nicht einsam hier allein, Alte?«, fragte ich.
    »Willst du mich beleidigen?«, antwortete Arina mit einer Gegenfrage. »Nein, keinesfalls. Ein wenig habe ich aber doch begriffen.« Arina nickte, hüllte sich jedoch in Schweigen.
    »Du hattest nämlich überhaupt nicht die Absicht, mich zu verführen, denn fleischliche Lust kennst du nicht mehr«, fuhr ich fort. »Bei Hexen ist das nicht so wie bei Zauberinnen. Du bist alt und fühlst dich alt, Männer interessieren dich nicht die Bohne. Allerdings kannst du noch tausend Jahre eine Alte bleiben. Deshalb hast du mich bloß aus rein sportlichem Interesse heraus zu verführen versucht.«
    Ein Moment - und Arina hatte sich erneut verwandelt. In eine propere Alte, mit roten Wangen, leicht gebückter Haltung, wachen forschenden Augen, einem Mund, dem schon einige Zähne fehlten, und grauen, streng zurückgekämmten Haaren. »Ist es so besser?«, fragte sie.
    »Ja, vermutlich schon«, gab ich mit leichtem Bedauern zu. Trotz allem hatte sie bisher einfach toll ausgesehen.
    »So habe ich ausgesehen ... vor hundert Jahren«, erklärte die Hexe. »Und so, wie ich dir die Tür aufgemacht habe, auch ... irgendwann mal. Und wie ich erst mit sechzehn ausgesehen habe! Ach, Lichter, was war ich für ein lustiges, hübsches junges Ding! Wenn auch eine Hexe ... Weißt du, wie und warum wir altern?« »Irgendwas habe ich mal darüber gehört«, gab ich zu.
    »Das ist der Preis, den wir für einen höheren Rang zahlen.« Schon wieder benutzte sie dieses altmodische Wort, das in den letzten Jahren vollständig von dem aus Computerspielen übernommenen »Grad« verdrängt worden war. »Auch eine Hexe könnte einen jungen Körper behalten. Nur würde sie sich dann auch mit dem dritten Rang abfinden müssen. Unsere Beziehung zur Natur ist sehr stark, und die Natur liebt eben keine Fälschungen. Verstehst du das?« »Ja«, sagte ich.
    »Gut, Lichter ...« Arina nickte. »Freu dich also, Lichter, dass deine Frau eine Zaubermeisterin ist. Du hast dich mir gegenüber freundlich verhalten, das will ich gar nicht abstreiten. Darf ich dir ein Geschenk mitgeben?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin im Dienst. Und ein Geschenk von einer Hexe ...«
    »Das weiß ich doch. Aber das Geschenk ist nicht für dich, sondern für deine Frau!«
    Das verwirrte

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