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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schlechter Saiwa tjalem tun konnte!“
    „Mein Saiwa tjalem ist gut“, behauptete Pent. „Laß doch einmal einen Schneeschuh reden, Härra!“
    „Gut, du sollst ihn reden hören und dann dein Papier in das Feuer werfen.“
    Ich ging hinaus und holte den betreffenden Ski herein.
    „Ist dieser Ski dein Eigentum?“ fragte ich den Knecht nochmals.
    „Ja“, lachte er höhnisch.
    „Seht ihr diese Narbe an der Sohle? Sie ist der Mund, durch den er redet. Sie hat sich in den Schnee abgedrückt dort, wo Pawek den Vater Pent bestahl, und sie hat sich abgedrückt auf dem ganzen Wege bis hierher. Sie hat mir auch gesagt, daß kein anderer der Dieb ist, als er, und sie sagt mir auch, an welchem Ort er das Silber versteckt hat.“
    „Laß dir doch einmal den Ort von ihr sagen!“ grinste der Knecht.
    „Das wird sie sofort tun“, antwortete ich. „Zunächst sagt sie mir, daß du die beiden Wuossah mit dem Silber in deinen Tabaksbeutel gesteckt hast. Zeige mir den Beutel!“
    Jetzt wurde er plötzlich außerordentlich verlegen.
    „Ich habe ihn verloren“, antwortete er zögernd.
    „Das ist eine Lüge, denn dieser Schneeschuh sagt mir, daß du ihn hier in der Nähe versteckt hast. Folgt mir! In der Zeit, in welcher man drei ‚Attje mijen, jukko leh almesne‘ (‚Vater unser, der du bist im Himmel‘) betet, sollt ihr an dem Ort sein, wo er seinen Tabaksbeutel mit dem Silber versteckt hat!“
    „Härra, ist dies wahr?“ rief Pent.
    „Ja!“
    „Wirklich? Dann gelobe ich dir, das Saiwa tjalem in das Feuer zu werfen und niemals wieder auf die Zaubertrommel zu hören!“
    „Ich nehme dich beim Wort! Kommt, aber paßt auf, daß uns der Bursche nicht entflieht!“
    Ich schritt voran, und die andern folgten. Als ich die Stelle erreichte, wo sich die Spur des Knechtes deutlich erkennen ließ, deutete ich in den Schnee.
    „Bückt euch nieder und seht, wie deutlich dieser Schuh redet. Seine Sprache ist sicherer als diejenige der Zaubertrommel; aber ihr verschließt eure Augen und Ohren, um nicht zu sehen und nicht zu hören!“
    Ich ging voran; Pent und Stalo folgten, den Knecht zwischen sich, und die beiden Frauen bildeten den Beschluß. So erreichten wir den Hörnerzaun, wo Stalo in einige Aufregung geriet.
    „Hierher führst du uns, Härra?“ rief er. „Weißt du nicht, daß dieser Ort verboten ist?“
    „Ein ehrlicher Mann soll diesen Ort nicht betreten, aber ein Dieb darf den Raub hier verbergen? Oh, Nachbar Stalo, du bist wirklich kein guter Christ, du bist ein arger Heide! Siehe, hier hört die Spur des Schuhes auf, und hier – hier hängt ein Beutel. Siehe, ob es derjenige deines Knechtes ist!“
    Die Wirkung dieser Worte und der damit verbundenen Bewegungen läßt sich gar nicht beschreiben. Ich hatte mich gebückt, um den Beutel wegzunehmen, und hielt ihn nun empor.
    „Er ist es, es ist sein Beutel!“ rief Stalo.
    Seine Frauen stimmten bei, und Vater Pent bat mit sehnsüchtig ausgestreckten Armen:
    „Härra, öffne ihn, ob meine beiden Wuossah darinnen sind!“
    „Sie sind darin. Hier, öffne selbst!“
    Er griff gierig zu, entfernte die Schnur und zog wirklich seine beiden Geldbeutel heraus.
    „Ich muß zählen!“ rief er, sich niederkauernd.
    Sofort kauerte auch Nachbar Stalo mit den beiden Frauenzimmern an seiner Seite. Sie waren natürlich neugierig, zu wissen, wie viel der alte Pent versteckt gehabt hatte. Kein Mensch beobachtete den Knecht, der sich heimlich von dannen schlich. Ich ließ ihn gewähren; er mochte immer entkommen; seine Strafe hätte ja immer nur darin bestanden, daß er fortgejagt wurde. Aber ich folgte ihm langsam nach, um darüber zu wachen, daß er keinen weiteren Schaden anrichte. Er beeilte sich, ein Ren zu erwischen, legte demselben ein Pakke (Halfter und Zugleinen) über, hing es an einen alten Schlitten und setzte sich auf, nachdem er noch schnell einigen Proviant zu sich genommen hatte. Es waren seit der Entdeckung des Beutels kaum drei Minuten vergangen, so sauste er davon.
    Ich war nur bis an den Rand des Gehölzes gegangen, von wo aus ich ihn beobachten konnte. Jetzt hörte ich hinter mir Vater Pents jubelnden Ruf: „Tjuote-kwekte-lokke-nala – hundert und zwölf! Es ist richtig! Es ist mein ganzes Silber! Härra! Wo ist der Härra?“
    „Hier!“ rief ich.
    Sie kamen herbeigelaufen.
    „Härra, du hast recht!“ rief er. „Ich werde mein Saiwa tjalem in das Feuer werfen!“
    „Und auch die Zaubertrommel nicht wieder fragen?“
    „Niemals! Hier, Härra, hast

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