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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Anwohner der Kalahari sich ebenso wie der Wilde des amerikanischen Westens bis auf das Messer gegen seinen in jeder Beziehung übermächtigen Feind verteidigen werde. Der Tod einer Nation ist niemals ein plötzliches Stürzen in die Vergessenheit, sondern ein gewaltiges Zucken und Ringen, ein allerdings immer schwächer werdendes, aber lange andauerndes Aufbäumen, welches in glühendem Haß noch im letzten Augenblick den Feind mit in das Verderben zu ziehen sucht. – – –
    Ich hatte auf einer Reise durch die niederländische Provinz Zeeland eine Familie Van Helmers kennengelernt und bei derselben trotz ihrer Armut eine herzliche Gastfreundschaft gefunden. Ich erfuhr, daß ein Großohm des Hausvaters nach dem Kap der Guten Hoffnung übergesiedelt sei. Man hatte mit ihm und seinem Sohn lange in gelegentlich brieflicher Verbindung gestanden, bis der Sohn mit so vielen anderen Boers vor den andringenden Engländern über das Drachengebirge gestiegen war, um sich in der jetzigen Kolonie Transvaal ein neues Heimwesen zu gründen. Seit dieser Zeit hatten die Nachrichten aufgehört, doch gedachte die Familie ihrer Verwandten mit lebhafter Anhänglichkeit, und als ich meine Absicht, nach dem Kapland zu gehen, verlauten ließ, wurde ich mit der Bitte bestürmt, dort womöglich eine Erkundigung nach den Verschollenen einzuziehen. Für den Fall, daß es mir gelingen sollte, dieselben ausfindig zu machen, wurde mir ein Brief anvertraut, und ich verließ Holland mit dem Wunsch, in dieser Richtung den guten Leuten für ihre an mir bewiesene Freundlichkeit dankbar sein zu können.
    In der Kapstadt angekommen, hatte ich mich einige Zeit dort aufgehalten, war dann nach Nord und West gewandert und besuchte nun die Transvaal-Lande, obgleich die damaligen Zustände in denselben nichts weniger als einladend genannt werden konnten.
    Der berühmte Kaffernhäuptling Tschaka, mit Recht der Attila Südafrikas genannt, hatte zahlreiche Kaffernstämme unter seine Botmäßigkeit gebracht und ihnen eine kriegerische Verfassung gegeben, welche ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Europäer um das Zehnfache vergrößerte. Sikukuni, sein Bruder, überfiel und tötete ihn, um die Herrschaft an sich zu reißen, und nun begann zwischen ihm und den Boers eine Reihe von Kämpfen, in denen die Boers, außerdem noch angefehdet durch die Ungerechtigkeit und Vergewaltigung der englischen Regierung, Wunder der Tapferkeit verrichteten. Später beabsichtigte die Transvaal-Republik den Bau einer Eisenbahn nach der Delagoabai; da sie aber durch diesen Schienenweg wirtschaftlich unabhängig geworden wäre, so suchte England die Ausführung dieses Plans unmöglich zu machen, indem sie den Kaffernhäuptling Sikukuni zum Aufstand gegen die Boers reizte, ihn mit den dazu nötigen Waffen versah und dann die dadurch geschaffene Lage als Vorwand nahm, ‚zum Schutz des Christentums‘ die Republik zu annektieren. Um diese Zeit geschah, was ich erzähle.
    Die Reisen hierzulande werden gewöhnlich auf dem Ochsenwagen vorgenommen, doch hatte ich mich aus alter Gewohnheit und um schneller vorwärts zu kommen, auf das Pferd gesetzt. Neben mir ritt Quimbo, ein Basutokaffer, welchen ich mir als Führer gemietet hatte. Er hatte lange Zeit auf verschiedenen niederländischen Farmen in Dienst gestanden, war den Weißen freundlich gesinnt und radebrechte das Holländische leidlich. Übrigens bildete er zu Pferd eine ziemlich seltsame Figur. Außer einem kattunenen Schurz, welchen er um seine Lenden geschlungen hatte, war er vollständig nackt und hatte seinen dunklen, mit starker, eckiger Muskulatur versehenen Körper mit Fett eingerieben, welches seine Haut zwar von den lästigen Stichen der Insekten schützte, leider aber einen so penetranten Geruch oder vielmehr Gestank verbreitete, daß es mich eine wirkliche Überwindung kostete, mit ihm in größerer Nähe als fünfzig Schritt zu verkehren. Das merkwürdigste an ihm war die Art und Weise, sein Haar zu tragen. Er hatte es nämlich durch tägliche Anwendung von Akaziengummi und jahrelange sorgsame Pflege in eine kompakte Form gekleistert, welche seiner Frisur das Aussehen von zwei mit den Sohlen gegeneinander geneigten Pantoffeln gab, deren Absätze die Spitze bildeten, während die Fußhöhlungen nach oben gerichtet waren und von ihm als Aufbewahrungsort von allerlei höchst wertlosen, für ihn aber außerordentlich wichtigen Kleinigkeiten dienten. Die Ohrläppchen waren in seiner Jugend durch angehängte Gewichte so

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