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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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konnte. Sir Hubert Grey war jedenfalls wenig erfahren in der Art und Weise, sich auf einem Territorium zu bewegen, auf welchem die Gefahr den Menschen in tausenderlei Gestalten umgibt, und ebensowenig dachte er wohl auch daran, daß ich die Eindrücke seiner Gorillafüße benützen werde, ihm zu folgen.
    Er schien sich vorerst selbst im unklaren über die Richtung befunden zu haben, welche er einzuschlagen gehabt hatte. Seine Spur führte im Zickzack bald rechts, bald links und nahm erst nach längerer Zeit eine grade Linie an. Nach einer guten halben Stunde gelangte ich nun an den Rand einer Bodenvertiefung, welche den oberen Teil eines sich von hier absenkenden Tales bildete und eine Quelle enthielt, die laut murmelnd zwischen zwei Sandsteinen hervorrieselte.
    Da unten am Wasser saß Sir Hubert Grey und an seiner Seite vier Kaffern, welche ich an ihrer kriegerischen Ausrüstung als Zulus erkannte. Was hatten sie hier zu suchen, und welcher Umstand führte sie mit dem Engländer zusammen? Auf dem Boden lagen noch drei ledige Schilde, ein Beweis, daß sieben Kaffern zu zählen seien, von denen die Fehlenden aus irgend einem Grund sich entfernt hatten. Die Straußenfedern an einem der Schilde und acht weiter abwärts weidende Pferde ließen vermuten, daß ich es hier nicht mit gewöhnlichen Kaffern zu tun hatte.
    Der Engländer befand sich in einem lebhaften Gespräch mit den Wilden, doch selbst wenn ich die Sprache der letzteren verstanden hätte, wäre es mir nicht eingefallen, die Unterredung zu belauschen, da es Notwendigeres zu tun gab. Hier das Lager der Kaffern mit dem verdächtigen Engländer, dort die Farm, nur von einem jungen Mädchen behütet, und dabei drei der Wilden abwesend, darunter der Vornehmste von ihnen – das waren jedenfalls hinreichende Gründe, so schleunig wie möglich zurückzukehren.
    Was konnte während meiner nun stundenlangen Abwesenheit nicht alles passiert sein und bis zu meinem Eintreffen noch geschehen! Ich warf jeden Skrupel beiseite und schlich mich längs des Randes hin bis zu den Pferden. Eine plötzlich in mir erwachte Angst sagte mir, daß ich eines derselben haben müsse, möge dies nun ein Diebstahl genannt werden oder nicht. Schwer war es allerdings nicht, aufzusitzen und davon zu reiten, aber dann wäre ich gesehen und verfolgt worden und hätte also die Gefahr für die Farm vergrößert, statt sie zu vermindern. Die Ausführung meines Vorhabens mußte so spät wie möglich bemerkt werden und darum benutzte ich eine Krümmung des Tales, um mich zu dem entferntesten der Tiere zu schleichen; zwar war dies nicht das beste, aber es stand so, daß es von den Kaffern nicht gesehen werden konnte.
    Ich gewann ihm den Wind ab, schlich zwischen den Farnkräutern bis auf kaum fünf Fuß Entfernung heran und saß im nächsten Augenblick im Sattel. Das überraschte Tier stieß ein kurzes Schnaufen aus und ging in die Höhe, doch schnell hatte ich es scharf am Zügel, gab ihm einen vielleicht ungewohnten Schenkeldruck zu fühlen und lenkte es das Tal hinab, um dort, nach der Farm einbiegend, den Wald zu verlassen und die Höhe des Berges zu gewinnen.
    Ich war noch nicht so weit gekommen, als ich Quimbo bemerkte. Er hatte aus starken Baumästen eine Art Schleife gebildet, den Eber darauf gelegt und sich selbst als Zugtier vorgespannt, um unter Schweiß und triefendem Öl die schwere Last bergan zu schleppen. Er war höchst erfreut, als er mich bemerkte, und ebenso erstaunt, mich als Reiter zu sehen.
    „Mynheer hab' Pferd?“ fragte er. „Oh, oh, Pferd bin gut; Pferd werd' zieh' Sau für Quimbo!“
    Und sofort spannte er sich aus, um seine wichtige Entdeckung durch die Tat nutzbar zu machen; ich aber wehrte ihm ab:
    „Wer wird die Sau essen? Das Pferd oder Quimbo? Wer sie ißt, der mag sie auch ziehen! Ich kann dir das Pferd nicht geben, denn ich brauche es selbst notwendig. Dort im Wald sind bewaffnete Zulus und dort auf der Farm werden noch einige sein. Ich muß hin, um Unglück zu verhüten. Nimm dich vor ihnen in acht, und spute dich, in Sicherheit zu kommen!“
    „Zulu bei Mietje? Oh, oh, Quimbo werd' spring', und Sau werd' spring', daß ganz schnell komm' bei gut' schön' Mietje. Quimbo schlag' tot all' ganz' Zulu!“
    Er spannte sich wieder vor und stampfte davon, daß es dampfte; ich aber eilte ihm im Galopp voran.
    Bald sah ich die Farm unten liegen. Trotz des schwierigen, abfallenden Terrains die gleiche Schnelligkeit beibehaltend, ritt ich abwärts, der hinteren Seite des

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