30 Sekunden Verzögerung
nicht näher, Wests Berechnungen mußten einen winzigen Fehler enthalten.
„Tut mir leid, ich habe mich verrechnet“, kam in der gleichen Sekunde die Stimme Wests. „Ich werde versuchen, Ihren Kurs zu berichtigen, kann aber nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es mir gelingen wird.“
Von allen Seiten schienen Ströme auf Zen einzudringen, die an seinen Muskeln un3 Nerven zerrten, eine eisige Faust umklammerte sein Herz. Verzweifelt rang er nach Atem, glaubte das Bewußtsein zu verlieren. Dann geschah das Wunder – er befand sich hinter der metallenen Hülle der Rakete!
Der Geruch verbrannten Öls stieg in seine Nase. Beim Versuch, sich vorwärts zu bewegen, stieß er mit dem Schädel gegen Metall. Er öffnete die Augen, blickte sich um. Er befand sich in einer winzigen Kammer, die ihn von allen Seiten so fest umschloß, daß er sich nicht bewegen konnte. Er versuchte sich zu befreien, aber die unnachgiebigen Wände preßten ihm den Atem aus der Brust. Plötzlich spürte er eine Hand an seiner Schulter, die ihn aufwärts zog. Verblüfft starrte er in Nedras Gesicht, das ihm ermunternd zulächelte.
„Sie?“ fragte Zen verwundert. „Nedra – du?“
„Wer sonst hätte das Recht, in diesem Augenblick bei dir zu sein?“ fragte sie zurück, während sie ihre Anstrengungen verstärkte.
Plötzlich waren seine Schultern frei, mit einem energischen Schwung zog er sich zu dem Mädchen hinauf.
Die Rakete dröhnte und röhrte, ihr metallener Rumpf ächzte in allen Fugen. Zen fühlte, wie sich die Richtung änderte, er wußte, daß das Geschoß auf seinem Scheitelpunkt angelangt war und nun auf das vorberechnete Ziel zufiel.
Sekunden zählten. Zen kauerte neben Nedra vor einer Vielzahl von verwirrenden Instrumenten, Hebeln und Schaltern. Durch ein winziges Fenster erkannte er tief unten die Erde, einen grün und blau schimmernden Punkt, der noch unendlich weit entfernt schien.
Zen zwang sich zur Ruhe und versuchte zu erraten, welchem Zweck die einzelnen Instrumente dienten. Zuerst galt es die Betätigung für die Gyroskope zu finden, aber als er sie entdeckte und die Rakete in die Unendlichkeit des Weltraums schicken wollte, wo sie keinen Schaden anrichten konnte, mußte er feststellen, daß die Steuerorgane auf die Betätigung nicht ansprachen. Zen lachte auf, verzweifelt, mit verzerrten Lippen. Nedra blickte ihn entsetzt an.
„Was gibt es?“
„Alles vergebens“, murmelte Zen. „Die Gyroskope sind fest eingestellt, sie lassen sich nicht verändern.“
„Wir können den Kurs also nicht ändern?“
„Nein.“
Zens Blicke fielen auf ein anderes Instrumentenbrett zu seiner Linken. In der Mitte dieses Brettes leuchtete ein roter Knopf. Zen riß das Brett herab, prüfte den Verlauf der Leitungen und Kabel, die von dem roten Knopf ausgingen. Dann blickte er Nedra an, und sie las in seinen Augen, daß er die Lösung gefunden hatte.
„Also doch Rettung?“ fragte sie leise. Zen schüttelte den Kopf.
„Rettung für die da unten, nicht aber für uns. Der rote Knopf erlaubt die Auslösung des Atomsprengkopfes mit der Hand. Wahrscheinlich eine Vorrichtung, die man anbrachte, um das Funktionieren ohne den Sprengkopf zu erproben. Wir müssen es tun, Nedra, wir haben keine andere Wahl!“
Sie nickte, hob ihm das Gesicht entgegen. „Ich möchte dich vorher etwas fragen, Kurt“, sagte sie, und Röte überflutete ihre Züge.
„Du brauchst nicht zu fragen. Ich liebe dich, Nedra!“
Sie drängte sich an ihn, bis sie in seinen Armen lag, und küßte ihn. „Nun ist alles gut, Kurt. Ich bin bereit!“
Ohne seine Lippen von den ihren zu lassen, griff Zen hinter sich und preßte den roten Knopf hinab.
Ein Relais schnappte.
Dann wurde es dunkel.
* *
*
Als die Dunkelheit sich nach einer Ewigkeit lichtete und dem hellen Tag wich, starrte Zen in das besorgte Gesicht Sam Wests. Etwas an diesem Gesicht war ihm vertraut und versuchte, seine Gedanken in eine bestimmte Richtung zu lenken, aber er fühlte sich zu müde, einem Phantom nachzujagen. Es kostete ihn ungeheure Anstrengung, die Lippen zu öffnen.
„Was ist geschehen, Sam? Wo bin ich?“
„Zurück auf der Erde, Kurt. Was hatten Sie erwartet?“
„Aber ich habe doch – der rote Knopf – Nedra war bei mir …“ Wieder verwirrten sich Zens Gedanken.
„Sie haben nicht geträumt“, lächelte West und legte seine Hand auf die fieberheiße Stirn Zens. „Aber Sie hatten Glück. Der rote Knopf diente
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