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300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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eine steile Falte erschien über seiner Nasenwurzel. »Wie meinst du das?«
    »Der Bunker liegt zwischen zwei Flussläufen. Die Explosion in Ambuur vor einem Jahr hat den Boden so erschüttert, dass wir die untersten zwei Stockwerke nicht mehr benutzen können, weil Grundwasser eindringt. Warum also baute man ausgerechnet hier und nicht weiter außerhalb?«
    Brannt zögerte einen Augenblick. »Das ist in den Archiven nicht überliefert, Kind. Wir wissen nur, dass die Räume nicht groß genug waren, um alle Lübecker aufzunehmen. Nur die hochrangigsten und für das Überleben einer Zivilisation wichtigsten Menschen wurden ausgewählt. Deshalb entschied man sich für einen Werder als Standort. In alten Geschichtsbüchern wird beschrieben, dass Wassergräben mittelalterliche Burgen umgaben, um diese gegen Eindringlinge zu schützen. Ich nehme an, hier war es ähnlich.«
    »Ich hab da eine Theorie«, meinte Lissa.
    Die Falte über Brannts Nasenwurzel wurde noch tiefer. Treib es nicht zu weit , sagte sein Blick. »Die ist sicher sehr interessant, aber lasst uns mit dem Unterricht…«
    »Im Jahr 2011 wurde Lübeck zur Stadt der Wissenschaft ernannt.« Das wusste sie aus Aufzeichnungen alter Nachrichtensendungen, die im Bunker dokumentiert waren. »Ich glaube, dass man das zum Vorwand nahm, auf der Insel«, sie vermied das Wort Werder , das der Professor wohl nur benutzte, um seine Bildung zu dokumentieren, »ein angebliches Wissenschaftsprojekt zu starten. Unsere Vorväter behaupteten, etwas sei schiefgegangen, und ließen das gesamte Areal evakuieren. So konnten sie in aller Ruhe den Bunker errichten.«
    »Lissa…«, begann Professor Brannt.
    »Sehr tapfer. Sehr klug. Und sehr skrupellos! Unsere Vorfahren haben den Menschen ihren angestammten Platz geraubt, um ihren eigenen Arsch zu retten. Und als sich der Komet näherte, konnten sie den Bunker durch seine Lage auf der Insel leicht gegen die panische Bevölkerung verteidigen. Ich glaube, wir sind die Kinder von Massenmördern.«
    ***
    »Lissa!« Der Lautsprecher an seiner Brust, der die Worte aus dem Inneren des Schutzanzugs übertrug, knackte und knisterte, so harsch sprach Brannt ihren Namen aus. Ruhiger fuhr er fort: »Du hast recht: Das ist nur eine Theorie, durch keinerlei Aufzeichnungen gestützt.«
    Sie wusste, dass das nicht stimmte. Und der Professor wusste, dass sie es wusste. Doch diesmal schwieg sie. Sie wollte die Grenze nicht noch weiter übertreten.
    Dozierend hob er den Zeigefinger. »Aber selbst wenn es der Wahrheit entspräche, welche Bedeutung hätte das für uns heute noch? Sollen wir uns der Taten unserer Vorfahren schämen? Sollen wir sie wiedergutmachen? Falls ja, an wem? An den Nachfahren der Geschädigten?« Er zeigte zum Steuerungsraum, auf dessen Monitor sie vorhin noch eine Horde Guule gesehen hatten. »An den Mutanten? Den Barbaren? Den Taratzen?«
    Lissa lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte gesagt, was sie sagen wollte, aber sie verspürte keine Lust, das Thema auszudiskutieren. Gegen Brannt hätte sie ohnehin den Kürzeren gezogen.
    »Fahren wir mit dem Unterricht fort«, meinte der Professor. »Lissa, vielleicht magst du uns erzählen, was nach dem Kometeneinschlag geschehen ist und warum wir so vorsichtig mit unseren technischen Einrichtungen sein müssen.«
    Nein, das mag ich eigentlich nicht! »Der aufgewirbelte Dreck und Staub und die Asche aus Vulkanausbrüchen sammelten sich in der Atmosphäre und ließen nur noch wenig Sonnenlicht durch. Die Folge war eine lang anhaltende, vermutlich globale Eiszeit. Unsere… Vorfahren konnten die Bunker nicht verlassen.« Sie strich sich über ihren glatten Schädel. »Im Laufe der Zeit verloren sie dadurch erst ihre Haare und dann die Widerstandsfähigkeit gegen die Keime der Oberfläche. Ungeschützt konnten sie nicht mehr raus, ohne sich mit tödlichen Krankheiten zu infizieren.« Sie zögerte. »Vielleicht die gerechte Strafe für…«
    »Danke, Lissa«, unterbrach der Professor. »Und so ist es bis heute! Weil wir auf das angewiesen sind, was wir haben oder selbst herstellen können, ist es so wichtig, sorgsam und voller Achtung mit unserem Besitz umzugehen. Wir hegen zwar die Hoffnung, dass sich das eines Tages ändern wird, aber solange das nicht der Fall ist, behandeln wir alles im Bunker, als gäbe es keinen Ersatz. Ist das klar, Gunner?«
    Der selbsternannte Drohnen-Meisterpilot grinste. »Klar, Professor.«
    Der neunjährige Ruudi meldete sich. »Ich

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