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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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deutete Richtung Hafen. »In Kürze wird ein Boot mit Spähern aufbrechen, um nach den Vermissten zu suchen. Evaluuna führt den Suchtrupp an, die Tochter Matoonas.« Aruula erinnerte sich an die erfahrene Kriegerin und an ihre schöne Tochter. »Die Nordmänner könnten erneut zur Gefahr für uns werden – wir brauchen dich, Aruula.«
    Aruula seufzte und zuckte mit den Schultern. »Ich kann es nicht.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Ich glaube, ich tauge nicht zu eurer Königin.«
    »Schlafe eine Nacht darüber.« Juneeda beugte sich zu ihr und strich ihr zärtlich über die Wange. »Anstrengende Tage liegen hinter dir, du bist aufgewühlt und erschöpft. Schlaf dich aus. Nach Lusaanas Bestattung reden wir in Ruhe über alles. Und jetzt erzähl mir, wie es Rulfan geht.«
    Aruula, die ganz und gar nicht zum Reden aufgelegt war, musste sich zwingen, von ihrem weißhaarigen Albino-Freund aus Britana zu erzählen. Sie wusste ja längst, warum die Priesterin so neugierig war, wie es um Rulfan stand: Der weißhäutige Juefaan war ihr gemeinsamer Sohn. Also berichtete sie mit knappen Worten, was sie wusste.
    In derselben Nacht noch ließ Juneeda einen Scheiterhaufen errichten. Am nächsten Morgen, bei Sonnenaufgang, betteten die Kriegerinnen der Dreizehn Inseln ihre tote Königin darauf. In einer langen Kolonne schritten die Insulaner an Lusaanas Leichnam vorbei und verabschiedeten sich. Die Trauerfeierlichkeiten zogen sich bis zum Abend hin. In der Dämmerung schließlich entzündete Juneeda selbst den Scheiterhaufen.
    Am nächsten Morgen wurde Lusaanas Asche in ihrem Wasserkrug gesammelt. Gegen Abend fuhren die Bewohner der Dreizehn Inseln in unzähligen Ruderbooten auf das Meer hinaus. Bei Sonnenuntergang verstreute die Priesterin die Asche im Meer. So hatte der Überlieferung nach auch die Erzmutter, die Große Astrid, die Asche ihrer ermordeten Tochter dem Meer übergeben. Der Überlieferung nach geschah das, kurz bevor Kristofluu [3] die Welt verwüstete.
    Am Tag nach der Seebestattung herrschten Stille und Trauer auf den Dreizehn Inseln. Erst als der Tag sich neigte, brach die Priesterin das Schweigen und rief alle waffenfähigen Kriegerinnen auf, zu einer Großen Ratsversammlung in der Königsfestung zusammenzukommen. Boten ruderten zu allen Inseln und trugen den Aufruf bis in die kleinste Hütte der Inseln.
    Bis in die Dunkelheit hinein legten Boote mit Kriegerinnen am Strand der Königinsel an. In kleinen Gruppen wanderten die Frauen zur Festung.
    Die Sonne war längst untergegangen und Mitternacht nahe, als die Wächterinnen dort die Türflügel zum Versammlungssaal schlossen. Über zweihundert Kriegerinnen der Dreizehn Inseln hockten auf den Sitzkissen des Festungssaales. Die jüngsten hatten gerade mal sechzehn Winter gesehen, die Ältesten an die achtzig. Unzählige Fackeln erleuchteten den Raum.
    Rechts und links der Priesterin saßen die ältesten Frauen der Inseln. Aruula hatte sich bewusst in der letzten Reihe unter den Jüngsten niedergelassen. Ihr war nicht wohl in ihrer Haut.
    Juneeda eröffnete die Große Ratsversammlung. »Ihr wisst, warum wir uns heute Nacht hier versammeln!«, rief sie in die Runde. »Das Volk der Dreizehn Inseln braucht eine neue Königin. Gemäß der Überlieferung unserer Erzmütter darf jede hier in der Großen Ratsversammlung einen Vorschlag machen. Die Berufung allerdings muss dann einstimmig ausfallen, doch das wisst ihr ja. Ich warte nun auf eure Vorschläge.«
    Drei Atemzüge lang war es so still im Saal, dass man eine Möwenfeder hätte fallen hören können. Aruula spürte die vielen Blicke, die sie suchten. Sie senkte den Kopf.
    »Hat nicht Lusaana auf dem Sterbebett bereits eine neue Königin berufen?«, rief eine Stimme aus der Menge der Versammelten. Aruula erkannte Tumaara. »Warum also noch Vorschläge machen?«
    »So ist es«, meldete sich eine weitere Kriegerin zu Wort. Sie war in Lusaanas Todesnacht mit an Bord der Karavelle gewesen. »Nach Lusaanas Willen soll Aruula unsere Königin sein.« Da und dort erhoben sich Rufe der Zustimmung.
    »Es ist wahr«, sagte Juneeda. »Lusaana hat ihre Nachfolgerin bestimmt. Doch die Berufung Aruulas zur Königin ist erst rechtsgültig, wenn die Große Ratsversammlung ihr zustimmt und wenn Aruula annimmt.«
    »Aruula soll unsere Königin sein!«, rief jemand, und viele stimmten ihr zu. »Aruula, Aruula!«, tönte es nun aus allen Ecken des Saales. »Aruula und sonst keine!«
    Juneeda stand auf und hob die Rechte. Nach

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