304 - Allein gegen alle
geschwommen war, solange sie den Boden und das Wasser abgesucht hatten, setzte sich wieder in Bewegung, um zu ihnen zu stoßen.
Er kam nicht weit.
Wie aus dem Nichts schossen drei der schrecklichen Wasserwesen aus dem dunklen Meer auf den Taucher zu! Sie hatten Dreizackwaffen und so etwas wie einen Säbel dabei. In atemberaubender Geschwindigkeit umringten sie den Scout und drangen auf ihn ein. Blutige Schlieren durchzogen das Wasser.
Der Bildausschnitt ruckte. Jemand versuchte offenbar, Rico mit sich zu ziehen. Die Kamera wandte sich kurz von dem schrecklichen Geschehen ab. Sforzato kam ins Bild und gestikulierte wild. Alles in ihren durch die Taucherbrille zu sehenden, panisch aufgerissenen Augen schrie nach Flucht. Die Helmlampe erlosch, während die Frau ihm den Tauchscooter in die Hand drückte und Richtung Kontinent zeigte.
Dennoch schwang das Bild noch einmal herum, dorthin, wo die immer noch aktive Helmlampe Evangelistas unter den Hieben und Stichen der Angreifer stroboskopartig blutrotes Wasser beleuchtete. Die Silhouette eines abgerissenen menschlichen Arms sank unweit des Geschehens dem Meeresboden entgegen.
Giovanna keuchte erstickt. Rico biss sich unkontrolliert auf die Unterlippe. Was für ein Wahnsinn!
Evangelistas Helmlampe leuchtete einem der Wasserwesen mitten ins Gesicht. Es hatte das Maul weit aufgerissen, sich abgewandt und zeigte mit dem ausgestreckten Arm genau in die Richtung von Rico.
Das war der Moment, an dem Sforzato das Video anhielt und der... Fischmensch in stiller Wut von der Leinwand herunter jeden von ihnen anzubrüllen schien.
Auf dem Kopf des nur aus Muskeln und Knochen bestehenden Wesens hatte sich ein Flossenkamm aufgestellt. An Armen und Beinen befanden sich weitere flossenartige Auswüchse. Die leicht hervorquellenden Augen waren von einer unseligen Schwärze, und an Händen und Füßen spannten sich Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen.
»Wir konnten ihnen entkommen«, sagte Rico endlich und durchbrach das geschockte Schweigen der Einberufenen. »So weit wir es bei unserer überstürzten Flucht mitbekamen, verfolgten sie uns eine Weile, aber mit den Scootern waren wir zu schnell, sodass sie nach einer Weile aufgaben.«
Der Stellvertreter der Ratsvorsitzenden stand auf und regelte die Beleuchtung wieder herauf. Das Mehr an Licht wollte die gespenstische Stimmung in der Ratskuppel nicht vertreiben.
Langsam schienen alle wieder zu sich zu kommen. Giovanna wischte sich eine Träne von der Wange, Dottore Carnetto knetete unruhig seine Finger.
Carlo kämpfte gegen einen Krampf in der rechten Wade. Während des Videos hatte er ständig nervös mit dem Fuß gewippt.
»Also gut.« Das Gesicht der Ratsvorsitzenden war blass, kleine Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. »Hat irgendjemand von ihnen auch nur den blassesten Schimmer, womit wir es hier zu tun haben?« Ihr Blick ging erwartungsvoll in die Runde. »Niemand?«
Carlo schaffte es als Einziger, seinen Blick nicht abzuwenden. Aber auch er wusste nicht, wie er das gerade Gesehene einordnen konnte. So etwas wie diese Fischmenschen erschien ihm vollkommen absurd. Nirgendwo in den Aufzeichnungen, die sich in ihrem Bunker befanden, war von ihnen die Rede gewesen. Eine Existenz solcher Wesen gehörte allenfalls in den Bereich von Märchen und phantastischen Geschichten.
»Eine unbekannte Spezies«, meinte Giovanna schließlich, wobei ihre Augen immer noch leicht feucht glänzten. »Eine... Mutation vielleicht? Ich... ich habe keine Ahnung.«
Die Ratsvorsitzende wandte sich an die beiden Scouts. »Signor Rico, Signora Sforzato – was denken Sie? Sie haben diese Monster in natura gesehen. Halten Sie es für möglich, dass...«
Ein Rauschen unterbrach die Ratsvorsitzende. Carlo und die anderen Anwesenden griffen sofort nach ihren Funkgeräten, aber es war der Apparat des Stellvertreters, der ein eingehendes Signal anzeigte. Er drückte den Sprechknopf. »Ich höre. Wer spricht da?«
»Hier ist Außenposten Drei, Signor. Entschuldigen Sie die späte Störung, aber es ist wichtig.«
Der Stellvertreter schaute alarmiert zu der Ratsvorsitzenden hinüber. Die krallte sich mit den Fingern an der Lehne ihres Sessels fest.
»Sprechen Sie!«
»Signor, wie es scheint, gibt es Probleme bei Algenzuchtanlage Gamma...«
»Definieren Sie Probleme !«
»Signor, einer der Arbeiter der Nachtschicht hat sich aus dem Bereitschaftsraum des Wasser-Gewächshauses gemeldet. Aber... aber was er sagt, klang, als befinde er sich im
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