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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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Blutes lag in der Luft. Überall auf dem unebenen Höhlenboden hatten sich dunkle Pfützen gesammelt.
    Aber auch andere Spuren der Gewalt waren zu sehen.
    Carlo erkannte einen Steinmeißel, der in der Seite eines der getöteten Wesen steckte. Es musste schwer verletzt noch ein Stück auf das Wasserbecken zu gekrochen sein, wie an der dunklen Spur, die es hinterlassen hatte, erkennbar war. Mit geöffnetem Maul und gebleckten Zähnen war es verendet, die Arme im Todeskampf nach vorn gestreckt.
    Zwei rötlich gefärbte Metallrohre mit deutlichen Kerben lagen neben einer der Harpunenlanzen – mit zwei Zacken auf der einen und einer Schneide auf der anderen Seite –, welche die martialisch anmutenden Fischwesen benutzten. Und war das dort ein abgetrennter Unterarm, der Schlieren ziehend auf den Wellen am Beckenrand tanzte, mit halbkreisförmigen Bissspuren darauf?
    Überall rannten und schrien Ernter und Forscher durcheinander. Eine sichtlich mitgenommene Ratsvorsitzende hatte sich am Rande des Schlachtfelds in den Schneidersitz niedergelassen und betrachtete mit leerem Blick, wie die Verletzten verarztet wurden. Die sonst ordentlich gestapelten Ernteboxen waren umgestürzt, zwischen ihnen ragte ein am Kniegelenk unnatürlich verdrehtes menschliches Bein hervor. Zwei Ernter waren dabei, den sich nicht mehr regenden Unglücklichen unter dem Stapel der Metallboxen hervorzuholen.
    Carlo gab dem Mann oder der Frau, die dort begraben lag, keine Überlebenschance. Die Boxen waren kantig und schwer, zwei von ihnen, zumal voll beladen, konnten einen menschlichen Körper ohne Mühe zerquetschen.
    Aus dem rechten Ausläufer der Höhle, einem kleinen, dicht bewachsenen Seitenarm der Grotta, wurden Rufe laut. Buschwerk raschelte in der Ferne, dumpfe Schläge und das Poltern von Geröll drangen zu ihnen herüber.
    Gustavo hielt sich nicht lange auf und stürmte vorwärts. Ungebremst rauschte er in den dichten Bewuchs, schlug um sich, riss Äste und Zweige aus. Laub und Blüten regneten zu Boden, als er eine breite Schneise in den Dschungel hieb, nur mit reiner Muskelkraft.
    Carlo überlegte, ob er dem Mann hinterherlaufen sollte, um die Wirkung seiner Erfindung in Aktion zu sehen, entschied sich aber dagegen. Giovanna hatte unter den zahlreichen Verletzten, die zumeist Stich- oder Kratzwunden aufwiesen, eine ihrer Kolleginnen entdeckt und versuchte ihr zu helfen. Dottore Carnetto hatte sich einen Schraubenschlüssel geschnappt und patrouillierte am Beckenrand auf und ab. Wer konnte schon sagen, ob nicht noch mehr der Monster im Anmarsch waren?
    Carlo beugte sich zu der Ratsvorsitzenden hinab. »Wie war das möglich? Hat sie denn keiner kommen sehen?«
    Die Frau war sichtlich geschockt, blickte starr geradeaus, als sie antwortete. »Die Außenposten haben nichts gemeldet. Sie... sie müssen sich vorbeigeschlichen haben, oder...«
    Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte Carlo. Was, wenn es niemanden in den Außenposten mehr gab, der sie hätte warnen können? Die Wachkuppeln waren stabil gebaut und noch einmal verstärkt worden, als die Angriffe der Fischmenschen zunahmen. Aber niemand wusste, ob das auf die Dauer ausreichen würde.
    »Ich habe Gustavo losgeschickt, wegen des Prototyps.« Die Ratsvorsitzende versuchte sich zu erheben und nahm dankbar die dargebotene Hand Carlos, um sich daran hochzuziehen. »Wie ich sehe, haben Sie dem Versuch zugestimmt.«
    Carlo nickte. »Mit Vorbehalten. Ich weiß nicht, ob der Anzug so funktioniert, wie wir es vorgesehen haben. Zwar reagieren die Kraftverstärker und die neuronale Übertragung bis jetzt fehlerfrei, aber es gibt natürlich keine Erfahrungswerte.«
    Aufgeregtes Klackern kam aus dem Seitenarm der Höhle. Gustavos aggressive Schreie waren zu hören, dann ein saftiges Reißgeräusch. Ein erstickter Laut und ein dumpfer Schlag folgten.
    Dann flog etwas aus dem dichten Gebüsch zu ihnen herüber. Mit einem satten Klatschen schlug etwas nur zwei Meter von Carlo und der Ratsvorsitzenden auf den Höhlenboden. Das Gebilde verspritzte eine dunkle Flüssigkeit und rutschte noch eine Armlänge weit, bis es liegen blieb.
    Carlo wurde speiübel, als er das noch zuckende Stück Fleisch als Bein eines der Fischmonster identifizierte. Hatte Gustavo das getan? Hatte er mit der Kraft, die der Anzug ihm verlieh, den Gegner im wahrsten Sinne des Wortes zerrissen wie ein lästiges Insekt?
    Die Antwort auf diese Frage folgte auf dem Fuße, als drei Fischwesen, keines größer als anderthalb Meter, panisch

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