304 - Allein gegen alle
der Coach für alle Ernter und solche, die sich konditionsmäßig und körperlich fit halten wollten. Ein etwas grobschlächtiger Typ, teils ein wenig übereifrig und derb, aber ansonsten harmlos.
Was allerdings überhaupt nicht ins Bild passte, das waren die dunklen Blutschlieren auf Gustavos Körper und seiner Kleidung. Und seine aufgerissenen Augen, als er sagte: »Es ist so weit! Sie haben die Passage gefunden.« Er atmete schwer. »Es waren acht. Drei sind schon erledigt, fünf haben sich in der Nähe des Beckens in die Pflanzen geschlagen...«
Gustavos Blick ging zum Prototyp des Kampf- und Tauchanzugs.
***
»Das... das geht nicht!« Carlo hatte Gustavos Blick registriert. »Der Prototyp ist noch gänzlich unerprobt! Lediglich ein paar simulierte Testläufe, und die geben wenig Aufschluss darüber, ob...«
»Scusi, Dottore, aber dafür haben wir keine Zeit!« Der sportliche Hüne stieß ihn und Giovanna zur Seite, ging unbeirrt auf die Ablagefläche mit dem Taucheranzug zu.
Giovanna löste sich von Carlo und ging mit beschwichtigend erhobenen Armen auf Gustavo zu. »Gustavo, hör mir zu! Du kannst nicht einfach in das Ding steigen und alles wird gut! Der Anzug muss auf dich kalibriert werden, sonst nutzt er dir gar nichts.«
Gustavo ließ sich nicht beirren. Fieberhaft suchte er nach dem Mechanismus, der die Ablage und den schweren Anzug in die Senkrechte brachte. Schließlich fand er die richtigen Knöpfe, und mit einem leisen Brummen richtete sich die Liege auf.
»Ihr habt mich doch schon durchgemessen«, meinte Gustavo. Er nahm sich ein Handtuch und wischte sich damit die Spuren des Kampfes vom Körper. »Der verdammte Computer weiß, wer ich bin. Also, ist das Ding jetzt einsatzbereit oder verbrutzelt es mir das Gehirn, wenn ich es anziehe?« Die immer noch weit aufgerissenen Augen fixierten Carlo.
»Theoretisch«, seufzte er, »ist es möglich. Ein paar Feineinstellungen konnte ich noch nicht vornehmen, aber...«
»Für ein Aber haben wir keine Zeit, Puzo.« Gustavo drückte seine nackten Füße in die Anzugstiefel. »Habt ihr nicht gehört, was ich gesagt habe? Diese Biester sind hier . Bei uns. In der Grotta. Wir können sie nicht entkommen lassen! Nicht auszudenken, wenn sie ihren Artgenossen in der Kuppelstadt da draußen berichten, wir wären eine hilflose Beute. Giovanna, hilf mir bitte!« Er winkte die Biologin zu sich heran.
Giovanna zögerte, ihm beim Anlegen zu helfen, sah ihren Kollegen mit fragendem Blick an.
Es ist unverantwortlich! , schrie alles in Carlo. Das kann nicht gut gehen! Andererseits war die Kolonie in echter und akuter Gefahr. Gustavo hatte vermutlich recht – wenn sie es mit dieser Waffe nicht schafften, den Feind zu besiegen, wurde das Refugium wohlmöglich bald von Hunderten dieser Fischmonster überrannt. Widerwillig nickte er sein Einverständnis.
Auch Gustavo registrierte es, während er mit den Armen in die Anzugärmel fuhr. »Danke, Puzo! Giovanna, könntest du...?«
Sie nickte, trat hinter ihn und presste die Ausbuchtung unter dem Nackenwulst auf seine Haut. Die Vorrichtung zur Vernetzung des Rückenmarks mit dem Neuronalcomputer reagierte beim Hautkontakt automatisch und fuhr die nadeldünne Kanüle aus. Gustavo zog bei dem plötzlichen stechenden Schmerz scharf die Luft ein, entspannte sich aber sofort wieder, als ein leichtes Anästhetikum abgegeben wurde und die Stelle betäubte.
Die Biologin kontrollierte die Anzeige des Computers, dessen Steuerdisplay im rechten Handgelenk des Anzugs eingelassen war. Alles im grünen Bereich. Automatisch fuhr das Steuerprogramm hoch. Gustavos körperspezifische Daten waren bereits in den Speicher eingelesen worden – auch die von Giovanna und Carlo befanden sich darin, sowie von drei weiteren Kandidaten, die den Anzug möglicherweise nutzen sollten, war er erst einmal komplett fertig gestellt.
»Jetzt langsam den Kopf zurück...«, forderte Giovanna.
Gustavo tat, wie ihm geheißen. Er würde von dem eigentlichen Vernetzungsprozess nichts spüren. Die Fasern nahmen nur die spezifischen für sie bestimmen Reize auf, ohne dass sie dem Körper verloren gingen. Sie wurden quasi aufgeteilt und in gleicher Intensität sowohl an die echten Muskeln, wie auch an die künstlichen Verstärker des Anzugs weitergeleitet.
Carlo trat an die aufrecht stehende Liege heran und beobachtete nervös das Procedere. Das Display an Gustavos Handgelenk zeigte einen Fortschrittsbalken, der sich langsam zu füllen begann.
»Das war’s
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