304 - Allein gegen alle
dem Anzug haben? Alles funktionierte bestens. Jetzt nur noch die Adhäsionsflächen miteinander verbinden...
Moment mal! Matt hielt inne. Woher kam dieses Wissen? Konnte es sein, dass ihm der Anzug selbst eine Anleitung übermittelte, wie er zu benutzen war? Gut möglich. Und extrem praktisch.
Er zerrte die losen Enden des Anzugs übereinander und registrierte wenig überrascht, dass sie aufeinander kleben blieben, ja sogar miteinander zu verschweißen schienen. Der Vorgang erschien ihm seltsam vertraut.
Adrenalin durchflutete seinen Körper. Es fühlte sich gut an, in diesem Anzug zu stecken. Kraftvoll. Selbstsichere Gelassenheit machte sich in Matthew Drax breit.
Er bückte sich und griff nach der Tauchermaske, dann sprang er von dem Podest und ging zur Schleuse. Der Vorsatz, den Anzug gleich wieder abzulegen, war vergessen.
Während seines Weges zum großen Becken spürte er ein leichtes Prickeln im Nacken, das er aber bald darauf nicht mehr wahrnahm. Niemand sah ihn, als er sich die Brille aufsetzte und ins Wasser glitt.
Obwohl ihm niemand verraten hatte, wo sich die Hydritenstadt befand, hatte er nun doch plötzlich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo sie zu finden war und wie er dorthin gelangte.
Er konnte es sich selbst nicht erklären. Aber auch darüber dachte er nicht lange nach.
***
Mittelmeer, September 2527
Ein Schatten glitt nahe dem Grund durch das diffuse Dunkel. Kein noch so kräftiger Sonnenstrahl drang bis in diese Tiefe vor, nur eine Ahnung von Helligkeit konnte man wahrnehmen. Aber die Gestalt, die unaufhaltsam ihrem Ziel entgegen strebte, hatte ohnehin keinen Blick für die Korallen und Fischschwärme, die unter und neben ihr vorbeizogen.
Starr blickte der Taucher geradeaus. Mit jedem kräftigen Schwimmzug, den er tat, spürte er, wie das Wasser seinen Körper umspülte, ihm schmeichelte, ihm sanft zusprach, dass dies sein Element war.
Und dass der Feind keine Chance hatte.
Matthew Drax fühlte sich wie im Rausch. Die Wächter am Zugang der Hydritenstadt hatte er ohne Probleme erledigen können, bevor sie ihm gefährlich wurden. Die Stadt war also bewohnt. Ob von Mar’osianern oder Ei’don-Hydriten, war ihm gleichgültig. Hauptsache, sie verfügten über Transportquallen. Vielleicht konnte er sogar herausfinden, wo sich Quart’ol und Gilam’esh momentan aufhielten.
Niemand wird mich aufhalten, dachte er grimmig. Ich muss Xij helfen, koste es, was es wolle. Außerdem haben diese Fischmonster kein Mitleid verdient. So viele Opfer, die bei ihren Überfällen gestorben sind... Ich muss sie rächen und dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschehen kann! Dann werde ich wieder ein Krieger und Held sein, von allen verehrt! Und vielleicht erhört mich dann auch Gio... nein, Vanna.
Seine nächste Station musste das Hydrosseum der Stadt sein, das wusste Matt. In der großen Halle, die es in jeder Hydritenstadt gab, war die spezifische Geschichte des Ortes in Mosaikbildern verewigt, und hier befand sich auch die Kommunikationszentrale. Von dort aus konnte er sicher in Erfahrung bringen, wo sich seine Freunde befanden.
Freunde? Unter den Hydriten? Das ist... abartig. Aber wenn sie Xij nicht helfen wollen, dann zwinge ich sie dazu!
Mit kraftvollen Zügen durchschwamm er die schmalen Gassen zwischen den einzelnen Bauten. Noch immer ließen sich keine Bewohner blicken, aber vereinzelte Warnrufe drangen zu ihm herüber. Sein Eindringen war nicht unbemerkt geblieben und wahrscheinlich würde man ihn bald angreifen. Besser, er erledigte seine Sache schnell.
Das Hydrosseum war schon aus der Ferne gut zu erkennen. Der turmschneckenförmige Bau schraubte sich unter dem höchsten Punkt der Kuppel nach oben und überragte alles andere.
Das können die Mar’osianer nicht selbst erbaut haben, dazu sind sie gar nicht fähig. Wahrscheinlich haben sie die Stadt einst erobert und alle friedlichen Hydriten getötet...
Schon wieder diese merkwürdigen Gedanken, die keinen Sinn ergaben. Am besten, er ignorierte sie einfach.
Matthew steuerte das bodennahe Frontportal an und glitt in die große Eingangshalle. Nur nebenbei registrierte er das kunstvoll gestaltete Interieur, versuchte mit schnellen Blicken die Situation zu erfassen.
Das Hydrosseum war auf den ersten Blick verlassen. Oder evakuiert worden, was Matt eher glaubte. Normalerweise war das Gebäude Tag und Nacht besetzt. Irgendjemand hielt immer Wache.
Eng an der Außenwand emporsteigend vergewisserte sich Matt, ob nicht doch jemand
Weitere Kostenlose Bücher