304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann

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aufbrechen können, wenn sie ihm den kraftverstärkenden Anzug gelassen hätten.
    ***
    Gegenwart
    Matt umrundete das Podest, auf dem der schwarze Tauchanzug, von einer Stange aufrecht gehalten, wie eine Statue stand. Er schimmerte samten, die dazugehörige Tauchermaske lag zwischen den beiden Flossenstiefeln.
    Vanna ließ Matt sich erst einmal umsehen. Es waren noch andere Gegenstände im Raum, alte Bohrwerkzeuge und ausgediente Generatoren zum Beispiel. In einer Ecke lag ein großer Haufen dünner Plastiflex-Schläuche und daneben etwas, das wie eine große Handpumpe aussah.
    »Wie ich schon sagte, es ist ein Raum voller Erinnerungen.« Vannas Miene verfinsterte sich. »Einige davon sind nicht so schön.« Sie deutete auf die Ansammlung von Schläuchen. »Vor etwas über sieben Jahren gingen hier unten plötzlich alle Lichter aus. Alles, was mit Elektrizität zu tun hatte, war nicht mehr zu gebrauchen. Die Computer, die Funkgeräte – alles.«
    Matt erkannte gleich, dass sie von der Zeit des weltweiten EMP sprach, unterbrach sie aber nicht, um zu erklären, dass der elektromagnetische Impuls von einer außerirdischen Lebensform ausgegangen war, die einst als scheinbarer Komet auf diesem Planeten gelangte. Vor etwa fünf Jahren hatte der Wandler die Erde wieder verlassen, und damit endete auch der EMP. Dieses Kapitel war abgeschlossen; warum also darüber reden?
    Weil ein anderes noch ganz und gar nicht beendet ist, meldete sich eine kleine, boshafte Stimme in seinem Kopf. Der Wandler mag weg sein, aber die Entität, die ihn durch das ganze Universum jagt, folgt immer noch seiner Spur zur Erde!
    Niemand wusste, wann dieser Streiter hier eintreffen und was er dann in seiner Wut tun würde. Matt war der einzige Mensch auf Erden, der einen Vorgeschmack darauf in Form einer Vision erlebt hatte. Der wiederkehrende Traum raubte ihm auch jetzt noch hin und wieder den Schlaf...
    »Zum Glück hatten wir Wärme und Licht«, drang Vannas Stimme in seine Gedanken, die sich ungewollt verselbstständigt hatten. Er widmete ihr wieder seine Aufmerksamkeit. »Aber die Algenfarmen waren in dem Maße, wie wir es kannten, nicht mehr zu betreiben. Die Aufbereitungsanlagen und die künstliche Beleuchtung der Gewächshäuser... Wir konnten nur zwei von ihnen halten und rudimentär betreiben. Mit Muskelkraft, Pumpen und langen Versorgungsschläuchen. Es war eine schwere Zeit, Matthew. Da hätten wir starke Männer wie dich zur Unterstützung gut brauchen können.«
    Sie war schon wieder bis auf Tuchfühlung herangekommen und machte Anstalten, seinen Bizeps zu betasten. Matt drehte sich und deutete in Richtung des Wasserbeckens. »Diese Ernteboxen, mit denen ihr die Algen von den Gewächshäusern in die Grotta transportiert«, fragte er das Erstbeste, was ihm in den Sinn kam. »Wie funktionieren die?«
    »Wie die Schleusenverschlüsse der Nebenkammern: elektro-magnetisch«, antwortete die Meeresbiologin. Es gelang ihr, die Enttäuschung zu verbergen, falls sie welche verspürte. »Unter dem Meeresboden verlaufen im Sediment versenkte, ummantelte Metallstreben entlang, deren Magnetfelder die Boxen über den Grund ziehen, bis die angelegte Spannung im großen Becken der Haupthöhle deaktiviert wird und die Kisten nach oben steigen.«
    Matt nickte und kratzte sich am Kinn. So etwas hatte er sich schon gedacht. Bei einer der Boxen musste vor zwei Jahren das Magnetfeld versagt haben; sie hatte sich vom Band gelöst und war aufgestiegen, bis der alte Como sie aus dem Meer gefischt hatte.
    »Und dieser Taucheranzug hier?«, fragte Matt weiter. »Was ist mit dem?« Von dem Kleidungsstück ging eine unerklärliche Faszination aus.
    Vanna trat an das Podest heran. »Eine weitere Geschichte, die nicht besonders erfreulich war. Vor etwa hundertfünfzig Jahren wurde das Refugium von einer Spezies intelligenter, aber äußerst brutaler und gefräßiger Meereswesen angegriffen. Mein Urgroßvater und meine Urgroßmutter, nach der ich im Übrigen benannt wurde, entwickelten damals diese Waffe. Der Anzug verstärkt die Muskelkraft seines Trägers. So gelang es damals, die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Der Kampf gegen die Menschenfresser dauerte etwa einen Monat. Danach sind sie nie wieder aufgetaucht. Der Anzug wurde nicht mehr gebraucht...« Sie zögerte kurz und fuhr dann fort: »Ich weiß nicht, warum er nie wieder zum Einsatz kam. Über das Thema wurde wohl nicht gern gesprochen.«
    »Intelligente Meereswesen?« Matt war plötzlich hellwach.