305 - Nach Millionen von Jahren
erhobenen Händen in eine Kampfposition. »Wann denn?!« Sie zeigte trotzig mit einer Kinnbewegung auf Xij. »Du bist ja nur noch bei der Scheintoten da!«
»Flossen flach halten, Fishmac«, zischte Xij.
Matt sah sie eindringlich an. »Deine Anfeindungen machen die Lage nicht besser.« Er traute es eher Xij zu, sich trotz ihrer Emotionen zurückzunehmen, als E’fah. Im Grunde hatte E’fah mehr zu verlieren.
Xij schwieg.
Die Qualle hielt im Herzen der Stadt. Ein tempelartiges Gebäude dominierte das Zentrum. Es beeindruckte durch seine majestätische Größe von über sechzig Metern. Ein schwaches grünes Leuchten drang daraus hervor. Zwei Portale ragten vor der Qualle auf. Sie trugen die Inschriften » Kammer des Wissens« und » Kammer der Macht« .
Matt half Xij, die leicht zitterte, hinaus. »Geht es?«, fragte er leise. Er hatte Angst, sie würde erneut kollabieren. »Willst du lieber in der Qualle bleiben?«
Xij schüttelte den Kopf. »Ich schaff’s schon. Ich will diesen Klon!«
Sie folgten E’fah und Gilam’esh in die Kammer hinein. Quart’ol bildete das Schlusslicht. Einmal mehr bestaunte Matt die hohen Wände, die so hoch hinaufragten, dass er die Decke nicht ausmachen konnte. Die seepockenartige Bausubstanz glitzerte, als wäre sie von winzigen Sternen übersät. Nach oben hin verlor sich das Licht.
Er schwamm bedächtig hinter den anderen her, auf die riesige weiße Schneckenmuschel zu, die das Zentrum des Saales bildete. Aus den Windungen der Muschel drang das Strahlen, das auch Dra’nis beschrieben hatte. Grünes Leuchten mischte sich mit dem Licht der Wände. Sie umschwammen das gigantische Gebilde – und hielten erschrocken inne.
»Bei allen Meeren!«, keuchte Quart’ol.
Das Bild auf der anderen Seite der Muschel ließ Matt den Atem anhalten. Pozai’don hing an mehreren bionetischen Ketten im Raum. Zahlreiche Wunden bedeckten seinen Körper. Er schwebte in einer roten Wolke.
»Nein!«, klackte E’fah erstickt.
Matt reagierte zuerst und kraulte auf die in ihrem Blut treibende Gestalt zu. Jede Animosität war vergessen.
»Pozai’don?« Er griff durch das Blut hindurch die Hand des Wächters. Die Schuppen fühlten sich weich und kalt an. Jede Spannkraft hatte sie verlassen. Nur langsam richtete der Angesprochene den Kopf auf. Matt atmete erleichtert auf. Er lebte.
»Kannst du mich hören?«
»Ihr... müsst... folgen«, brachte Pozai’don gequält hervor. Seine Stimme klang schwach. Matt sah die schwarzen Male am Hals. Jemand hatte dort heftig zugedrückt.
E’fah schoss neben ihn. »Ist es ihnen gelungen, Pozai’don? Sind sie geflohen?«
»Sie... haben den... Körper. Schon vor... zwei... Phasen. Sind...« Er röchelte. Luftblasen wirbelten auf.
»Wo?«, fragte Matt hart. »Wo sind sie?«
Quart’ol mischte sich ein. »Komm mit mir! Ich weiß es.«
***
Matt, Quart’ol und Gilam’esh tauchten zur Transportqualle.
»Ich komme auch mit!«, rief Xij hinter ihnen.
Hastig drehte Matt sich zu ihr um. Sie sah bedauernswert aus. Ihr Körper zitterte unkontrolliert und ihr Gesicht war weißer als eine Muschelschale.
»Nein. Das ist zu anstrengend. Geh mit Bel’ar und E’fah! Ihr müsst Pozai’don auf die Krankenstation bringen und nach Dra’nis sehen. Außerdem müsst ihr die Wache verständigen.«
Xij zögerte. »Aber der Klon...«
»Ich werde alles tun, um ihn dir zurückzubringen. Ich verspreche es.«
Sie nickte. »Okay. Ich verlasse mich auf dich.«
Er tauchte eilig hinter Quart’ol und Gilam’esh her und zwängte sich durch den Ringwulst in die Qualle.
»Wo bleibst du denn?« Quart’ol gab vollen Schub. Die Muschel- und Nadelgebäude zischten an ihnen vorüber.
»Woher weißt du, wo der Bund ist?«, fragte Matt angespannt. Er hatte selbst eine Vermutung, doch er wollte eine Bestätigung.
Gilam’esh antwortete an Quart’ols Stelle. »Gilam’esh’gad ist ein Höhlensystem mit sehr dicken Wänden. Es gab insgesamt nur drei Ausgänge zum offenen Meer hin, von denen einer – der Einbruch in der Höhlendecke – inzwischen wieder geschlossen ist. Der Hauptzugang ist der, durch den du mit Xij kamst. Dort sind Wachen postiert, die keinen durchlassen. Vor allem keinen fremden Hydriten. Es wäre zu riskant für den Gilam’esh-Bund, in einem unfertigen Klonkörper dort hindurch zu wollen. Zumal sie mit einer Verfolgung rechnen müssen.«
Matt nickte. »Ihr glaubt, sie gehen über das Bestiarium? Durch die Wasseraustauschröhre?«
»Richtig«, bestätigte
Weitere Kostenlose Bücher