305 - Nach Millionen von Jahren
keinen Aufschlagzünder. Quart’ol fragte sich, ob es überhaupt sinnvoll war, eine Waffe zu benutzen, die kurz vor dem Ziel explodierte und nur über den Druck wirkte. Aber sie hatten auf weite Distanz nichts Effektiveres an Bord.
»Nicht träumen! Bleib dran!«, klackte Gilam’esh ihm verärgert zu. »So viel Abstand sollst du auch nicht halten. Wir dürfen unseren Vorteil nicht aufgeben!«
Quart’ols Hände fühlten sich an wie etwas, das nicht zu seinem Körper gehörte. Seine Schuppen schienen in Eiswasser gebadet, während er versuchte, den Einweisungen Gilam’eshs zu folgen. Er gab Schub und ließ die Transportquelle Seite an Seite mit der Urzeitbestie durch die Dunkelheit schießen. Gilam’esh feuerte aus allen Rohren. Er wechselte Torpedos und Blitzbeschuss ab.
Der Pliosaurus wurde mehrfach getroffen. Er zuckte im Wasser und war doch noch lange nicht besiegt. Wieder und wieder löste Gilam’esh aus, bis ein schwarzer Raucher sich vor ihnen aus der Dunkelheit schälte. Das Licht der Qualle streifte fluoreszierend blaue Röhrenwürmer, Korallen und einen Teppich aus dicken Algen. Der Raucher kam beängstigend schnell näher. Quart’ol zog nach links, der Plesiosaurus wich nach rechts aus.
»Verflucht!« Gilam’esh ballte die Hände zu Fäusten. »Wir dürfen ihn nicht verlieren!«
»Das wird das geringste Problem sein«, brachte Quart’ol hervor und wendete. Er war den Bruchteil eines Augenblicks zu langsam. Ehe die Qualle neu ausgerichtet war und Gilam’esh schießen konnte, geschah, was Quart’ol befürchtete: Die Bestie nutzte die Chance und griff an! Das zahnbewehrte Urzeitmaul umschloss die Transportqualle und quetschte sie zusammen wie ein Nussknacker. Ein hässliches Ratschen und Reißen erklang.
»Sie hält nicht stand!«, klackte Quart’ol panisch. Im Geist sah er sein Ende bereits gekommen.
***
Matt hatte den Klonkörper Xijs gepackt und befand sich auf halbem Weg in der Röhre, als er den Schatten hinter sich bemerkte. Sein Herz schlug schneller. Adrenalin schoss in seine Blutbahn. Er ließ den Klon los, fuhr hastig herum und feuerte blindlings eine Salve mit dem Blitzstab.
Vor ihm trieb ein junger Shoniosaurus im Wasser. Obwohl die weißen Lichtbögen ihm sichtlich zusetzten, brach er die Verfolgung nicht ab. Das haiartige Reptil beschrieb ein schmales Oval, ehe es zurückkehrte.
Matts Angriff erfolgte wahllos. Immer wieder aktivierte er die Waffe. Sein Körper unter dem Tauchanzug badete im Schweiß. Er verbot sich jede Angst. Xijs Körper musste zurück in die Stadt. Er hatte es versprochen.
Endlich: Das Monster wich zurück und vergrößerte den Abstand. Er nutzte die Zeit, um weitere wertvolle Meter zu gewinnen.
Seine Muskeln brannten. Das lange Schwimmen war ungewohnt und schmerzhaft. Sein Atem ging hektisch und er meinte nicht genug Sauerstoff über die Atemmembran zu erhalten.
Weiter , trieb er sich selbst an.
Vor ihm lag als heller scharfer Fleck die Öffnung nach Gilam’esh’gad. Hinter sich hörte er rauschendes Wasser und blickte erneut zurück.
Der Shoniosaurus schoss auf ihn zu. Matt zerrte Xijs Klonkörper voran und gab ihm einen kräftigen Stoß. Er trieb von ihm weg, auf die Stadt zu.
Das Urzeitreptil kam bedrohlich schnell näher. Matt hob die Waffe. Das Maul vor ihm öffnete sich. Reißzähne blitzen im Halbdunkel auf. Er drückte er den Auslöser... doch nur ein schwaches Blitzen folgte. Der Stab war zu oft hintereinander ausgelöst worden und streikte.
Matt fluchte und versuchte auszuweichen. Die Sekundenbruchteile erschienen ihm wie Minuten. Rudernd bewegte er sich zur Seite, doch die spitzen Zähne des Monsters kamen unbarmherzig näher. Schon meinte er den Biss zu spüren, der seinen Körper auseinanderriss. Alle seine Muskeln spannten sich. Er riss die Fäuste hoch – und musste plötzlich geblendet den Kopf abwenden.
Seine Augen schmerzten von dem hellen Licht, das um die Bestie aufflammte. Silberne Blitze umzuckten den Körper. Das Tier schrie Urschreie aus, die in Matts Ohren widerhallten. Er bewegte sich von dem Reptil fort und beobachtete dabei blinzelnd den Todeskampf seines Feindes. Mehrere Sekunden zuckte der Saurier noch, dann wurden seine Flossen schlaff und der Körper trieb reglos in der leichten Strömung.
Matthew atmete auf. Er sah sich nach seinem Retter um – und erkannte zu seiner Überraschung ein ganzes Bataillon von Quallen, die am Röhrenausgang Position bezogen hatten.
Erleichterung und Erstaunen mischten sich in ihm.
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