305 - Nach Millionen von Jahren
Schutz mehr für die Stadt.«
Gilam’esh bereitete die Bordwaffen vor. »Worauf wartest du, Junge?«, fragte er angriffslustig. Seine stolze Haltung ließ ihn ganz und gar wie einen Kriegsmeister der Hydree aussehen.
Quart’ol beschleunigte die Qualle und tauchte in die Finsternis ein. Matt hielt den Atem an. Jeden Lidschlag rechnete er mit dunklen Schatten, riesigen, bösartigen Augen, die frontal auf sie zuschossen, und mit Reißzähnen, die sich in der Qualle verbissen.
Aber das Wasser blieb ruhig. Die Lichtkegel der schnell dahingleitenden Transportqualle brachten die Planktonpartikel vor ihnen zum Leuchten. Etwas anderes bewegte sich im Wasser nicht. Unbeschadet erreichten sie den Ausgang der Röhre und kamen in eine riesige unterirdische Höhle. Schroffes Lavagestein breitete sich aus. Stille umgab sie.
»Nichts«, klackte Quart’ol belegt. Seine Finger fuhren über die Elemente. »Das Bestiarium ist wie ausgestorben. Ich messe keine Saurier an.«
»Die kommen noch«, knurrte Gilam’esh. »Hübsch die Augen weiten und weiterfahren.«
Matts Arm schoss vor. »Da!« Er zeigte auf eine reglose Silhouette, die keine fünf Längen entfernt trieb. »Fahr langsamer! Da ist der Klonkörper!«
Sie fuhren heran und erkannten den Klon im scharfen Licht der Strahler. Gilam’eshs Scheitelkamm erschlaffte. Er sah Matt nicht an. Matt unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen. Der Klon besaß eindeutig eine menschliche Form. Er war länger und heller als der Körper eines Hydriten. Je näher sie kamen, desto mehr Einzelheiten nahm er wahr und fühlte sich fast verlegen. Obwohl Details wie Brustwarzen oder Nasenform noch nicht voll ausflektiert waren, schien es ihm, als würde Xij nackt in der Strömung treiben. Aschblondes Haar umspielte ihr regloses Gesicht wie ein Fächer. Kein Muskel zuckte. Noch besaß der Klon Kiemen. Auch sie bewegten sich nicht.
Quart’ol fand seine Sprache als Erster wieder. »Sie haben den Körper verlassen. Aber wo sind sie hin?«
Gilam’esh lehnte sich ruckartig vor. »Da hinten!«
Sie sahen alle drei zugleich, was sich aus der Dunkelheit schälte und auf sie zuschoss: ein Pliosaurier! Das Meeresreptil mit den vier mächtigen Paddelflossen und dem gut fünf Schritt langen Kopf maß über fünfzehn Meter.
Matt erbleichte. »Der Gilam’esh-Bund muss das Tier gerufen haben. Sie sind da drin!«
Fasziniert und entsetzt betrachtete er die Ausmaße des Reptils. Wo dieses Maul zubiss, wuchs keine Alge mehr. Immer schneller wurde das Reptil, bis es wie ein Pfeil auf die Qualle zuraste. Schmale Augen fixierten das Ziel unbarmherzig. Dieses Geschöpf würde töten.
»Schieß!«, verlangte Quart’ol hektisch.
»Noch nicht!«, sagten er und Gilam’esh wie aus einem Mund. Noch war das dickhäutige Monster nicht nah genug heran, um schwer getroffen zu werden.
Mit wachsender Sorge sah Matt den Klon in der Strömung schwanken. Wenn das Monster nur wenige Schwimmlängen an ihnen vorbei stieß, konnte es den Körper mit einem Biss zermalmen.
»Ich muss raus!« Er hangelte sich zum Ausgang. »Ich habe es Xij versprochen. Der Klon muss in Sicherheit gebracht werden. Ich schaffe ihn durch die Röhre in die Stadt zurück!«
Keiner seine Freunde hielt ihn ab oder sagte, es sei zu gefährlich. Die Sorge spiegelte sich lediglich in ihren Gesichtern.
Gilam’esh schoss eine erste Ladung mit der integrierten Blitzwaffe ab. Das Wasser knisterte. Weiße Lichtbögen schnappten links und rechts des Bugs vorwärts. Der Kopf des Monsters zuckte in ihrem Schein. Der Saurier brüllte und warf sich zur Seite. Auch die Qualle machte durch den Wasserdruck einen leichten Schlenker.
Quart’ol packte Matts Schulter. »Viel Glück. Wir halten das Vieh von dir fern und erledigen es. Dem Bund muss endlich ein Ende gemacht werden.«
Matt legte seine Hand kurz auf die Quart’ols, dann zwängte er sich durch den Ringwulst und hinaus ins Bestiarium.
***
»Das Biest kommt zurück!«, klackte Quart’ol.
»Das ist nicht zu übersehen. Versuch uns parallel zu diesem Mistvieh zu bringen. Und außer Reichweite der Zähne.«
Quart’ol arbeitete verbissen an der Steuerung. Er bewunderte Gilam’eshs große Ruhe. Der Scheitelkamm des Hydree zeigte in seiner Verfärbung nicht die geringste Erregung, als er erneut auslöste. Ein bionetischer Torpedo zischte dem Pliosaurus entgegen. Die Waffe wurde eigentlich nur gegen Schwärme im offenen Meer eingesetzt und diente der großflächigen Abwehr. Deshalb besaß das Geschoss
Weitere Kostenlose Bücher