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305 - Nach Millionen von Jahren

305 - Nach Millionen von Jahren

Titel: 305 - Nach Millionen von Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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kannst gegen sie nichts ausrichten! Das wäre dein Ende!
    » Du hast mich schon oft unterschätzt«, knurrte Gilam’esh. Das Feuer der gerechten Wut brannte in ihm. In den vergangenen Umläufen [6] wurden die Angriffe und Überfälle der Patrydree immer dreister. Sie jagten die Ikairydree, diesen friedlichen und hilflosen Stamm seines Volkes, der niemandem etwas antat. Sie überfielen küstennahe Städte und verschleppten die Einwohner an Land. Aber damit nicht genug: Sie fraßen sie auch, denn die Patrydree waren Kannibalen.
    Gilam’esh schüttelte sich. Beim gestrigen Lichtend war er auf Abfälle einer ihrer Rotten gestoßen. Auf Knochen von Ikairydree, die verbrannt in erloschenen Feuerstellen lagen. Wie sollte er da ruhig bleiben und sich zurückhalten? Gerade erst hatte man ihn zum Kriegsmeister ernannt, und das gewiss nicht, weil er unentschlossen und feige war.
    Den Bestien musste Einhalt geboten werden. Jede Faser seines Körpers schrie nach Vergeltung für die grauenhaften Taten, die sich zu jedem Hochlicht mehrten.
    Und wieder einmal beweist du mir, dass dich die niedere Mathematik überfordert , spottete der Matt-Geist. Drei gegen vierzig. Was für ein Wahnsinn. Warte wenigstens auf Verstärkung.
    »Damit sie die anderen Gefangenen in der Zwischenzeit auch noch fressen?«, gab Gilam’esh patzig zurück.
    »Gilam’esh?« Die Stimme seines Lehrers Kazar’bal lenkte ihn von seinem inneren Dialog ab. Er schob den Gedanken an den fremden Geist von sich und wandte sich dem ehrwürdigen Meister zu. Der alte Hydree kroch über zwei rote Steinplatten in seine Richtung. Dabei hielt er sich so tief, dass er in der Senke nicht gesehen wurde.
    »Meine Entscheidung ist gefallen«, klackte Gilam’esh mit fester Stimme. »Wir greifen an. Sofort. Wir müssen die Gelegenheit nutzen und sie in der Nähe des Sees stellen, solange der Dunst aufsteigt.«
    Kazar’bal nickte. »Kar’iryish ist bereit. Die Kriegsmeisterin wartet nur auf deine Anordnungen.«
    Gilam’eshs Scheitelkamm verfärbte sich zufrieden. »Wir greifen von drei Seiten aus an. Sobald ich die Muy’laals rufe, betäubt oder tötet ihr so viele von ihnen, wie ihr könnt.«
    Er zog seinen Kombacter und stellte ihn auf volle Leistung. Kazar’bal wandte sich bereits ab, um sich in den Gelbfiederbüschen auf der anderen Seite der Senke zu verbergen.
    »Sie verdienen keine Gnade«, murmelte Gilam’esh halblaut. Noch einmal atmete er die staubige Luft ein, dann bezog er seine Position. Sein Geist weitete sich. Seine Mentalstrukturen griffen nach jenen Wesen, die ungeduldig auf das Zeichen zum Angriff warteten.
    Kommt , sang er in Gedanken. Kommt an Land und tötet die, die euch fressen!
    Von seiner erhöhten Position aus sah er das Wasser brodeln. Die ruhige Oberfläche des Sees in der Mitte der Senke platzte auf. Weiß blitzende Fischkörper warfen sich an Land, flogen wie Wurfdolche durch die Luft und richteten ein Blutbad an. Gilam’esh lenkte die Muy’laals, die von allen Tieren des Rotgrunds für seine Befehle am empfänglichsten waren.
    Schreie klangen auf, als sich die Schlangenfische in Bäuche, Hälse und Gliedmaßen verbissen. Dunkles Blut spritzte. Chaos brach unter den Patrydree aus. Die provisorisch errichteten Halbhöhlen im Boden wurden von rotgelbem Staub umwirbelt. Zusätzlich erschwerten die aufsteigenden Dunstschwaden des Sees den Überrumpelten die Sicht.
    Gilam’esh richtete seine Waffe auf die Gegner und drückte ab. Fünf Patrydree brachte er zur Strecke, gute fünfzehn erledigte der Schwarm der fliegenden Muy’laals.
    Dann hatten die Feinde ihre erste Überraschung überwunden, ihn gesehen und wichen zurück. Links von Gilam’esh erklang ein heller Todesschrei. Er riskierte einen Blick sah mit wild pochendem Herzschlag, wie Kar’iryish getroffen zu Boden sank. Zwei pfeilartige Kurzspeere ragten aus ihrem Leib.
    Die Kriegsmeisterin sank leblos in die Schwaden, die sie wie ein Leichentuch bedeckten. Wo Kazar’bal war, wusste Gilam’esh nicht, aber es schien ihm kein gutes Zeichen, dass sein Lehrer nicht mehr schoss. Er stand allein. Eine Flucht gebot ihm weder der Stolz noch die Vernunft. Wenn er rannte, würde er nur müder sterben.
    Ein Pfeil flog auf ihn zu. Gilam’esh war wie erstarrt, doch der fremde Geist in ihm reagierte. Sein Körper warf sich fast ohne sein Zutun im letzten Moment zur Seite, rollte sich ab und kam wieder hoch.
    Doch machte es noch Sinn zu kämpfen? Er hatte verspielt. Noch immer standen zehn der

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