306 - Ein Hort des Wissens
gesagt!«
»Dann verrat mir, wie wir das anstellen sollen, diese Kolosse an Bord zu schaffen.« Rulfans Miene wurde hart, er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich höre.«
»Wenn der Schlepper und die Raupe hier bleiben, dann bleibe ich auch hier!«
»Jetzt werde nicht kindisch, Meinhart.« Rulfans Stimme klirrte vor Kälte.
Sir Leonard gesellte sich zu den Streithähnen, um zu schlichten. »Wir werden einen neuen Schlepper bauen, wenn wir erst in Canduly Castle sind.« Der alte Mann schlug dem Technikfreak auf die Schulter. »Ich kenne Orte, an denen lagern Fahrzeuge, in denen du Ersatzteile findest, von denen du noch nicht einmal geträumt hast.«
»Und die Raupe?!«, schrie Meinhart.
»Was nicht geht, das geht nicht, verdammt noch mal!« Rulfan blieb hart.
»Du hast ja keine Ahnung, Mann! Du weißt ja nicht, was es bedeutet, so ein Familienerbstück zu warten und zu pflegen!« Steintrieb stampfte mit dem Fuß auf und schüttelte die Fäuste. »Eiskalt bist du, Mann! Ein Steinklotz bist du!«
»Schluss jetzt!« Nun platzte auch Rulfan der Kragen. »Ich verlange Disziplin an Bord! Und ein Minimum an Respekt!«
»Ha!« Meinhart sprang zurück und stach mit dem Zeigefinger nach dem Albino. »Willst den Chef raushängen, Mann? Vorsicht! Nix kannst du verlangen vom Meinhart, nix! Und wer hat den angefangen mit der Respektlosigkeit!«
Er fuhr herum zu Gonzales und Pieroo und den Männern aus Guernsey und Corkaich. »Ausladen! Sofort!« Er fuchtelte mit den Armen. »Mein ganzes Zeug zurück an die Küste!«
»Du spinnst ja!« Rulfan sprang zwischen ihn und die betreten und verwirrt dreinschauenden Lastenträger. »Die Kisten bleiben im Laderaum!«, brüllte er. »Das ist ein Befehl!«
»Hast du sie nicht mehr alle, Kerl?« Meinhart klopfte sich an die Brust. »Das Zeug ist mein Eigentum!«
Sie schrien noch ein Weilchen herum – bis Meinhart beleidigt in eines der Ruderboote stieg und sich zurück an den Kiesstrand rudern ließ.
Rulfan umklammerte die Reling und sah Meinharts Boot hinterher. Sein Vater und Pieroo traten neben ihn. »Sein Maschinenzeug antasten ist, wie ihm an die Eier greifen«, sagte Pieroo. »Tut ihm arg weh.«
Pieroo mochte schlichte Worte gebrauchen, doch er brachte die Sache auf den Punkt. »Zurück an den Strand mit dem Schlepper«, befahl Rulfan, spuckte über die Reling und verzog sich unter Deck.
Inzwischen wurde es dunkel. Sir Leonard beaufsichtigte die restlichen Arbeiten und ruderte dann an den Strand, um mit Meinhart zu sprechen. Offenbar erfolglos, denn nach wenigen Minuten schon verließ er wieder das Zelt, in das der Retrologe sich verkrochen hatte und legte sich schlafen.
Den gesamten folgenden Tag verluden die Männer nicht eine einzige Kiste mehr. Sir Leonard aber ließ sich von Pieroo und anderen mindestens zehnmal zwischen dem Strand und der Fregatte hin und her rudern. Am Strand sprach er mit Meinhart, auf dem Schiff mit seinem Sohn. Erst in der Dämmerung hatten seine Vermittlungsarbeiten Erfolg: Meinhart stimmte einem Kompromiss zu – vorausgesetzt, Rulfan entschuldigte sich bei ihm.
In der Dunkelheit ruderte der Albino in Begleitung seines Vaters an den Strand und betrat Meinharts von einer Öllampe erleuchtetes Zelt. »Tut mir leid, Meinhart. Ich hätte wissen müssen, wie sehr du an den Maschinen hängst. Irgendwann habe ich dann die Nerven verloren, ’tschuldigung.« Er streckte die Hand aus.
»Kann schon passieren, Mann.« Steintrieb grinste verlegen und griff nach Rulfans ausgestreckter Hand. »Hab ja noch viel lauter geschrien als du. Nicht böse sein, ja?« Sein großporiges Gesicht verzog sich zu einem jungenhaften Lachen. »Ist halt ein bisschen verrückt, der Meinhart, was?«
Der Kompromiss kostete noch einmal fünf Tage: Der Schlepper kam an Bord – wurde aber zuvor in ungefähr tausend Einzelteile zerlegt. Die schwere Panzerraupe blieb am Strand zurück. Lediglich die wichtigsten Teile baute Steintrieb aus und ließ sie verladen: den Motor, das Getriebe, die Ketten und die Elektronik aus dem Fahrerhaus. Und noch ein paar Kleinigkeiten.
Zähneknirschend beobachtete Rulfan die Arbeit vom Schiff aus.
***
»Macht irgendwie einen stabilen Eindruck, der Steinkasten, was?«, flüsterte Hoss. Varmer antwortete nicht, spähte nur durch das Fernrohr. Alles wollte er wissen – die Anzahl der Türme, die Anzahl der Männer hinter den Zinnen, den Zustand der Mauern, wie viele Fenster in Reichweite einer Sturmleiter lagen. Einfach alles.
»Der
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