Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Nachthimmel. Schließlich wandte er sich an seinen Adjutanten Hoss. »Wecke zwei ausgeruhte Männer, Kleiner. Schicke sie zur Vorhut, gib ihnen folgende Befehle mit: ruhig verhalten; Lage der Mauern skizzieren; Lage der Fenster und Türme der Burg auskundschaften; unauffällig bleiben. Es gibt da einen König einen knappen Tagesmarsch entfernt, Stuart heißt der, er braucht nichts von unserer Anwesenheit merken. Wiederholen, Kleiner.«
    Fast wortwörtlich gab Hoss den Befehl wieder und schloss mit einem herzhaften »Amen!«
    »Gut so, Kleiner, weiter geht’s: Morgen gegen Mittag zwei dieser Beerensammler einfangen; gegen Abend kommen wir beide mit zwanzig Mann, dann werde ich die Gefangenen persönlich verhören. Wiederholen.«
    ***
    Die EIBREX IV lag zwar in einem natürlichen Hafen vor Anker, dennoch trennte ein Wasserweg von beinahe hundert Metern den Kiesstrand und die entführte Fregatte der Reenschas. Ausgeschlossen, eine Rampe zu bauen. Also ließen Rulfan und Steintrieb zwei Beiboote mit Planken eines gestrandeten Schiffes zu einem Floß verbinden. Auf ihm gelang es schließlich, Steintriebs Haushalt einschließlich der meisten Fahrzeuge hinüber zur Fregatte zu fahren.
    Das dauerte. Und länger noch, als das bloße Übersetzen, dauerte die Verladung der Kisten und Wagen.
    Der Lastkran auf dem Schiff arbeitete langsam. Pieroo und Gonzales organisierten eine Kette von Männern, die das Ladegut vom Kran aus in die Laderäume trugen. Jenny saß die ganze Zeit auf einer Bank unter der Treppe, die zur Kommandobrücke hinaufführte. Sir Leonard blieb die meiste Zeit an ihrer Seite; und wenn er einmal aufstand, ließ Pieroo seine selbstmordgefährdete Geliebte nicht aus den Augen.
    Als besonders schwierig erwies es sich, Steintriebs Fahrzeuge vom improvisierten Floß zu heben und an Bord zu schaffen. Um etwa das kleine Kettenfahrzeug mit dem Planierschild ans Oberdeck zu hieven, musste der Kran verstärkt und die Reling der Fregatte auf einer Länge von acht Metern abmontiert werden.
    Sie arbeiteten bis spät in den Abend hinein und standen am Morgen mit Sonnenaufgang von ihren Schlafplätzen auf, um die Arbeit wieder aufzunehmen.
    Am Abend des zweiten Tages dann gerieten Steintrieb und Rulfan aneinander. Es erwies sich nämlich, dass der Schlepper viel zu schwer für den Kran war. Nicht einmal eine Fingerbreite wollte er sich von den Floßplanken lösen; der Kran aber ächzte, stöhnte und quietschte, als würde er jeden Moment zerbrechen.
    »Es hat keinen Sinn, Meinhart«, sagte Rulfan; er stand neben Steintrieb an Bord der Fregatte unter dem Kran. »Wir müssen ihn hier lassen.« Er deutete an den Strand, wo das letzte von Steintriebs Fahrzeugen stand: die schwere Panzerraupe. »Und diesen Koloss sowieso.«
    Im breiten Gesicht des Retrologen klappte der bärtige Unterkiefer auf. Ein paar Atemzüge lang starrte er Rulfan an, als hätte der ihn aufgefordert, nach Britana zu schwimmen. »Kriecht dir denn der Nebel des Wahnsinns durch die Hirnwindungen?« Er fuhr herum. »Habt ihr das gehört, Leute?« Sein panischer Blick suchte Jenny, Pieroo und Sir Leonard. »Er verlangt tatsächlich, dass ich...«
    Die Stimme brach ihm. Meinhart Steintrieb fuhr wieder zu Rulfan herum, streckte den Arm aus und zeigte mit zitterndem Finger auf den Schlepper, der unter ihnen auf den Wellen schaukelte. Männer aus Corkaich und Guernsey standen um den Schlepper herum und äugten ratlos zu Meinhart und Rulfan herauf. »Ich soll mein Meisterstück aufgeben?« Er deutete zum Strand. »Ich soll das Räupchen aufgeben?« Sehr bleich war er auf einmal. »Bist du krank, Mann?«
    Rulfan zog die Brauen hoch und unterdrückten den aufbrandenden Ärger. »Bleib vernünftig, Meinhart. Du siehst doch, dass wir die Maschine nicht an Bord kriegen. Der Kran packt das einfach nicht.«
    »Kommt nicht in Frage!« Sehr laut wurde Meinhart jetzt.
    »Es geht nicht anders, Meinhart!« Rulfan hob beschwörend die Hände. »Willst du ihn auf dem Floß hinterher ziehen? Im nächsten mittelmäßigen Sturm kippt ihn irgendeine Welle ins Meer. Und die Raupe...«
    »Weißt du, wie lange ich an dem Schlepper gearbeitet habe?«, schrie Steintrieb. »Sechs Jahre! Und die Panzerraupe war das Lebenswerk meines Urgroßvaters!«
    »Tut mir leid, Meinhart, aber wir müssen die Fahrzeuge hier lassen. es geht nicht anders.«
    »Hörst du nicht zu, Mann?« Steintriebs fahles Gesicht lief rot an, er kreischte schier. »Kommt überhaupt nicht in Frage, habe ich

Weitere Kostenlose Bücher