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306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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jammerte der Fischer. »Bitte, bitte helft mir.«
    »Lass ich eventuell mit mir drüber reden«, sagte Varmer. »Zuerst aber beantwortest du ein paar Fragen.«
    »Ja, ja, ich will alles sagen, nur tut mir nicht noch mehr weh...«
    »Ist Alastar an Bord dieses verdammten Schiffes?« Varmers Männer umringten den Wagen.
    »Alastar?«, ächzte der Fischer.
    Varmer zog sein Schwert und schlug dem Verletzten mit der flachen Seite dorthin, wo oberhalb seines Knies ein Stück des Oberschenkelknochens aus dem blutverkrusteten und schwärzlich verfärbten Fleisch ragte. Der Mann schrie erbärmlich.
    »Nie gehört, den Namen?«, knurrte Varmer und holte zum nächsten Schlag aus.
    »Doch, doch...« Der Fischer aus Corkaich hob abwehrend beide Arme. Perlen kalten Schweißes standen auf seiner Stirn. »Er ist nicht an Bord...«
    »Wo dann?« Varmer ließ die schwere Klinge nicht sinken.
    »Tot.«
    »Ach!« Wer genau hinsah, konnte ein Lächeln über Varmers Miene huschen sehen. »Muss ich dir jedes Wort einzeln aus dem Leib quetschen?« Wieder schlug er zu. »Wie starb er?«
    Der Fischer brüllte gellend. Es dauerte, bis sein qualvolles Geschrei in Wimmern und Stöhnen überging. »Ich sag’ doch alles, was ich weiß...« Flehend streckte er Varmer die Arme entgegen. »Ich war doch nicht dabei, als er starb. Ich habe es nur gehört...«
    »Wer hat davon erzählt?«
    »Rulfan. Seinem Vater. Kurz bevor wir die Fregatte beluden.«
    »Was genau hat er erzählt?«
    »Dass einer, der Alastar hieß, in einer fernen Stadt erschlagen worden sei. Sie hieß...« Der Fischer leckte sich über die Lippen, schien in seiner Erinnerung zu wühlen. »Sie hieß so ähnlich wie der Mann, der dort gestorben ist, ja, es klang ähnlich wie Alastar...«
    »Agartha?« Varmer setzte sein Schwert neben dem zuckenden und wieder blutenden Bein des Mannes ab und stützte sich darauf.
    »Ja, Agartha... ja, diesen Namen hat er genannt.«
    »Und hat er auch gesagt, wer Alastar erschlagen hat?«
    »Eine Frau. Der Albino nannte sie Xij. Er sprach nicht gut von Alastar. Der habe ihn betrogen, sagte der Albino... wollte sich in jener Stadt Macht und Reichtum erwerben... hat auch einen aus einer Stadt in dieser Gegend hier betrogen, einen, den der Albino ›Meister‹ nannte.«
    »Meister Chan?«
    »Genau so, Meister Chan.« Der Verletzte atmete schwer. »Über ihn sprach Rulfan freundlich, doch dieser Alastar... ich glaube er war froh, dass er tot war...«
    Da ist er nicht der einzige , dachte Varmer bei sich selbst, hütete sich aber, es auszusprechen. Er wandte sich ab und stieg vom Wagen. »Bitte, helft mir!«, jammerte der Fischer ihm hinterher. »Ich werd am Wundbrand verrecken, wenn ihr mir nicht helft...!«
    Die Exekutoren entfernten sich ein paar Schritte vom Wagen und steckten die Köpfe zusammen. »Hat Meister Chan also recht gehabt«, knurrte Varmer. »Unser Chef wollte sein eigenes Süppchen kochen.«
    »Was Alastar betrifft, mag der Meister schon recht gehabt haben«, sagte Hoss. »In diesem Rulfan aber hat er sich getäuscht. Der Albino scheint zu seinem Bündnis zu stehen. Wie es aussieht, ist dieser Rulfan unserem Chef selbst auf den Leim gegangen.«
    Mit dem Handrücken verpasste Varmer seinem Adjutanten eine Ohrfeige. »Musst mir nicht die Welt erklären, Kleiner.« Er wandte sich zur Tür. »Ich gehe jetzt und sende Meister Chan eine Nachricht.«
    Er verschwand im Haus. Hoss und die anderen setzten sich auf den Boden und lehnten gegen die graue Mauer.
    Nach ein paar Minuten bückte Varmer sich aus dem Raum, in dem die Funkanlage stand. Sein Gesicht war finster. »Was sagt der Meister?«
    Varmer winkte ab. »Ich setze mich aufs Dreirad und fahre zurück nach Canduly Castle. Und du, Kleiner...« Er setzte Hoss den Zeigefinger auf die Brust. »… du wirst mit deinen fünf Männern nach Stuart Castle reiten.«
    »Zu König Stuart?«, fragte Hoss verwundert.
    »Exakt. Doch niemand dort wird euch sehen, und die einzige Person, die euch sehen wird, darf hinterher nicht erfahren, dass ihr Exekutoren seid. Meister Chan will das so.«
    Hoss nickte. »Und wer ist diese einzige Person, die uns zu Gesicht kriegt?«
    »Jemand, mit dem wir Stuart unter Druck setzen können«, erklärte Varmer. »Dieser Rulfan wird sich so schnell wie möglich auf den Weg nach Canduly Castle machen. Jedenfalls schätzt der Meister, dass er sehr bald nach Frau und Kind schauen wird. Wenn er dann merkt, dass wir die Burg haben, wird er sich wohl Waffenhilfe bei Stuart

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