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306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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holen.«
    »Und der darf nicht eingreifen«, sagte Hoss.
    »Richtig, Kleiner.«
    ***
    Ein Ruck ging durch die Eibrex IV, tief aus ihrem Rumpf knirschte und quietschte es. Rulfan hielt sich am Griffbügel neben der Luke fest, Damon Marshall Tsuyoshi taumelte gegen das Armaturenbrett, Gonzales stürzte in die Gurte seines Sitzes. Die Fregatte saß fest.
    »Gut gemacht!« Rulfan klopfte Gonzales auf die Schulter. Der Marsianer hatte es geschafft, das brennende Schiff trotz seiner Schlagseite noch auf eine Sandbank nahe der Küste zu manövrieren. Nun konnte es wenigstens nicht mehr sinken.
    Rulfan stürzte aus dem Ruderhaus. Von mindestens drei Stellen der Eibrex IV stieg dichter Rauch auf. Unter Rulfan, auf dem Außendeck, liefen Männer und Frauen mit Lederschläuchen und Ledereimern herum. Sir Leonard und Calora Stanton organisierten die Löscharbeiten.
    Rulfan sprang die Treppe hinunter. Ein Blick hinüber zur Küste – noch höchstens vierhundert Meter bis zum Strand. Rulfan brannte darauf, endlich nach Canduly Castle aufzubrechen. Doch zuerst einmal mussten die Feuer an Bord gelöscht werden.
    Aus der Luke, die zu den Unterdecks führten, taumelte ein paar rußgeschwärzte Männer nach draußen. Die meisten stammten aus Guernsey. Sie stürzten an die Reling, keuchten und spuckten und schnappten nach Luft. Ihre Kleider waren versengt, genauso ihre Haare und Bärte.
    »Meine Sammlung!«, schrie einer der Männer. »Meine Ersatzteile! Meine Waffen! Meine Werkzeuge!«
    Erst auf den zweiten Blick erkannte Rulfan seinen neuen Freund den Technofreak von der Ostseeküste. »Wenn diese verfluchten schottischen Krieger in die Finger kriege, zerreiße ich sie mit bloßen Händen!«, brüllte Meinhart.
    Er schüttelte drohend die Fäuste, und zugleich zogen Tränen feuchte Spuren durch den Ruß in seinem Gesicht. Sein vor einer Stunde noch so prachtvoller Bart war ihm bis knapp unter die Kehle verbrannt, von seiner stolzen Haarpracht standen nur noch verkohlte Fransen vom Schädel ab. Sein Ledermantel war verschmort, Brandwunden bedeckten seine Hände.
    Gegen Abend erst, als der letzte Brand gelöscht war, konnte Rulfan die Laderäume betreten und sich selbst ein Bild von Meinharts Verlust machen. Seite an Seite arbeiteten sie sich durch die Trümmer. Meinhart fluchte und heulte abwechselnd.
    Auch Rulfan tat es weh, was er sehen musste: Ein Teil von Meinharts Laborausrüstung war verbrannt, viele seiner Werkzeuge würde er nie mehr gebrauchen können, etliche Prototypen seiner Konstruktionen waren verloren und die beiden defekten Motorwagen vollständig ausgebrannt. Hunderte von Kisten mit Meinharts Artefaktensammlung hatten Feuer gefangen, und der Inhalt war zum größten Teil unbrauchbar geworden.
    »Wir leben noch, mein Freund.« Rulfan legte den Arm um den massigen Retrologen. »Und das Schiff ist nicht gesunken. Siehe es doch einmal so. Mehr als ein Drittel deines Besitzes konnten wir retten. Dein Jeep und die Einzelteile deines Schleppers zum Bespiel haben überhaupt nichts abbekommen.«
    Finster brütend starrte Steintrieb in die verkohlten Trümmer. »Wenn ich diese Kerle jemals in die Finger kriegen sollte, werde ich sie umbringen«, raunte er böse. Noch nie hatte Rulfan ihn dermaßen verbittert und wütend erlebt; nicht einmal bei ihrem Streit vor dem Aufbruch.
    Die Bilanz des Überfalls war auch sonst nicht gerade erfreulich: Drei Tote, sieben Verletzte, zwei Vermisste. Und den Plan, bis ans Ende der Meeresenge zum Gebirge zu fahren, musste Rulfan fallen lassen.
    Noch vor Einbruch der Dunkelheit ruderten er und Sir Leonard mit zwei Booten und zehn Mann hinüber an den Strand. Auch Steintrieb und Damon Marshall Tsuyoshi saßen in den Booten. Sie wollten die Umgebung des Strandes auskundschaften. Steintrieb war der einzige, der darauf hoffte, den Angreifern zu begegnen.
    Gegen Mittag des nächsten Tages war klar, dass kein Feind in den Dünen und den angrenzenden, teilweise bewaldeten Hügeln drohte. Rulfan befahl, ein Lager am Strand aufzuschlagen und stellte Wachen auf.
    Danach ließ er die Toten bestatten und mit der Bergung von Meinharts verblieben Schätzen beginnen.
    Nach drei Tagen, als der größte Teil der noch brauchbaren Ladung sich bereits am Strand stapelte, begann Meinhart Steintrieb damit, den schweren Schlepper wieder zusammenzubauen. Rulfan, der so schnell wie möglich nach Canduly Castle aufbrechen wollte, protestierte vergeblich. Weil er Meinharts Sturheit inzwischen kannte und den Konflikt nicht

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