Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Boden. Ihre Kleider und ihr Haar brannten.
    »Sie ergreifen die Flucht!« Meinhart jagte dem Schiff einen Laserstrahl hinterher. »Was für ein Wahnsinn, Leute! Wir haben die bescheuerten Schottenkrieger in die Flucht geschlagen!«
    Darüber vermochte Rulfan sich nicht zu freuen: Er sah die Toten und Sterbenden am Bug, und ihm wurde eng in der Brust. Doch damit nicht genug – er drehte sich nach dem Ruderhaus um: Flammen schlugen vor ihm aus den Deckaufbauten, hinter ihm stieg eine schwarze Rauchsäule in den Himmel.
    Hinter der Frontscheibe des Ruderhauses erkannte er Gonzales, den marsianischen Offizier. »Hinterher!«, brüllte Rulfan, ruderte mit den Armen, deuteten auf das Boot der flüchtenden Angreifer. »Die Scheißkerle kaufen wir uns!«
    Er blickte wieder in Fahrtrichtung. Das vermeintliche Fischerboot hatte schon gut zweihundert Meter zwischen sich und die Fregatte gebracht. Ein Laserstrahl des in wildem Grimm auflachenden Steintriebs fauchte weit neben ihm ins Meer. Dampf stieg aus den Wellen auf.
    »Wer sind diese Leute?«, zischte Sir Leonard.
    »Ich kenne nur einen in dieser Region der britischen Insel, der über derartige Waffen verfügen könnte – Meister Chan und seine gnadenlose Exekutorenbande.« Seine Kaumuskeln pulsierten. »Allerdings schätzen wir uns und pflegen eine Art unausgesprochenes Bündnis.«
    »Die Scheißkerle wollten ihr Schiff zurück, ist doch klar«, sagte Steintrieb. »Konnten ja nicht ahnen, dass du auf dem Kahn rumhängst, Mann!«
    Rulfan sah dem sich entfernenden Boot hinterher und nickte langsam. Plötzlich stutzte er und blickte um sich. Täuschte er sich, oder hatte die Eibrex IV Schlagseite? Siedend heiß fuhr ihm der Schreck in die Glieder. Auf der Brücke rief Damon Marshall Tsuyoshi seinen Namen. Rulfan sprang auf und drehte sich um.
    »Das Steuerruder!«, rief Tsuyoshi. In einer Geste des Bedauerns breitete er beide Arme aus. »Das Steuerruder hat einen Treffer gekriegt! Wir können niemanden verfolgen!«
    ***
    »Er ist an Bord gewesen!« Mit finsterer Miene tigerte Varmer im kleinen Innenhof der Funkstation hin und her. »Der Albino kommt nicht in einem verdammten Luftschiff, er kehrt mit unserer Fregatte zurück! Wie hätte ich das ahnen können?«
    Die fünf Überlebenden seines Angriffskommandos hockten am Boden und machten betretene Gesichter. Die Zeichnung des Albinos ging von Hand zu Hand. Jeder betrachtete sie und jeder nickte verdrossen, weil er im Porträt des Burgherren von Canduly Castle den Weißhaarigen vom Schiff wiedererkannte.
    Ein Gefangener wälzte sich auf einem Horsaywagen neben der Toreinfahrt und stöhnte jämmerlich. Sie hatten ihn bei der Fregatte aus dem Meer gezogen. Die Druckwelle einer Granate hatte ihn von Bord gewirbelt. Eines seiner Beine war mit Granatsplittern gespickt.
    »Was ist mit dem Chef?«, wollte Varmers Adjutant Hoss wissen. Mit sechs Exekutoren war er inzwischen aus Canduly Castle zur Küste herunter geritten. »Habt ihr auch Alastar an Bord der Eibrex IV gesehen?«
    Varmer schüttelte seinen mächtigen Schädel. »Aber das will nichts heißen. Vielleicht stand er im Ruderhaus, vielleicht lag er noch in der Koje unter Deck.«
    »Zum Glück haben wir Rulfan nicht getötet.« Mit einer Kopfbewegung deutete Hoss auf den Eingang des Hauses. Dahinter lag die Funkanlage. Sie gehörte zu den wenigen größeren Stationen der Funkkette zwischen Westküste und Glesgo. »Wir müssen den Meister benachrichtigen, Großer.«
    »Weiß selbst, was ich zu tun habe.« Varmer spuckte aus und musterte seinen Adjutanten finster dabei. »Zuerst müssen wir rauskriegen, ob auch Alastar an Bord der geklauten Fregatte steckt.« Er wandte sich zum Horsaywagen um und beäugte den Schwerverletzten. »Fragen wir ihn, solange er noch lebt.«
    Er schaukelte zum Horsaywagen, kletterte hinauf und stellte sich breitbeinig über den Gefangenen. Dessen rechtes Bein war nur noch einen blutige Masse aus zerfetztem Fleisch und zersplitterten Knochen.
    Der Gefangene, ein Fischer aus Corkaich, blinzelte mit vor Schmerz und Angst verzerrter Miene zu ihm herauf. »Tut’s weh?«, fragte der stellvertretende Chefexekutor.
    Der Mann aus Corkaich nickte stöhnend. »Ihr müsst mir das Bein abschneiden, sonst bringt mich der Wundbrand um...«
    Varmer trat ihm gegen das zerfetzte Bein, der Mann brüllte gellend. »Scheint wirklich schlimm zu sein«, brummte der stellvertretende Chefexekutor. »Sollte man behandeln, nicht wahr?«
    »Bitte, bitte nicht mehr weh tun«,

Weitere Kostenlose Bücher