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306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Glück, dass ich überall meine Spione habe! Weil ich ihm vertraute, wusste der Abtrünnige leider, was ich von Ihnen halte, Rulfan, und dass ich vorhabe, mich mit Ihnen zu verbünden. Deswegen wollte er Sie aus der Welt schaffen, verehrter Rulfan! Was für ein Glück, dass ich rechtzeitig gekommen bin! Was für ein Glück, dass es treue Exekutoren wie Hoss gibt!«
    Rulfan hörte sich alles in Ruhe an. Ein Bündnis mit einem Mann wie Meister Chan einer war? Vom Burgtor her drang Kettenrasseln zu ihnen in den Wald. Zugang zu all dem Wissensschatz, der in Eibrex darauf wartete, gehoben zu werden? Gehoben zu werden für seinen Hort des Wissens? Das hatte wahrhaftig etwas Verlockendes.
    Rulfans Blick suchte den seines Vaters. Der nickte kaum merklich. Offenbar sah auch Sir Leonard keinen Grund, dem Reenscha zu misstrauen. Ein lautes Krachen verriet, dass das die Zugbrücke auf der Schwelle am Fahrweg aufgesetzt hatte. Rulfan blickte zwischen den Baumstämmen hindurch zum Burgtor. Der mit der Wakudamaske ritt auf die Brücke. Seine Reiter folgten ihm.
    »Mein Versagen ist unverzeihlich, ich weiß, verehrter Rulfan, ich weiß doch!« Meister Chan trat einen Schritt vor und fasste Rulfans Hand. »Was kann ich nur tun, um meine Aufrichtigkeit zu beweisen? Was, um Ihr Vertrauen zurückzugewinnen?«
    Rulfan deutete hinüber zum offenen Burgtor. »Bestrafen Sie die Rebellen. Jetzt sofort.«
    »Das werde ich tun.« Meister Chan winkte nach links und recht und stieg in seine Sänfte. »Jawoll, das werde ich tun!«
    Vier Männer hoben die Sänfte hoch und trugen sie aus dem Wald. Der Mann in Gelb und ein starkes Dutzend Exekutoren setzten sich vor sie, um sie zur Burg zu eskortieren. Rulfan, Meinhart und Sir Leonard schlossen sich ihr an.
    Kurz vor der Zugbrücke überholte Rulfan die Sänfte. Durch das Tor konnte er in den Burghof hinein blicken. Der mit der Wakudamaske lag auf dem Pflaster und blutete aus dem Mund. Der bärtige Hüne mit dem Schwert auf dem Rücken beugte sich über ihn und holte zum nächsten Schlag aus. In diesem Moment rammte ihm der mit der Wakudamaske seinen Kampfstab in die Hoden.
    Der bärtige Hüne brüllte auf, stürzte aufs Pflaster und krümmte sich schreiend zusammen. Der Kleine mit der Wakudamaske sprang auf und riss ihm das Schwert aus der Rückenscheide.
    Meister Chans Exekutoren stürmten den Burghof. »Nehmt sie fest!«, befahl ihnen der Mann in Gelb. Plötzlich lächelte er nicht mehr. »Legt sie alle in Ketten!«
    Unter dem Tor setzten die Träger die Sänfte ab. Meister Chan stieg aus. Mit wallendem Gewand rauschte er in den Burghof. »Varmer, du verfluchter Verräter!« Rulfan sah, wie der bärtige Hüne den mächtigen Schädel hob und den Reenscha mit tränenden Augen anstarrte. Er sah aus wie einer, der nicht wusste, ob er wachte und träumte. »Hiermit verurteile ich dich wegen Hochverrats zum Tode!« Meister Chan riss dem Kleinen mit der Wakudamaske das schwere Schwert aus den Händen, holte aus und schlug zu.
    Varmers Kopf rollte über das Pflaster, Blut sprudelte aus dem Halsstumpf und bildete rasch eine dampfende, schwarz-rote Pfütze um den massigen Torso herum.
    »Gut gemacht, Hoss.« Meister Chan wandte sich an Varmers Adjutanten. »Ich wusste von Anfang an, wem ich den Posten des Stellvertretenden Chefexekutor geben würde.«
    ***
    Sie schlug die Augen auf. Feuchtigkeit umgab sie, es war halb dunkel. Ihr Kopf schmerzte und fühlte sich schwer und matt an. Sie blinzelte in einen Lichtstrahl, der sich durch das Geäst über ihr bohrte.
    Seltsam. Sie hockte doch auf keinem Baum? Nimuee erhob sich, ihre Knie waren weich. Mit dem Kopf stieß sie in Geäst. Ein Erdloch!
    Die Erinnerung kehrte zurück. Eine Wakudamaske, ein Glaskolben, Nadel. Sie griff an ihren Arm und tastete den Einstich. In einem Erdloch hatten die Entführer sie zurückgelassen.
    Sie griff in das Geäst über sich und riss Zweig für Zweig zu sich in die Grube herunter, Ast für Ast. Bald häuften die Äste sich unter hier, dass sie ihr als weiches Podest dienten, von dem aus sie den Rand der Grube erreichen konnte. Ihre Finger verkrallten sich im weichen Waldboden, Stück für Stücke zog sie sich aus der Grube und ins Unterholz.
    Die Entführer hätten doch wissen müssen, wie leicht man aus dieser Grube entkommen konnte. Misstrauisch spähte Nimuee nach allen Seiten. Niemand zu sehen. Hatten sie denn keine Wache zurück gelassen?
    Sie richtete sich auf, blickte sich um. Ja, die Waldgegend kannte sie. Stuart Castle

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