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306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Wehrgang!«
    ***
    »Scheiße!« Meinhart schlug mit der Faust gegen den Eichenstamm. Rulfan setzte den Feldstecher ab, sah ihn an und zog fragend die Brauen hoch. »Kein Saft mehr!«, zischte der fettleibige Technikfreak. Er griff nach seiner Laserwaffe und wollte aufspringen.
    Rulfan hielt ihn fest. »Warte noch.« Er setzte den Feldstecher wieder an die Augen. Sir Leonard steuerte die Raupe über die Rodung. Die war vor dem Burgtor erheblich breiter als an anderen Stellen, und noch immer trennten knapp vierzig Meter das kleine Kettenfahrzeug von der Zugbrücke.
    Das Helikoptermodell flog gerade wieder über den Wipfeln des Waldes. Leider hatte Meinhart mit der Laserwaffe des Gerätes nur eine der beiden Zugbrückenketten durchtrennen können. Die andere war lediglich angeglüht. Doch immerhin.
    Auf der Westseite griff Rulfans Hauptstreitmacht an. Calora Stanton und fast sämtliche Freiwillige versuchten dort die Mauer zu stürmen. Nur die beiden Halbwüchsigen aus der Burg waren bei Rulfan, Meinhart und Sir Leonard geblieben.
    Sir Leonards Ziel war es, die Raupe wenigstens bis auf die Zugbrücke zu steuern. Er war mit einem der Gewehre bewaffnet, die sie von den Exekutoren auf dem Schiff und im Wald erobert hatten. Neben ihm im Führerhaus der Raupe lagen fünf Sprengladungen aus Meinharts Waffenkammer, die er unter die Exekutoren auf dem Hof und auf der Mauer schleudern wollte.
    Das Helikoptermodell landete irgendwo hinter ihnen auf einer kleinen Lichtung, und Meinhart fluchte schon wieder. »Scheiße!« Er stierte zur Burg hinüber; verheerend sah er aus mit seinen angekohlten Bartresten und den jämmerlichen schwarzen Flusen auf seinem immer noch verrußten Schädel.
    Jetzt erst sah Rulfan die Bescherung durch den Feldstecher: Im Burghof rollten sie das Geschütz unter das Tor bis an die Zugbrücke. Die etwa zehn Exekutoren auf der Brücke und davor auf dem Weg pressten sich auf den Boden.
    »Spring ab, Vater!«, brüllte Rulfan. »Gib die Raupe auf!«
    Doch zu spät – schon röhrte die erste Granate über Burggraben, Brücke und Fahrweg. Das Geschoss traf den Planierschild der kleinen Raupe. Das Kettenfahrzeug sprang beinahe zwei Meter hoch in die Luft, drehte sich anderthalb Mal um seine Vertikalachse und stürzte um. Sir Leonard wurde aus dem Führerhaus geschleudert und blieb im Gras hinter der Mauer liegen, die den Fahrweg einfriedete.
    Rulfan hielt den Atem an, doch keine der Sprengladungen explodierte. Und sein Vater schien zumindest nicht kampfunfähig, denn er robbte entlang der hüfthohen Mauer Richtung Rodung und Wald. »Feuerschutz!«, zischte Rulfan. »Gebt ihm Feuerschutz!«
    Die beiden Halbwüchsigen sprangen an den Waldrand, legten die Gewehre an und schossen so gut sie eben konnten. Treffer landeten sie keine, wenn Rulfan das richtig sah, doch wenigstens zogen die Scheißkerle auf dem Wehrgang hinter den Mauerzinnen die Köpfe ein.
    Da entfaltete Meinhart schon erheblich mehr Feuerkraft – und erheblich wirksamere. Die Laserkanone auf der Schulter, kniete er im Unterholz des Waldrandes und jagte einen Laserstrahl nach dem anderen zur Mauer hinüber.
    Die Exekutoren auf der Zugbrücke, unter dem Tor und auf dem Fahrweg sprangen auf und flohen in den Burghof. Bis in den Wald hinein hörte man das Kettenrasseln, als die Zugbrücke sich langsam hob.
    Rulfan hoffte inständig, dass die angeglühte Kette reißen würde. Sie hielt, und nun war es an ihm zu fluchen.
    Jedoch nicht lange, denn auf einmal tauchte ein Rotschopf zwischen den Zinnen auf. Rulfan setzte das Glas an die Augen. »Myrial!«, brüllte er. Ein Exekutor hatte ihr von hinten den Arm unter das Kinn gehebelt und hielt sie fest. »Feuer einstellen!«, schrie Rulfan. »Sie haben Myrial als lebenden Schutzschild auf den Wehrgang gebracht!«
    »Schweinebacken!«, schimpfte Steintrieb und ließ das schwere Lasergewehr sinken. Auch die jungen Burschen hörten auf zu schießen.
    Rulfan stöhnte auf: Zwischen den Zinnen auf dem Wehrgang ragte nun der bärtige Hüne neben Myrial auf, der Anführer der Exekutoren. Mit beiden Händen stemmte er einen Säugling von vielleicht zehn Monden über den Kopf. Das Kind schrie.
    »Verdammte Schweinebacke!«, zischte Steintrieb.
    »Der Angriff hört auf!«, überbrüllte der Hüne hinter den Zinnen das Kindergeschrei. »Oder dein Sohn ersäuft dort unten im Burggraben!«
    Stumm vor Entsetzen starrte Rulfan hinüber zur Burgmauer. Meinhart Steintrieb aber packte einen der beiden Halbwüchsigen. »Hinüber

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