Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
dämpfen.
    Sie zogen die beiden Toten aus und entwaffneten sie. Rulfan ließ die Halbwüchsigen in die schwarze Lederkleidung der Exekutoren schlüpfen. Dass sie ein wenig zu groß war, kaschierten die schwarzen Kutten einigermaßen.
    »Nehmt auch die Gewehre.« Er erklärte ihnen, wie sie umgehen mussten. »Den Weg nach Stuart Castle kennt ihr. Die Burg liegt etwa einen halben Tagesritt von hier, zu Fuß werdet ihr etwas länger brauchen.
    Rulfan deutete auf die Männer aus Guernsey. »Diese beiden Männer werden euch begleiten und unterstützen. Schlagt euch gemeinsam nach Stuart Castle durch, schildert dem König die Lage hier und bittet ihn in meinem Namen um eine Hilfstruppe, damit wir die Burg zurück erobern können.«
    Die beiden jungen Burschen zögerten keinen Augenblick, zeigten auch keine Spur von Angst. Sie schienen auf Rache zu brennen. Die Männer aus Guernsey waren sofort bereit, sie zu begleiten. Rulfan vereinbarte einen Treffpunkt mit ihnen und Jed Stuarts Kämpfern, danach verschwanden alle vier auf einem Wildpfad im Unterholz Richtung Nordosten.
    Rulfan und sein Vater blickten ihnen nach, bis ihre Umrisse mit dem Gestrüpp verschwammen. »Wie ich Jed kenne, wird er seine Kämpfer persönlich in den Kampf führen«, sagte er. Er hatte längst Hoffnung für Myrial und die Bewohner der Burg geschöpft. »Wir müssen uns beeilen. Keine einzige Stunde haben wir mehr zu verschwenden.«
    »Dann lass uns umkehren und so schnell wie möglich zu Meinhart und den anderen reiten«, drängte Sir Leonard. »Vermutlich sind sie längst mit dem ersten Transport unterwegs hierher. Wir müssen den Tross warnen und auf den Kampf einstimmen.«
    ***
    Zunächst glaubte sie, noch zu schlafen – in ihrem Bett auf Stuart Castle zu schlafen. Doch dann rang sie sich zu der Erkenntnis durch, dass es in ihrem Bett gewöhnlich weder kalt noch nass war. Kälte aber kroch ihr aus dem feuchten Waldboden in den Rücken, und in ihr Gesicht nieselte der Regen.
    Zugleich mit dieser schmerzlichen Einsicht kehrte die Erinnerung zurück – die Erinnerung an ein Klopfen, an einen kleinen Mann mit Wakudamaske, an einen Angriff und an widerlichen Gestank vor Nase und Mund, der sich schließlich in Dunkelheit aufgelöst hatte.
    Nimuee öffnete die Augen. Ihre Lider schienen aus hartem Leder zu bestehen.
    Männer hockten um sie herum. Ihre Gesichter waren verhüllt. Der mit der Wakudamaske saß direkt neben ihr. »Wer seid ihr?«, krächzte Nimuee. »Was wollt ihr von mir?«
    »Dass du noch ein wenig schläfst«, sagte die dumpfe Männerstimme unter der Wakudamaske. »Weiter nichts.«
    »Schlafen? Aber...« Nimuee spürte nun wie man ihren linken Arm festhielt. Jemand schnürte einen Gürtel knapp oberhalb des Ellenbogens um ihren Oberarm. Sie hatte keine Kraft, sich dagegen zu wehren.
    »Ja, schlafen«, sagte der unter der Wakudamaske. »Ungefähr einen Tag und eine Nacht lang. Dann wird alles gut.«
    Nimuee sah eine Nadel und ein durchsichtiges Glasröhrchen in der Rechten des Wakudamannes. »Alles gut?«, krächzte sie. »Ich glaube dir nicht...«
    Sie versuchte den abgebundenen Arm zu sich zu ziehen – die eisernen Griffe um ihr Handgelenk und ihre Schulter verstärkten sich noch. Sie wollte sich aufrichten – jemand drückte sie zurück ins Unterholz.
    »Jed Stuart wird euch töten«, stöhnte sie. »Mein König wird euch finden und töten, wer immer ihr seid.«
    »Und wer sind wir?« Die Stimme des Wakudamannes klang belustigt. »Rate, rate, schöne Frau.«
    Nimuee spürte einen Stich in der Ellenbeuge. Hitze kroch ihr den Oberarm herauf in Schulter, Hals und Hirn. Die Wakudamaske verschwamm vor ihren Augen. Die Krone der Kiefer über ihr verschwamm, der Himmel zwischen den Ästen, der Stamm, das Unterholz, alles.
    Dunkelheit saugte ihr Bewusstsein in einen warmen Abgrund.
    ***
    Einen Tagesritt südöstlich von Canduly Castle trafen Rulfan und Sir Leonard auf den Treck von der Eibrex IV. Steintriebs Jeep fuhr an der Spitze. Calora Stanton steuerte ihn, Damon Marshall Tsuyoshi saß auf dem Beifahrersitz. Der Lauf seines schweren Lasergewehrs ragte aus dem offenen Wagenfenster.
    Sie hatten den Jeep unterwegs gefunden und mit Hilfe des Schleppers aus dem Schlamm gezogen.
    Den schweren Schlepper steuerte wieder Meinhart Steintrieb. Auf seinem Dach hatte er den Modell-Helikopter festgebunden. Der Anhänger quoll über vor Kisten und Gerätschaften. Das Kettenfahrzeug mit dem Planierschild hinter dem Anhänger zog die drei dicht

Weitere Kostenlose Bücher