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306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Kampfgefährten zurück. »Wir versuchen es allein.« Er blickte in die Runde. Nacheinander nickten die Männer. »In zwei Stunden greifen wir an«, erklärte Rulfan. »Und zwar genau so, wie wir es geplant haben.«
    ***
    Die Sonne löste sich eben von den Wipfeln des Bergwaldes. Endlich einmal wieder ein trockener und freundlicher Tag. Varmer, schon seit zwei Stunden wach, kletterte zu den Wachen auf den Wehrgang hinauf.
    »Und?«, knurrte er den erstbesten seiner Exekutoren an.
    »Keine besonderen Vorkommnisse«, meldete der Mann. »Die Nacht war ruhig, draußen im Wald tut sich nichts.«
    »Noch nichts«, korrigierte Varmer knurrend und stützte sich auf sein Schwert. Er hielt es für eine Frage der Zeit, bis dieser Albino vor den Mauern seiner Burg auftauchen würde. Sollte er ruhig kommen. Varmer hatte nichts dagegen, wenn seine Opfer zu ihm kamen und er sie nicht erst mit viel Aufwand jagen musste.
    »Sollen wir die Zugbrücke hinunter lassen?«, sprach ihn ein Exekutor an.
    »Klar«, sagte Varmer. »Aber nur, bis die Außenposten draußen sind. Danach wieder hoch mit der Klappe.«
    Der Exekutor bestätigte. Kurz darauf begann die schwere Zugkette in der Tormauer zu rasseln, und die Brücke senkte sich langsam dem Graben entgegen. Im Burghof sammelten sich zehn Exekutoren – die Doppelposten für den Außenwachdienst.
    »Da ist was.« Einer der Männer auf dem Wehrgang deutete zu den Wipfeln des Waldes hinüber. »Sieht aus wie ein Greif. Aber seit wann brummt ein Greif wie eine Hornisse?«
    Varmers Blick folgte dem ausgestreckten Arm des Mannes, und jetzt sah er es auch. Es flog, doch für einen Vogel wirkte das Ding über den Wipfel merkwürdig steif. Er tastete nach seinem Fernrohr – und stieß einen Fluch aus: Hoss hatte das Fernrohr mitgenommen. Seinen Adjutanten erwartete Varmer fast noch dringender als diesen verdammten Albino. Eigentlich wollte Hoss spätestens an diesem Morgen von Stuart Castle zurückkehren.
    Die Zugbrücke setzte krachend auf der Schwelle am andern Grabenufer auf. Die erste Doppelwache marschierte unter dem Tor und dem Wehrgang hindurch. Varmer schirmte seine Augen vor der Morgensonne ab und beobachtete das brummende, fliegende Ding. Vielleicht ein Mammutinsekt? Es war ihm überhaupt nicht geheuer.
    Die Doppelposten stapften über die Zugbrücke, das steife, fliegende Ding kam näher; viel zu rasch für Varmers Geschmack. Er spielte mit dem Gedanken, die Zugbrücke hochziehen zu lassen, doch weil er einsah, dass dieses verdammte Ding keine Brücke brauchte, weil es ja fliegen konnte, verkniff er sich den Befehl. Stattdessen zog er sein Gewehr von der Schulter.
    Das fliegende Ding brummte jetzt über die Rodung heran. Es war nicht besonders groß, höchstens anderthalb Meter lang. Die ersten beiden Doppelposten hatten inzwischen den Burggraben überquert. Auf dem Fahrweg blieben sie stehen, legten die Köpfe in die Nacken und schirmten die Augen ab, um zu schauen was da vom Wald heranbrummte.
    Trotz der gleißenden Morgensonne erkannte Varmer plötzlich die kreisenden Rotoren des steifen Mammutinsektes – ein großer rotierte horizontal über dem dicken Vorderleib, ein kleinerer in vertikaler Ebene an seinem Schwanz. »Holt mir das verdammte Scheißding aus dem Himmel!«, brüllte er und legte das Gewehr an.
    Plötzlich ein Lichtblitz, geblendet schloss Varmer die Augen. Als er sie wieder öffnete, wälzten sich nicht weit von ihm zwei Exekutoren brennend auf dem Wehrgang. Unten, auf der Zugbrücke und dem Fahrweg, lagen die Doppelposten auf den Bäuchen, aus dem Wald rollte ein Kettenfahrzeug mit Planierschild heran, und das verdammte Mammutinsekt stand in der Luft über dem Tor.
    Wieder ein Lichtblitz, Varmer ging hinter den Zinnen in Deckung. Das grelle Licht erlosch nicht, sein gebündelter Strahl traf die rechte Kette der Zugbrücke. Die schmolz und zersprang. Der grelle Lichtstrahl richtete sich nun auf die linke Kette.
    »Das Geschütz!«, brüllte Farmer, schoss auf die fliegende Waffe – denn nichts weniger war das brummende Mammutinsekt – und hörte plötzlich eine Fanfare.
    »Angriff auf die Westmauer!«, schrie irgendjemand. »Dort brennt es schon!«
    Varmer lugte zwischen den Zinnen hindurch zum Wald. Die fliegende Waffe drehte ab, die Raupe mit dem Planierschild walzte dem Burgraben entgegen. »Das Geschütz!«, schrie der stellvertretende Chefexekutor. »Zwanzig Mann zur Westmauer! Und schafft mir das Weib des Albinos hier her auf den

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