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307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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zärtlich.
    »... solltest Jed nicht länger zürnen und wieder Frieden mit ihm schließen«, sagte Myrial gerade und kämmte schwungvoll ihr Haar. »Das ist auf Dauer für alle besser. Jed hat sich doch nicht freiwillig so verhalten. Er hatte seine Gründe.«
    »Denkst du, ja?«, gab Rulfan erbost zurück.
    »Ja, das denke ich. »Jed musste davon ausgehen, dass sie seine engste Vertraute töten, wenn er ausrückt.«
    »Er hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, anders zu handeln. Das ist es, was ich denke. Aber er war ängstlich und feige.«
    Der Albino hob seinen Sohn mit ausgestreckten Armen wie eine Opfergabe hoch. »Wäre dem Kleinen etwas passiert, hätte Jed ihn auf dem Gewissen gehabt. Und dich auch. Und mit solchen Leuten soll ich Süßholz raspeln? Darauf kannst du lange warten.«
    Myrial ging nicht weiter darauf ein. Sie seufzte nur – und wechselte das Thema. »Ich habe ein ungutes Gefühl, was deinen Gast angeht. Alle hier haben das.«
    Xij Hamlet horchte auf. Sprach Myrial etwa von Matt? Das konnte doch nicht sein. Es war auch nicht so, wie sie schon beim nächsten Satz erkannte.
    »Willst du ihm nicht besser wieder absagen?«, drängte Myrial. »Es wirft kein gutes Licht auf uns, wenn du dich mit ihm einlässt.«
    »Jetzt komm mir nicht damit, was die Leute reden!« Rulfan drückte seiner Gefährtin das Kind in die Hände und erhob sich. Erregt wie ein hungriger Sebezaan kam er direkt auf die Tür zu. »Als Nächstes behauptest du noch, die Wände hätten Ohren!«
    Xij fuhr zusammen und sah zu, dass sie wegkam, bevor Rulfan seine Worte auf peinliche Weise bestätigt sah. Von Turner kannte sie die Wege, ungesehen aus der Burg zu gelangen.
    Es ging auf Mitternacht zu. Eisiger Oktoberwind umwehte sie, als sie ihren Fellmantel enger um sich schlang und zu Fuß in den Wäldern verschwand.
    Vier Tage brauchte Xij bis Glesgo. Sie ernährte sich hauptsächlich von Shmaldan, das sie in einem Beutel am Gürtel trug. In der verräucherten Schankstube der Wirtschaft The Lischette an’ the Piig fragte sie nach dem Weg zu der Festung. Als die Menschen das Wort Eibrex hörten, erstarrten sie. Xij sah blanke Angst in ihren Augen.
    Erst eine alte Bettlerin an einer Straßenecke, der sie vier Coiins gab, wies ihr schließlich den Weg. »Sei aber vorsichtig, Jungchen«, flüsterte sie heiser. »Sonst machen dich die Wachen bereits in den Straßen kalt.« Auch sie hielt Xij für einen jungen Mann.
    Kurze Zeit später betrat Xij Hamlet eine stinkende Gasse. Die Häuserreihen hier verfielen. Sie befand sich also bereits in der Sicherheitszone um Eibrex. Die junge Frau hatte einen Schweißausbruch am anderen, zitterte und haderte mit sich. Die Aussicht, vielleicht bald vor ihrem Peiniger zu stehen, ließ sie fast panisch werden. Sie musste sich überwinden, weiterzugehen. War das, was sie sich vorgenommen hatte, vielleicht doch eine Nummer zu groß für sie?
    Dann sah sie sich gleich zwei finster aussehenden Männern mit automatischen Gewehren gegenüber.
    »Hau ab, Sperrzone«, sagte der eine mit gefährlichem Unterton. »Noch ein Schritt, dann bist du am Arsch. Das Gebiet hier ist nichts für Tuuris.«
    Xij war nun wieder etwas ruhiger. »Ich bin kein Tuuri«, erwiderte sie. »Ich bin eine Botin von Chefexekutor Alastar und der Rätin Khyentse. Ich komme direkt aus Agartha und habe Meister Chan eine geheime Botschaft zu überbringen. Gebt das sofort an die Reenschas weiter. Tut ihr es nicht, wird man euch den Arsch aufreißen.«
    Xij war sicher, dass der Name »Alastar« der Türöffner für diesen Bereich war. Und die Namen »Khyentse« und »Agartha« würden auch die letzten Türen für sie öffnen.
    Sie behielt recht. Die Wachen starrten sich an. »Alastar«, flüsterte der eine und schluckte ein paarmal. »Du bist dem verschollenen Chefexekutor begegnet?«
    Xij hatte plötzlich Oberwasser. »Ich wiederhole mich nicht gerne«, zischte sie. »Los, geht jetzt und meldet mich an. Und benutzt genau meine Worte.«
    Einer der Wächter zückte sein Funkgerät und sprach hinein. Kurze Zeit später geleitete er Xij höchstpersönlich zu den Zäunen und durch die Sicherheitsschleusen ins Innere von Eibrex.
    Als Xij Hamlet die Festung betrat, drohte sie die Panik erneut zu übermannen. Nur die gesammelte Erfahrung ihrer zahlreichen Leben ließ sie diese kritischen Momente überstehen.
    Ein Erleuchtete r namens Bruder Zing, dem der rechte Zeigefinger fehlte, nahm sie in Empfang. Sie musste ihre Waffen abgeben. Er führte sie

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