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307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Wesen hinter noch so vielen Runzeln verborgen hätte...
    Der Alte mit dem dünnen weißen Schnurrbart lachte höhnisch. Er verpasste Xij ansatzlos einen Tritt in die Hüfte. Sie krümmte sich stöhnend zusammen. »Wirklich eine nette Geschichte, die du dir da ausgedacht hast, Xij Hamlet. Fast hätte ich sie dir sogar geglaubt, denn Alastar war immer maßlos in seinem Streben nach Reichtum und Macht. Da ich aber in engem Kontakt zu Rulfan stehe, weiß ich, was sich wirklich in Agartha abgespielt hat.«
    Xij erschrak zu Tode. Was war passiert? Hatte Myrial nicht erzählt, dass Chans Exekutoren die Burg überfallen hatten? Dass Rulfan sie zurückerobert hatte? Sie war verwirrt.
    »Was willst du also wirklich, Xij?«
    Sie schwieg.
    »Gut, kein Problem.« Chan kicherte. »Chefexekutorin, die Kleine gehört dir. Ich erwarte, dass du die wahren Beweggründe für diese seltsame Aktion aus ihr herausholst, da ich selbst keine Zeit habe. Ich muss noch heute zum Treffen mit Rulfan aufbrechen.«
    Xij erschrak erneut. Chan war also der auf Canduly erwartete Gast! War der Albino gar ein Verräter? Das konnte sie sich nicht vorstellen. Eher schon, dass Chan ihn über den Tisch zog. »Vergreif dich bloß nicht an Rulfan. Sonst bringe ich dich um«, sagte sie.
    Chan kicherte erneut. »Jetzt hast du mich aber erschreckt. Ich sterbe vor Angst. Aber sei unbesorgt, Xij, ich vergreife mich nicht an Rulfan. Im Gegenteil. Ich werde ihn mit meinem immensen Wissen beim Aufbau seines Wissenshorts unterstützen, denn ich habe ihn als meinen Erben ausersehen. Das kleine Missverständnis mit der Besetzung der Burg durch meine Exekutoren ist längst ausgeräumt. So steht unserer Zusammenarbeit nichts mehr im Wege. Zumal durch die Kaperung meiner stolzen EIBREX IV... nun, sagen wir, das Patt wiederhergestellt ist.«
    »Du... du...«
    »Sei vorsichtig, was du sagst«, blaffte Chan. »Du hast mich genug beleidigt. Ab jetzt wird gelitten. Ninian...«
    »Du kannst dich auf mich verlassen, Meister. Ich weiß schon, wie ich die Wahrheit aus dieser kleinen Schlampe herauskitzeln werde.«
    ***
    Canduly Castle
    Matt hockte auf dem Balkengerüst. Im Schweiße seines Angesichts nagelte er hölzerne Querverstrebungen an. Nach Xijs rätselhaftem Verschwinden hatte er beschlossen, sich nützlich zu machen, bis sie wieder zurückkehrte. Auf sie zu warten fiel ihm ohnehin nicht schwer, denn er hatte momentan nur ein klar definiertes Ziel: nach einer Waffe gegen den Streiter zu suchen. Und da war der »Hort des Wissens« nicht der schlechteste Ort. Vor allem, weil Rulfan schon bald seinen Vater und die anderen Boten zurück erwartete - hoffentlich mit geballtem Wissen und einigen Retrologen im Schlepptau.
    Ein leises Geräusch drang an Matts Ohr. Erstaunt hielt er inne und schaute den Berg hinunter über die weiten Wälder hinweg. Der summende Ton nahm an Intensität zu und wuchs sich schließlich zu einem Dröhnen aus.
    Motoren!
    Er tippte auf vier oder fünf Motorschlitten, wie Jed Stuarts Männer sie besaßen. Möglicherweise waren sie auf Sommerbetrieb umgerüstet worden. Matt schaute zu Rulfan hin, der nur einige Schritte von ihm entfernt auf dem Dachgerüst arbeitete. Der Albino richtete sich gerade auf. Matt sah ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht seines Blutsbruders huschen.
    Tatsächlich lösten sich nun sechs Fahrzeuge aus den Schatten des Waldrands. In breiter Front fuhren sie den Burghügel empor und verharrten auf halber Strecke.
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte Matt die Traiks, während seine rechte Hand fast automatisch zum Drillerholster an seinem Gürtel wanderte. Die Dreiräder mit dem erhöhten Sitz hinter dem Lenker waren mit jeweils zwei finster aussehenden Kämpfern besetzt, von denen einer hinter dem Fahrer stand, der breitbeinig und mit ausgebreiteten Armen am Lenker saß. Sie trugen allesamt schwarze Lederkleidung, Schwerter in Rückenscheiden, Pistools und teilweise sogar Schnellfeuergewehre. Weitere Waffen konnte Matt aus der Entfernung nicht ausmachen.
    Das Schlimme war: Er kannte diese Kerle, hatte schon einmal mit ihnen zu tun gehabt. Es handelte sich zweifellos um Exekutoren!
    Was wollten die hier? Canduly Castle erneut überfallen? Warum bei Wudan lächelte Rulfan dann aber immer noch?
    Der Albino stieg behände vom Dach. Matt beobachtete die unklare Situation lieber aus luftiger Höhe. Er sah weitere Menschen am Waldrand auftauchen. Einen ganzen Pulk in bunten Gewändern. Acht von ihnen trugen eine prachtvolle

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