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309 - Die Rache der Hydriten

309 - Die Rache der Hydriten

Titel: 309 - Die Rache der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern Sascha Vennemann
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Tierkörper zu entfliehen, wäre er jetzt tot wie die anderen.
    Pozai’don... Pozai’don muss sterben... Weg mit ihm... Aber zuerst musste er hinaus aus dem Bestiarium, und in diesem kleinen Körper konnte es gelingen! Geh durch die Röhre, feuerte er sich selbst an. Inzwischen kennst du die Schwachstellen des Gitters und weißt, wo die Sensoren sitzen.
    Nein. Er verkrampfte sich, versuchte sich in den steinigen Boden hineinzuarbeiten. Nicht noch einmal. Der Tunnel bringt den Tod. Ein falscher Schritt und alles ist vorbei.
    War das wirklich er? Skorm’ak? Dieses heulende Nervenbündel? Nein. Unmöglich.
    Konzentriere dich! , befahl er sich. Wo bleibt deine Disziplin? Du bist ein Geistwanderer, ein mächtiger Quan’rill. Nimm dir eine der großen Bestien und kehre zurück! Im Körper eines Urzeitriesen kannst du blutige Rache üben. Doch schon im nächsten Moment wurde ihm klar: Nein, das geht nicht. Die Bestien sind zu groß für den Tunnel. Nur als Winzling kann ich es schaffen.
    Es war so schwer, die Gedanken zu ordnen. Zu klein war das Gehirn des Schalentiers, zu instinktgesteuert sein Bewusstsein. Nur wenn er sich auf ein einziges Ziel konzentrierte, konnte er klar genug denken.
    Skorm’ak entschied sich für den Hass auf Pozai’don.
    Ich dringe unbemerkt zu ihm vor. Kein Gitter wird ihn schützen, kein Wächter ihn verteidigen. Ich hole ihn mir, zerreiße ihn in kleine Stücke und verfüttere ihn an die Bestien.
    Die Languste mit Skorm’aks Geist richtete sich in der Höhle auf. Ja. Das ist gut. Ich töte ihn so grausam, wie auch wir leiden mussten. Er soll bei jedem Wellenschlag spüren, wie wir gelitten haben.
    Neue Kraft strömte in ihn. Die Zeit zu handeln brach an. Die Monster des Bestiariums jagten weit entfernt. So konnte er ungefährdet zur Röhre gelangen. Dort zögerte er. Was, wenn die Energieströme auf ihn übersprangen, wenn er sich unter dem stromführenden Gitter hindurchschob? Der Panzer des Meeresgetiers bot keinen ausreichenden Schutz; er würde gebraten werden.
    Vorwärts jetzt!, feuerte er sich noch einmal an. Kriech hinein. Gib nicht auf. Denk daran, das weiche Fleisch von Pozai’don zu zerfetzen. Denk an die Rache für den Bund!
    Dann stieß er in den Zugang vor. Und hatte Glück: Die bionetischen Sensoren reagierten nicht auf ihn, als Skorm’ak seinen Langustenkörper vorsichtig und an den Fels gepresst voranschob. Er passte knapp zwischen Gitter und Wand.
    Die Wasserströmung in der Austauschröhre zerrte an ihm. In der Mitte des Tunnels zogen die Fluten besonders stark an ihm, und er fürchtete, an das Gitter und damit in den Tod gerissen zu werden. Verzweifelt stemmte er sich gegen den Sog, vollführte nur winzige Bewegungen.
    Bald verlor Skorm’ak jedes Gefühl für die Zeit. Irgendwann konnte er nicht mehr; von Müdigkeit und Entkräftung überwältigt, duckte er sich in einen Felsspalt, verankerte seine Spinnenbeine in winzigen Rissen und schlief für mehrere Phasen [2] an diesem lebensfeindlichen Ort.
    Irgendwann kam er wieder zu sich. Die Erinnerung war sofort präsent. Weiter! Du hast schon über die Hälfte geschafft!
    Er kroch voran, immer in der Angst, dass doch noch ein bionetischer Sensor des Gitters anschlug und ihn grillte.
    Der Ausgang der Röhre rückte näher. Skorm’ak schöpfte Hoffnung, dass er es tatsächlich schaffen konnte. Auf dem starren Insektengesicht der Languste war von dieser inneren Anspannung nichts zu sehen.
    Da ist sie. Da ist die Freiheit!
    Skorm’ak tickelte schneller. In greifbarer Nähe lag der Ausweg aus seiner Qual. Wenn er die Stadt erreichte, konnte er seine tierische Existenz aufgeben und sich einen anderen Körper suchen. Einen, in dem er Rache an Pozai’don nehmen konnte.
    Er raffte seine letzten Reserven zusammen, schob sich unter dem Abschluss des Stromgitters hervor und trudelte wie leblos die Felswand hinab zu Boden, mitten hinein in einen weichen Pflanzenteppich aus hellem Grün.
    ***
    Mittelmeer, Costa Brava, ein paar Wochen zuvor
    Seit dem Morgengrauen lag er nun schon auf der Lauer.
    Im Schutze der Nacht war Ur’gon an Land geschlichen. Seine Transportqualle hatte er auf dem Grund einer nahen Bucht verankert. Peinlich genau hatte er darauf geachtet, keine Geräusche zu machen und dass der Mond auf dem speziellen, noch vom Wasser feuchten Kleidungsstück, in das sein Körper gehüllt war, nicht reflektierte.
    Diese ganze Mühe, die ganze Vorsicht – umsonst. Derjenige, auf den er wartete, war nicht in seiner Behausung

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