312 - Die dunkelste Stunde
all ihr anderen ebenso.
***
Der Jäger strich über das Eis.
Inzwischen hatte er sich an diese neue Welt gewöhnt. Die Sehnsucht nach den Dornfüßern oder Rasselschnappern war erloschen. Jetzt hungerte er nach den Zweibeinern!
Und er wusste, wo sich ihr Nest befand. Leider hatte er noch keinen Zugang gefunden.
Nachdem es ihn in diese neue Welt verschlagen hatte, zehrte er für einige Zeit vom Inneren eines Zweibeiners, in den er geflohen war. Er fraß und wuchs und fraß und wuchs. Bis er groß genug war, aus dem Zweibeiner auszubrechen und wieder auf die Jagd zu gehen.
Oh, dieser Hunger, der ihn plagte! Warum ließ er nur nie nach?
Er entdeckte Wesen, die ganz anders aussahen als die Zweibeiner. Sie waren größer, kräftiger – und doch hatten sie ihm nichts entgegenzusetzen, wenn er in ihren Nacken sprang. Sie wehrten sich zwar, versuchten ihn mit ruckartigen Kopfbewegungen von ihrem Rücken zu schleudern, peitschten mit dem Schwanz, aber wenn der Knochen erst mit einem kräftigen Schnalzen brach, wurden sie ganz ruhig. Dann konnte sich der Jäger genüsslich dem Hunger hingeben.
Mit jedem Nackenschnalzer, den er erlegte, wuchs er. Und zugleich schrie sein Körper nach neuer Nahrung.
Doch je größer er wurde, desto weniger reichte ihm das zähe Fleisch der Nackenschnalzer aus. Er sehnte sich nach dem zarten Geschmack der Zweibeiner, der ihn auf dieser Welt empfangen hatte.
Außerdem wurde es zunehmend schwierig, Nackenschnalzer zu finden. Er musste immer größere Strecken zurücklegen, um ihre Verstecke aufzuspüren. Bei seinem letzten Überfall hatte er ein paar Jungtiere erlegt, deren Fleisch noch nicht so zäh schmeckte. Dennoch hatten sie nicht ausgereicht, den Hunger zu stillen.
Der Rest der Beute war entkommen.
Er hätte ihren Spuren folgen können, aber er wusste, dass sie weit weg geflohen waren. Wenn er ihnen nachjagte, würde er das Nest der Zweibeiner hinter sich zurücklassen. Diesen zarten, unvergleichlichen Geschmack, an dem sich jeder weitere messen musste.
Nein, das wollte er nicht.
Während der Jäger über das Eis glitt, fühlte er die Anwesenheit des fliegenden Wesens weit über ihm. Als er nach seiner Jagd auf die Nackenschnalzer aus der Eisspalte gekrochen war, hatte der Stachelpeitscher ihn beinahe erwischt.
Er konnte sich gerade noch zurückfallen lassen und dem Feind entkommen. Doch bereits beim nächsten Mal, als er der Spalte entstieg, hatte er sich darauf eingestellt. Er vermochte zu spüren, wie der Stachelpeitscher mit seinen Sinnen nach ihm suchte. Wie er den Eisboden inspizierte. Bis er schließlich aufgab und verschwand. Und das war gut! So würde er ihm die Zweibeiner nicht streitig machen. Deren köstliches Fleisch gehörte ihm allein!
Der Jäger umschlich das Nest mit den harten Wänden.
Er musste nur Geduld bewahren, um einen Eingang zu finden.
***
Graos Anblick erschütterte Matt zutiefst. Die Qual in seinen Echsenaugen, das schmerzverzerrte Gesicht. Oder besser, die schmerzverzerrten Gesichter, denn der Daa’mure wechselte immer wieder die Gestalt.
Empfand Matt tatsächlich Mitleid für den Außerirdischen?
»Gibt nicht auf!«, sagte er. »Du musst dem Streiter sagen, dass es hier nichts mehr für ihn zu holen gibt!«
Ein Knurren drang aus Graos Kehle. Und plötzlich stand ein Izeekepir vor der Zieloptik!
Matt wich einen Schritt zurück, da verwandelte sich der postapokalyptische Eisbär zurück in Hermon und von dort weiter in einen glatzköpfigen Mann, den Matt noch nie zuvor gesehen hatte.
Die Verwandlungen folgten immer schneller aufeinander. Grao flackerte regelrecht durch die einzelnen Erscheinungsformen. Vermutlich alles Gestalten, die er schon einmal angenommen hatte.
»Matt!«, hörte er Miki Takeos Stimme von der anderen Seite des Ganges. »Seine Temperatur steigt. Er verliert die Kontrolle!«
Der Daa’mure nahm die Echsengestalt an, dann wieder Hermon – und plötzlich stand Aruula vor ihnen im Gang.
Matt schnappte nach Luft. Wann und warum hatte der Daa’mure Aruula kopiert? Reiß dich zusammen! Das ist im Augenblick nicht wichtig!
»Weg da!«, brüllte Miki Takeo. »Er überhitzt!«
Die Hydriten zweifelten offenbar nicht an den Worten des Androiden. Ohne zu zögern, flohen sie in den äußeren Ring. Die Marsianer folgten ihnen. Xij und Steintrieb wichen langsamer zurück.
Nur Matthew stand noch bei Grao. Unschlüssig blickte er zwischen ihm und Miki Takeo hin und her.
»Ich bring dich um!«, zischte der Daa’mure. Eine
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