312 - Die dunkelste Stunde
werden. Dann aber war das Portal über ihn hinweg. Der Sog ließ nach und erlosch. Die Gefahr war vorüber.
Nicht aber für das Wesen, das einst Sinosi Gonzales gewesen war. Es bewegte sich weiter auf Matt zu – und somit auf das Portal in eine andere Zeit.
Weder Matt, noch Xij konnten verhindern, dass der Leichnam mitsamt den Ablegern in die Blase eintauchte und darin verschwand.
»O Gott«, entfuhr es Matt. Er hätte eigentlich froh sein sollen, dass sich der Zombie mitsamt den Wesen selbst beseitigt hatte. Aber das konnte er nicht sein. Schließlich würde er in der Vergangenheit auftauchen – was sich zu einer Katastrophe auswachsen und zu weitreichenden Folgen in der Zukunft führen konnte.
Unwillkürlich hielt Matt die Luft an und beobachtete seine Umgebung, aber nichts änderte sich. Was nichts heißen musste. Vielleicht war die Welt da draußen jetzt von Seesternmonstern besiedelt. Vom Südpol aus würde sie das schwerlich feststellen können.
Oder aber die Bedrohung war nach ihrer Ankunft ausgemerzt worden, bevor sie Schaden anrichten konnte.
***
Mit rasendem Herzen rappelte sich Matthew Drax auf, ging der Blase nach und blickte in sie hinein.
Von den Monstren war nichts zu sehen, da das Portal nur einen Blick auf genau den Moment gewährte, in den es führte. Dennoch war Matt von dem Anblick erschüttert.
Er sah eine staubige Landschaft und eine steinerne Befestigungsmauer. Eindeutig Zeichen einer Zivilisation, aber vermutlich aber keine sehr hochgestellte.
Ein eiskalter Schauer überlief ihn. »Was werden diese Kreaturen in der Vergangenheit anrichten?«, murmelte er.
»Willst du ihnen folgen und es herausfinden?«, fragte Xij, die neben ihm auftauchte.
Für einen Augenblick erwog er tatsächlich, ob er nicht dazu verpflichtet wäre. Doch dann sagte er: »Nein. Wir werden hier gebraucht, um den Streiter zu besiegen. Hoffen wir, dass der Vorfall ohne Folgen bleibt.«
Xij sah an sich hinab. »Die Chancen dafür stehen gut. Weder wachsen mir borstige Tentakel, noch habe ich aufgehört zu existieren.«
»Du hast recht«, sagte Matt halbwegs erleichtert. »Dann lass uns jetzt zur Schleuse gehen und die anderen...«
Den Weg konnten sie sich sparen, denn die Anderen kamen in diesem Augenblick um die Biegung des Ganges gelaufen. Ihre Aufregung ließ vermuten, dass wieder mal etwas Unplanmäßiges geschehen war.
Wozu ein Problem lösen, wenn doch gleich zwei oder drei neue nachwachsen?, dachte Matt entmutigt.
An der Spitze der Gruppe stürzte Vogler auf sie zu. Da er zuvor Wache im Shuttle gehalten hatte, musste er in der Schleuse auf den Rest der Mannschaft getroffen sein.
»Keine Gefahr mehr!«, rief Matt ihnen entgegen und blickte sich nach der entschwindenden Zeitblase um. »Das Wesen ist weg!«
Vogler schien ihn gar nicht gehört zu haben. Seine Augen glänzten vor Aufregung, als er vor Matt und Xij stoppte. »Wir haben Nachricht vom Mond erhalten!«, rief er aus. »Die AKINA hat sich gemeldet!«
»Was?«, riefen die beiden wie aus einem Munde.
»Ein Crewmitglied namens Dexter Wang hat den selbstmörderischen Kurs zur Sonne korrigiert, angeblich weil sein Bruder es ihm befohlen hat.«
Matt zog die Augenbrauen hoch. »Was soll das bedeuten?«
»Das weiß ich auch nicht. Ich gebe nur wieder, was die Leute von der Mondstation durchgesagt haben. Die Mannschaft der AKINA ist offenbar wahnsinnig geworden, vermutlich wegen der Nähe zum Streiter.«
Großartig! , dachte Matt. Bevor er die Erde zerstört, verlieren wir also wenigstens noch alle den Verstand.
»Die Hälfte der Crew ist tot«, fuhr Vogler fort, »und die Überlebenden sind nicht mehr zurechnungsfähig... bis auf Wang.«
»Warum ist er der Ausstrahlung nicht zum Opfer gefallen?«
»Wenn ich den Funker richtig verstanden habe, ist Wang keineswegs geistig gesund. Er litt schon lange unter... Persönlichkeitsproblemen und steht unter Medikamenteneinfluss. Vielleicht hat er es deshalb besser verkraftet.«
»Was hat er berichtet?«
»Die AKINA hatte eine Sonde gestartet. Kurz nachdem sie auf den Streiter traf, brach die Übertragung ab. Aber für ein paar Sekunden hat sie noch interessante Daten geliefert, die erklären könnten, warum der Streiter sich optisch nicht erfassen lässt.«
»Nämlich?«
»Er besteht zu einem großen Anteil aus Teilchen, die sich schneller bewegen als das Licht. Aus Tachyonen!«
Tachyonen!
Matt war wie elektrisiert. Seit er den Zeitstrahl der Hydree mehrfach durchquert hatte, umgab auch ihn ein
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