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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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sich an wie seine Therapeutin. Und sie hatte ja auch recht. Er hatte schon so oft in aussichtslosen Situationen gesteckt und trotzdem immer überlebt. Sie würden auch den Streiter überleben!
    Minutenlang sagten sie nichts, sondern saßen Seite an Seite in der Pilotenkabine des Shuttles, betrachteten die niedrigstehende Sonne und ließen die Monitoranzeigen nicht aus den Augen. An einem so wolkenlosen Tag wie heute wirkte die Antarktis friedlich und rein.
    »Weißt du, wie Quart’ol und Gilam’esh vorankommen?«, durchbrach Matt das Schweigen.
    »Unverändert. Sie ackern sich durch die Datenkristalle.«
    Und das nun schon seit Wochen! , fluchte er in sich hinein.
    Neben den Problemen der Aufladung und Steuerung der Anlage gab es da nämlich noch eine Kleinigkeit, die Matt unterschätzt hatte: Bisher hatte der Flächenräumer stets einen Punkt auf der Erdoberfläche anvisiert. Nun jedoch lag ihr Ziel im Weltraum. Sie mussten den Flächenräumer also erstmals ins All ausrichten.
    Vermutlich mussten dazu nur einige grundlegende Einstellungen geändert werden, wie auch Steintrieb nach einer ersten Analyse kundgetan hatte. Nur wie sie das tun konnten, hatten sie bisher noch nicht herausgefunden. Die Dokumentationen, die die beiden Hydriten aus Gilam’esh’gad mitgebracht hatten, waren umfangreicher als gedacht. Noch wussten sie nicht genug, um die Anlage wie gewünscht neu zu konfigurieren.
    Die Nachricht hatte Matt deprimiert, und einmal mehr war es Xij Hamlet gewesen, die ihn auf den Boden zurückholte: »Nun lass ihnen doch die Zeit, das Handbuch zu lesen. Es ist eben etwas anspruchsvoller als die Anleitung eines Smartphones zu deiner Zeit. Aber die Jungs sind innovativ genug, um das zu packen, da bin ich mir sicher. Vergiss nicht: Steintrieb ist ein Genie.«
    Dem war nichts entgegenzusetzen gewesen. Und deshalb hielt er nun lieber die Klappe. Aber er hoffte inständig, dass die Hydriten in den anlageinternen Daten die nötigen Informationen möglichst schnell fanden.
    In diesem Augenblick meldete sich die Funkanlage des Shuttles. Diesmal war es aber nicht die Stimme von Ravana Rotley, die sie hörten. Die Marsianerin gehörte zur Mannschaft der Mondstation und hielt sie täglich über die Messungen des Virtuellen Cortex auf dem Laufenden. Nicht, dass es da wirklich etwas zu vermelden gegeben hätte. Aber der Kontakt zeigte den Leuten am Südpol wenigstens, dass sie nicht alleine gegen den Streiter kämpften.
    Heute jedoch mussten sie auf Ravanas leicht nasales Organ verzichten. Stattdessen erklang die Stimme von Asgan Pourt Tsuyoshi aus dem Lautsprecher. Der Kommandant der AKINA höchstselbst! Matt wusste von der ersten Sekunde an, dass das kein gutes Zeichen war.
    »Was gibt es Neues?«, fragte er.
    »Drax? Sind Sie das?«
    »Ja.«
    »Wir haben ein Problem hier oben.«
    Ich wusste es! Aber vielleicht ist es ja nicht so schlimm. »Ich höre.«
    »Wir haben den Mars verloren!«
    ***
    Beim Volk der Dreizehn Inseln – nahe Vergangenheit
    Grao fühlte sich leer und verbraucht. Zum ersten Mal seit langer Zeit war er ratlos.
    Seit Stunden saß er regungslos auf einem Stuhl in seinen Gemächern und starrte die Wand an.
    Der Streiter näherte sich der Erde und er, der Daa’mure in der Gestalt der schönen Königin Aruula, konnte nichts dagegen unternehmen.
    So viel war in der letzten Zeit geschehen, und stets hatte er gewusst, wie er damit umgehen sollte. Der Tod seiner Gefährtin Bahaafa in den Fängen der Nordmänner. Aruulas Rückkehr zu den Dreizehn Inseln. Die Nachricht vom Ableben der früheren Königin Lusaana und deren Wunsch auf dem Totenbett, Aruula solle ihre Nachfolgerin werden.
    Sein Kampf und sein Sieg gegen die Barbarin, von den anderen unbemerkt. Er hatte ihren Körper im Wald verscharrt und war in ihre Rolle geschlüpft. Als Königin Aruula hatte er sein Volk gegen die Nordmänner geführt und einen grandiosen Sieg davongetragen. Seine Rache war gelungen.
    Doch bevor es dazu hatte kommen können, war Mefju’drex aufgetaucht. Der Primärfeind der Daa’muren hatte ihre Karavelle geentert und versucht, Aruula – oder besser: Grao in Aruulas Gestalt – zur Bildung eines Telepathenzirkels zu überreden.
    Aus der Sorge, Mefju’drex könne seine Tarnung auffliegen lassen, hatte Grao sich kalt und abweisend gezeigt. Aber die Nachrichten, die der Mensch brachte, waren schockierend: Der Streiter kam!
    Und so hatte Grao nach der erfolgreichen Schlacht gegen die Nordmänner doch einen Kreis von Telepathinnen

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