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312 - Die dunkelste Stunde

312 - Die dunkelste Stunde

Titel: 312 - Die dunkelste Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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einberufen. Es war ihnen zwar nicht gelungen, einen direkten Kontakt mit dem kosmischen Feind herzustellen, aber die Visionen, die die Kriegerinnen überwältigt hatten, ließen keinen Zweifel daran: Wenn der Streiter die Erde erreichte, bedeutete das die Auslöschung der Menschheit. Zu groß war seine Gier nach dem Wandler, als dass er sich durch die Nachricht, er sei nicht mehr hier, abhalten ließe. Zu groß war seine Wut, als dass er den Planeten unbehelligt ließe, wenn seine Jagd erfolglos blieb. Zu gewaltig war seine Kraft, als dass ihn irgendetwas stoppen könnte.
    Zu seiner Überraschung stellte der Daa’mure fest, dass ihn diese erschreckenden Aussichten nicht so kalt ließen, wie man es von einem Außerirdischen erwarten durfte, dem Logik stets über Emotion gegangen war. Und das hatte nichts damit zu tun, dass er mangels Fluchtmöglichkeiten auch selbst vernichtet würde.
    Aber es stand nicht nur die Existenz der Erdbevölkerung auf dem Spiel, sondern auch die seiner eigenen Rasse, die seines Gottes . Denn nur, weil der Streiter den Wandler auf dem Blauen Planeten nicht fand, würde er die Jagd gewiss nicht aufgeben.
    »Kann ich dich einen Augenblick sprechen?«
    Grao fuhr zusammen und zum Ursprung der Stimme herum. Der Stuhl ächzte unter seinem Gewicht, das er als Gestaltwandler nicht nur auf Aruulas Leib, sondern auch auf ihre nachgebildete Kleidung verteilt hatte. Anders hätte er seine Körpermasse nicht unterbringen können.
    »Juneeda«, begrüßte er die Frau. Wie hatte sie den Saal der Königin betreten können, ohne dass er es bemerkte?
    Du bist zu unaufmerksam, schalt er sich selbst. Zu sehr in deinen Gedanken gefangen.
    Er musste besser aufpassen, wenn er nicht eines Tages enttarnt werden wollte. Von Anfang an waren manche der Kriegerinnen überrascht gewesen vom harten und gnadenlosen Auftreten ihrer Königin. Und als er sich Matthew Drax gegenüber so unbarmherzig zeigte, hatten sich Arjeela und Tumaara sogar gegen ihn verschworen. Ein Zeichen dafür, dass seine Tarnung bereits bröckelte?
    Im Taumel des Sieges über die Nordmänner war die Skepsis der anderen zwar zunächst verschwunden, doch allmählich kehrte sie bei einigen Frauen zurück. Selbst er, der seine mentalen Fähigkeiten verloren hatte, konnte das spüren.
    Was geschah, wenn eine der Telepathinnen das oberste Tabu brach und die Königin zu belauschen versuchte? Würde sie nur glauben, Aruula hätte sich perfekt gegen solche Spionage abgeschirmt? Oder würde sie die Wahrheit erkennen?
    Nein, ewig vermochte er diese Maskerade nicht aufrechtzuerhalten.
    Er richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Juneeda, die ihn erwartungsvoll ansah. Dunkle Augenringe verunzierten ihr Gesicht. Eine steile Falte über der Nasenwurzel zeugte von Zorn oder Schmerz. Da erst wurde Grao bewusst, dass sie ihn etwas gefragt hatte. Aber was?
    »Entschuldige«, sagte er. »Ich bin ein wenig unaufmerksam. Mich beschäftigen die Visionen des Telepathenzirkels. Was wolltest du wissen?«
    »Ich mache mir Sorgen um die Frauen, die den Zirkel bildeten.«
    Eine von ihnen war Juneeda selbst gewesen. Nun wirkte sie müde und ausgebrannt. Lag da nicht auch ein gehetzter Ausdruck in ihrer Miene? Und dann das nervöse Zucken ihres Lids.
    »Warum?«, fragte er.
    »Einigen geht es nicht gut. Sie hören Stimmen, gerade so leise, dass sie nicht verstehen können, was sie sagen. Sie sehen schattenhafte Gestalten aus den Augenwinkeln, doch wenn sie sich danach umdrehen, huschen sie davon.«
    Sprach sie tatsächlich von den anderen oder doch von sich selbst? Grao spürte Wut in sich hochsteigen. Da machte er sich Gedanken über das Schicksal der ganzen Menschheit, und dann behelligte Juneeda ihn mit der Unpässlichkeit einiger Frauen? Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte sie angeschrien: Wen interessiert es, was aus euch wird? Wenn der Streiter auftaucht, sind wir alle tot!
    Immer wieder ging ihm ein Begriff durch den Kopf, den Mefju’drex auf der Karavelle hatte fallen lassen: der Flächenräumer. Eine Waffe, auf die der Primärfeind der Daa’muren offenbar all seine Hoffnungen setzte.
    Schon einmal war es ihnen gemeinsam gelungen, einen Gegner zu besiegen. [3] Konnten sie das womöglich wiederholen?
    Lag darin die Lösung? Sollte er Drax und dessen Verbündete aufsuchen und ihnen seine Unterstützung anbieten? So sehr ihm der Gedanke auch widerstrebte, ihm fiel keine Alternative ein. Mefju’drex war der Einzige, dem er zutraute, etwas gegen den Streiter zu

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