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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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entzückte, denn er selbst tat sich mit fremden Zungen schwer: Auch nach dreißig Jahren war ihm die hebräische Grammatik ein Buch mit sieben Siegeln.
    ***
    Nach dem Essen spendierte Melchior einen weiteren Krug seines Lieblingsweins und stieß mit den Rekruten an. Die Gäste im Lavendelparadies wechselten ständig, und viele der Blicke, die Xij und ihn trafen, waren eindeutig neidischer Natur. Mit zunehmendem Weingenuss wurde es Melchior innerlich wärmer. Außerdem fühlte er sich wohler. Irgendwann, nach dem neunten oder zehnten Becher, erlaubte er sich ein paar Zoten aus seinem Leben zu erzählen, um zu ergründen, welche Wirkung sie auf den süßen Bengel hatten, den er nun wirklich ernsthaft zu seiner Königin machen wollte.
    Als Melchior schilderte, wie er auf den Orgien seiner hemmungslosen Geschwister zuging, errötete Xij so unverdorben, dass Melchior ihn am liebsten über den Tisch gezogen und in aller Öffentlichkeit abgeküsst hätte. Er wurde davon abgehalten, weil nun eine von acht muskulösen Sklaven getragene Sänfte vor der offenen Tür des Gasthofes anhielt. Dass ausgerechnet sein Bruder in der Sänfte saß, gefiel Melchior gar nicht, denn natürlich erspähte Orlok ihn sofort und richtete sich auf, um den gaffenden Gästen huldvoll zuzuwinken.
    »Heil, Orlok!«, rief irgendein Speichellecker. »Lang lebe unser König!« Der Pöbel auf der Straße und im Gasthaus fiel pflichtschuldig in das Geschrei ein. Es war einfach widerlich. Das Lavendelparadies bebte vor Hochrufen.
    Der Anstand verlangte, dass Melchior sich erhob und verbeugte. Dass Xij, Maddrax und Grao es ihm und den Gästen gleichtaten, war ein weiterer Beweis dafür, dass sie schnell von Begriff waren und er keine Fehlerwerbung getätigt hatte.
    Orlok zog weiter. Die Gäste setzten sich und nahmen ihre Gespräche wieder auf.
    »Du scheinst nicht begeistert von eurem König zu sein, Hauptmann«, sagte Xij. »Warum hast du ihn nicht auch hochleben lassen?«
    Melchior leerte seinen Becher und schenkte sich nach. »Weil er mein Bruder ist. Ich bin zwar verpflichtet, ihm zu dienen, aber nicht, ihn zu lieben.« Er knirschte mit den Zähnen.
    »Der König ist dein... Bruder?« Xij sagte etwas in der singenden Sprache, in der Maddrax und Grao beim Essen miteinander parliert hatten. Die beiden blickten verblüfft auf.
    »Wir haben den gleichen Vater.« Melchior seufzte. »Aber Orlok ist älter als ich...« Er tippte an seine Stirn. »Und leicht... verschroben. Weil er der Erstgeborene ist, fiel die Königswürde ihm zu. Und ich bin nur Offizier.« Er grunzte, trank einen noch größeren Schluck und spürte, dass die Welt sich um ihn drehte.
    Zugleich kochte wieder der Hass in ihm hoch, den er seit seiner Kindheit unterdrückte. Orlok hatte ihm die Nase gebrochen! Konnte nicht endlich mal sein von acht Rossen gezogenes Fuhrwerk durchgehen und ihn mitsamt der Sänfte zermalmen? Könnte nicht endlich eins der Häuser einstürzen, an dem seine Sklaven ihn vorbei trugen, und ihn unter sich begraben?
    Melchior hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn Orloks Sklaven Dolche gezückt und ihn vor den Augen seiner Untertanen filettiert hätten. Die räudigen Köter von Sodom hätten sich darüber gefreut.
    Wie er diesen aufgeblasenen Esel hasste, der sein Reich von korrupten Beratern verwalten ließ, die ihn bestahlen, wo sie nur konnten, und hinterrücks über ihn lachten!
    »Ich hasse ihn«, fauchte Melchior leise. »In nicht allzu ferner Zeit werde ich ihn ablösen. Er hat keine Nachkommen; ich werde ihn beerben. Er so träge, geht nie zu Fuß! Er lässt sich immer tragen und frisst wie ein Schwein. Irgendwann fällt er eine Treppe hinunter und bricht sich den nichtsnutzigen Hals.«
    Der Wein enthemmte Melchior. Irgendwann fragte er sich, ob er vielleicht zu weit ging. Schließlich saß er nicht mit Mitverschwörern am Tisch, sondern mit Söldnern, die er noch gar nicht richtig kannte.
    Aber wie sollen sie mir schaden können?, dachte er und leerte seinen Becher. Sie verstehen doch kein Wort und haben keinen Zugang zu Kreisen, die mir schaden könnten.
    Er schenke sich und den Rekruten nach, tätschelte unter dem Tisch Xijs Knie und freute sich auf die vor ihm liegende Nacht.
    Von nun an raspelte er Süßholz und prostete den neidischen Kerlen an den Nebentischen zu, die seinen hübschen Fang mit gierigen Blicken abtasteten. Hin und wieder übersetzte Xij seinen Gefährten die Scherze, die Melchior auf Kosten der Gaffer machte.
    Maddrax und Grao hatten

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