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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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war, sich abzusetzen, Deckung zu suchen und erst mal auszuloten, wie er den Gefährten aus ihrer prekären Lage heraushelfen konnte. Doch auch im Gang vor dem Raum hielten sich Behelmte auf. So blieb Grao nichts anderes übrig, als sich den Menschen anzuschießen, als die gefesselten Gefangenen hinausgeschleppt wurden. Wohin es ging, wusste er nicht. Doch bald tauchte Melchior auf, randalierte herum und schrie »Rao«. Daraufhin machte die Hälfte des Trupps – zu der auch Grao gehörte – kehrt. Er war amüsiert, sich selbst zu suchen.
    Drei Ecken weiter war er ganz am Ende des Suchtrupps. An der vierten Ecke setzte er sich ab und folgte wieder denen, die Matt und Xij wegschafften. Dass ihm niemand über den Weg lief und ihn aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse entlarvte, war pures Glück. Dass seine daa’murischen Sinne ihn die Spur der anderen schnell wieder finden ließen, war dagegen Können.
    Grao spielte kurz mit dem Gedanken, die Gestalt des Königs anzunehmen, den gewiss niemand anzusprechen wagte, wenn er nur mürrisch genug dreinschaute. Doch selbst wenn er so in Freie gelangt wäre: Was nützte es ihm? Ohne seine menschlichen Gefährten saß er in dieser Zeit fest.
    Grao’sil’aana schaute zu, als die Gefangenen im Thronsaal angeklagt und verurteilt wurden. Obwohl sie zu weit entfernt waren, um Xijs Übersetzungen zu hören, verstand er doch, dass man sie einer Tat beschuldigte, die mit dem Gift zu tun hatte und einer hohen Strafe geahndet wurde.
    Als die Gardisten die Gefangenen hinausbrachten, leerte sich auch der Thronsaal. Die Scharen der Zuschauer strömten hinaus. Grao schloss sich den Uniformierten an und machte sich alsbald wieder selbstständig.
    Er folgte dem Quartett, das Mefju’drex und Xij zu den Verliesen brachten, tauchte in einer nicht verschlossenen leeren Zelle unter und wartete ab. Kurz darauf kamen die Gardisten an ihm vorbei und verschwanden über die Treppe nach oben.
    Der Daa’mure brauchte nicht lange zur Zelle seiner Gefährten. Als er ihnen durchs Türgitter zuwinkte, ging hinter ihm knarrend eine Tür auf.
    Ein kahlköpfiger Mensch mit geschlitzten Augen und einem Schnauzbart schaute ihn verdutzt an und stellte eine Frage. Graos Blick registrierte den an seinem Gurt hängenden Schlüsselbund, der ihn als Kerkermeister auswies.
    Seine Faust zuckte vor. Sie traf das Kinn des Mannes, der auf der Stelle die Augen verdrehte. Seine Knie knickten ein. Um unnötiges Klirren zu vermeiden, fing der Daa’mure ihn auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten.
    Mefju’drex und Xij sahen ihm trotzig entgegen, als Grao die Zellentür aufschloss. Er genoss ihre Verblüffung, als er die Gestalt des Hünen ablegte und erneut zu Hermon wurde.
    Erleichterung malte sich auf die Gesichter der beiden Menschen. »Grao!«, rief Xij, und Matt ließ sich sogar zu einem »Danke! Ich wusste, dass du uns nicht im Stich lässt!« hinreißen. Die Worte kamen ihm sichtlich nicht leicht über die Lippen.
    »Ohne dich säßen wir jetzt ganz schön in der Scheiße«, fügte Xij hinzu.
    Grao berichtete, wie er Noels Leute ausgetrickst hatte. Dann gingen sie hinaus und sahen sich in dem Raum um, aus dem der Kerkermeister gekommen war. Es war eine Art Wachlokal. An der Wand hingen unter anderem Kapuzenumhänge. Mefju’drex und Xij zogen sich die Kleidungsstücke über. »Wie kommen wir hier raus?«
    »Lasst mich nur machen.« Graos Gestalt verschlankte sich. Er nahm Melchiors Gesichtszüge an. Auch seine Kleidung veränderte sich.
    »Ist mir ein Rätsel, wie du das machst, aber es entzückt mich immer wieder.« Xij musterte ihn kritisch. »Der Harnisch ist aber eine Spur zu silbern.«
    Grao nahm eine Veränderung vor. »Besser so?«
    »Yep.« Xij zog sich die Kapuze in die Stirn und trat auf den Gang hinaus. Der schnauzbärtige Kerkermeister lag immer noch da. Xij wollte gar nicht wissen, ob er ohnmächtig oder tot war. Matt nahm dem Reglosen das Kurzschwert ab und schob es unter seinen Mantel.
    »Gesetzt den Fall, wir kommen hier raus...« Xij musterte Matt. »Wohin gehen wir?«
    Matthew seufzte. »Wir haben unser Bestes getan, um die Stadt vor den Asseln zu bewahren. Aber das ist jetzt nicht mehr möglich. Ich habe nicht vor, unschuldig unter dem Henkersbeil zu landen.« Er deutete zur Treppe. »Wir hauen ab. Vielleicht ist Melchior schlau genug, um mit den Informationen, die wir ihm gegeben haben, der Bedrohung selbst Herr zu werden.«
    Xij nickte knapp, und Grao zischte: »Na endlich!«
    Sie lugten um die

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