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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meine Feinde; Sie – Sie – Sie sind vier saure Affen!“
    Es läßt sich denken, daß die Lacher durch diese Donnerworte nicht in eine ernstere Stimmung versetzt wurden.
    „Herrlich, herrlich!“ rief Gottfried von Bouillon; „dat ist jeradezu kostbar; dat ist jöttlich! Sie sind der ausjezeichnetste Mijnheer, der mich jemals vorjekommen ist! Aber ich bitt Ihnen, schonen Sie Ihre fette Konstitution, sonst könnten Sie gar leicht zerplatzen. Man sieht den Lebertran Ihnen schon jetzt aus allen Poren schwitzen!“
    Der Holländer wollte auf diese Beleidigung antworten; da aber brachte einer der Kellner ihm die verlangte Suppe, und er zog es vor, dieser seine Aufmerksamkeit zu widmen. Er knurrte nur noch: „Eene soep is beter dan zoo een bedorven schaap – eine Suppe ist besser als so ein verdorbenes Schaf!“
    Er warf dem Gottfried eine verächtliche Handbewegung zu, knüpfte sich die Serviette um den Hals und begann dann, seine Suppe mit so schmatzendem Wohlbehagen zu essen, daß es klang, als ob ein halbes Dutzend ‚Varken‘ (Ferkel) am Troge säßen.
    Dann wurde das Kalbfleisch gebracht. Er griff mit beiden Händen nach dem Teller, roch die Portion prüfend an, gab durch ein freundliches Nicken zu erkennen, daß der Duft ihm behage, und befahl: „Gevt mij een stuk ossevleesch met erwten en zuurkool – geben Sie mir ein Stück Ochsenfleisch mit Erbsen und Sauerkraut!“
    Den vier Zuschauern war es zweifelhaft, ob man hier in China Erbsen oder gar Sauerkohl bekommen könne. Der Holländer schien aber die Leistungen der Hotelküche genau zu kennen, denn eben als er das Kalbfleisch verzehrt hatte, wurde ihm der verlangte zweite Gang gebracht. Er beroch auch diesen, nickte wieder freundlich und bestellte: „Gevt mij een gebraden varkenvleesch met mierook en gebaken peeren – geben Sie mir Schweinebraten mit Meerrettich und gebackenen Birnen!“
    Als auch dies dann gebracht wurde, verlangte er ‚hamelsbout met salade‘, Hammelbrust mit Salat, dann ‚eend met spinazie en knoflook‘, Ente mit Spinat und Knoblauch, später ‚zeevisch met gebaken pruimen‘, Seefisch mit gebackenen Pflaumen. Dann zuletzt begehrte er zum Nachtisch ‚zeekreeften, boter, kaas en een groten kelk brandewijn‘, Seekrebse, Butter, Käse und einen großen Kelch Branntwein.
    Die Portionen waren so reichlich, daß eine einzige derselben hingereicht hätte, einen gewöhnlichen Esser zu sättigen, dieser Dicke aber machte, als er fertig war, ein Gesicht, als ob er noch immer Appetit verspüre. Er legte die Hände an den Leib und betastete denselben prüfend. Und wirklich schien er eine noch leere Stelle entdeckt zu haben, denn er begehrte nach kurzem Nachdenken noch ‚een brood met worst en mostaard‘, ein Brot mit Wurst und Senf.
    Die Mahlzeit hatte ihn so in Anspruch genommen, daß seine Aufmerksamkeit nur ein einziges Mal von derselben abgewichen war. Dies geschah, als den vier andern Gästen das verlangte Bier gebracht wurde.
    Der Methusalem hatte für jeden einen guten Schluck bestellt, infolgedessen der Kellner vier ganz kleine Fläschchen brachte, welche nicht einmal ein drittel Liter faßten. Der dienstbare Geist glaubte, seine Sache gut gemacht zu haben; Degenfeld aber öffnete eines, goß den Inhalt desselben in sein Studentenglas, führte dasselbe an den Mund, leerte es in einem Zuge bis auf die Nagelprobe, setzte es ab und befahl, indem er mit der Zunge schnalzte: „Nicht ganz übel! Das genügte aber nur zur Probe. Bringen Sie für jeden eine solche Portion! Fünf Personen.“
    „Fünf?“ fragte der Kellner, welcher nach nochmaliger Umschau nur vier Individuen herausbrachte.
    „Ja, ich sage es doch!“
    „Aber Sie sind nur vier!“
    „Wir sind fünf. Dieser da hat auch seinen Durst.“
    Bei diesen Worten deutete er auf den Hund. Der Kellner zog eine dumm verwunderte Grimasse und fragte, um ganz sicher zu gehen, in seinem Pitchenenglisch: „Also zwanzig Flaschen, Sir?“
    „Ja doch!“
    „Aber, Sir, kennen Sie den Preis des Bieres hier in Hongkong?“
    Da stieß der Methusalem sein Glas auf den Tisch, daß letzterer krachte, und wetterte den Frager an: „Kerl, willst du etwa meine Moneten vorher okularinspizieren? Lauf, Philister! Sonst brenne ich dir zehntausend Füchse auf den Leib!“
    Der Kellner rannte erschrocken fort und zwei andere hinter ihm drein, da er nicht zwanzig Flaschen allein tragen konnte. Sie brachten dieselben. Der Methusalem goß abermals viere in sein Glas, schwenkte dasselbe gegen den

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