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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von einer kleinen, schwarz und weiß karierten, schottischen Mütze bedeckt wurde, von der zwei lange, breite, ebenso gefärbte Schleifen bis auf den Rücken herabhingen. Zwei lange Flinten, welche sich hinten und deren Riemen sich vorn über der Brust kreuzten, hingen ihm auf dem Rücken. Über die beiden Läufe dieser Gewehre war eine schwarze, wohlgefüllte und sorgfältig zugeschnallte Ledertasche gehängt, und in der Rechten trug er einen chinesischen Sonnenschirm von solcher Größe, daß eine ganze Familie unter demselben Platz finden konnte.
    „Goeden dag, mijne Heeren!“ grüßte er in breiter, holländischer Sprache. „Het ist tijd, dat wij aan tafel gaan!“ das heißt zu deutsch: „Guten Tag, meine Herren. Es ist Zeit, daß wir zu Tische gehen!“
    Das war eine ganz eigene Art und Weise, zumal er die Anwesenden dabei gar nicht anblickte und, ohne sie zu beachten, mit kleinen, gewichtigen Blicken auf den nächsten Tisch zusteuerte. Der Wirt schien ihn zu kennen, denn er stürzte diensteifrig herbei, schob unter mehreren tiefen Verbeugungen zwei Stühle zusammen, da der Gast auf nur einem nicht genügend Platz gefunden hätte, nahm ihm die Tasche, die beiden Flinten und den Regenschirm ab und plazierte diese Gegenstände mit zarter Sorgfalt in der Nähe des Gastes.
    Über das Gesicht des Methusalem war beim Anblick und bei dem Gruß dieses Mannes ein heiteres Lächeln geglitten. Er erhob sich, machte eine Verneigung und antwortete in lustigem Ton: „Neemt plaats; maakt geene Komplimenten; doet als of gij thuis waart – setzen Sie sich; machen Sie keine Umstände; tun Sie, als ob Sie zu Hause wären!“
    Jetzt erst blickte der Dicke zu den vieren herüber. Er musterte sie einige Sekunden lang, zog dann die haarlosen Brauen zusammen und sagte zu dem höflichen Methusalem: „Zij zijn een ongelukkige nijlpaard – Sie sind ein unglückliches Nilpferd!“
    Dann krachte er seufzend auf die Stühle nieder und gähnte, als ob er die halbe Atmosphäre einschlucken wolle.
    „En zij zijn een dick stekelvarken – und Sie sind ein dickes Stachelschwein!“ rief der Student ihm lachend zu.
    „Zij schaap – Sie Schaf!“ antwortete der Dicke verächtlich.
    „Zij neushoorn – Sie Nashorn!“ warf der Methusalem zurück.
    „Zij – zij – zij papegaai – Sie Papagei!“ donnerte der Dicke.
    „Zij hooi-hofd – Sie Heukopf!“ lachte Degenfeld.
    Da stand der Dicke auf, streckte beide Fäuste aus und brüllte mit überschnappender Stimme: „Zij dor vlammetje, zij drogen kleermaker – Sie dürres Streichhölzchen, Sie trockener Schneider. Zij – zij – zij – – –“
    Er kam nicht weiter. Der Neufundländer hatte das feindselige Verhalten des Dicken bemerkt, war von seinem Stuhl gestiegen und kam langsam auf ihn zugeschritten. Bei ihm angekommen, richtete er sich auf, legte ihm die Pfoten auf die Achseln, zeigte die Zähne und knurrte ihm warnend in das rote Gesicht, als ob er sagen wolle: „Du, nun ist's genug, sonst bekommst du es mit mir zu tun!“
    Dem Bedrohten blieb das beabsichtigte Schimpfwort im Mund stecken. Er ließ sich auf seine Stühle niedersinken, wodurch der Hund wieder vierfüßig zu stehen kam, und rief wider alles Erwarten dem Wirt zu: „Ik heb honger; gevet mij ene soep en Kalbsflesch – ich habe Hunger; geben Sie mir eine Suppe und Kalbfleisch!“
    Das sah so komisch aus und klang so drollig, daß die vier andern in ein lautes Gelächter ausbrachen. Der Hund zog die Oberlippe in Falten, als ob er in dieses Lachen einstimmen wolle, und kehrte schweifwedelnd zu seinem Herrn und auf seinen Stuhl zurück. Als der Dicke sich nicht mehr von dem Tier bedrängt sah, wendete er sich um und rief in zornigem Ton: „Mijne heren, ik zoude mij schamen, zoo doorn de lachen. Eet gij liefst een flesch of en eierenkoek; dit is buiten twijfel beter dan dit ondeugende foeikzen – meine Herren, ich würde mich schämen, so dumm zu lachen. Essen Sie lieber ein Fleischernes oder einen Eierkuchen; dies ist ohne Zweifel besser als dieses nichtsnutzige Feixen!“
    Diese geharnischte Rede hatte nur ein vermehrtes Gelächter zur Folge, was den Dicken so erboste, daß er, vorher tief Atem holend, die Lachenden mit wahrer Donnerstimme anfuhr: „Mijne heren, gij zijt slecht, gij zijt slechter, gij zijt de aller-slechtste; gij zijt myne vyanden; gij – gij – gij zijt vier zuuren aapen – meine Herren, Sie sind schlecht, Sie sind schlechter, Sie sind die allerschlechtesten; Sie sind

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