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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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einen Sinn geben – und der bestand für die Wissenschaftler darin, die Erde vor weiteren Kometentreffern zu schützen. Eine Katastrophe wie ›Christopher-Floyd‹ sollte nie wieder geschehen.«
    »Und als Ihre Vorfahren endlich an die Oberfläche konnten, haben sie den Gebäudekomplex zur heutigen BASTILLE ausgebaut. Wann genau war das? Und welche Situation fanden sie nach dem Ende der Eiszeit vor?«
    »Eine völlig andere Welt. Leider gibt es aus dieser Epoche nur wenige Aufzeichnungen. Die Menschen hatten genug mit ihrem Überlebenskampf zu tun, als ihre Erlebnisse für die Nachwelt aufzuzeichnen. Und die Daten, die die Zeiten überdauerten, erlitten immer wieder Verluste, die sich kaum kompensieren ließen. Es muss um die dreihundertfünfzig Jahre nach dem Kometen gewesen sein, als meine Vorfahren die Bunker verließen und wie fast blinde Tiere an die Oberfläche zurück krochen. An einen Wiederaufbau war vorerst nicht zu denken. Die Erde war von den Naturgewalten dem Erdboden gleichgemacht. Die Keimzelle unserer heutigen Gemeinschaft musste fast bei null beginnen, und allein der Bau der BASTILLE dauerte viele Jahrzehnte. In dieser ersten Zeit lebten die Inschers und Leschoneers noch größtenteils in den alten Bunkeranlagen. Erst seit vier Generationen findet das Leben dauerhaft an der Oberfläche statt.«
    Ein Blick auf den Comm’deur zeigte, dass Serpon bei seinen Worten dramatische Bilder vor Augen hatte, die nicht aus jener Zeit stammen konnten, wohl aber aus seiner eigenen entbehrungsreichen Kindheit und Jugend.
    »Die Leistung der BASTILLE-Begründer kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Was sie leisteten...« Serpon brach kurz die Stimme. Aber er fing sich wieder. »Die erste Zeit galt es nur einen einzigen Anspruch zu erfüllen: zu überleben! Männer und Frauen waren tagein, tagaus nur damit beschäftigt, die Umgebung zu durchkämmen und Essbares heranzuschaffen. Viele starben damals in den Fängen absonderlicher Kreaturen, von denen keine Aufzeichnungen existierten.«
    »Mutationen«, warf Matt ein.
    »Mutationen... ja, das Wort machte die Runde. Aber diese Kreaturen waren nicht nur Schrecken, sondern auch Glück. Später, als man gelernt hatte, sie aufzuspüren und zu erlegen, bestimmten sie für eine lange Zeit den Speiseplan. Ganz allmählich kam auch der Ackerbau hinzu, den wir noch heute betreiben. Wir haben Wald gerodet und bauen Getreide ebenso an wie Kartoffeln und anderes Gemüse. Ich weiß nicht, ob Sie beim Anflug etwas davon gesehen haben, Monsieur Drax?«
    Matt schüttelte den Kopf. »Es war Nacht und wir waren bereits auf die Kampfhandlungen konzentriert.«
    »Die Äcker liegen höchstens einen Kilometer südlich. Ein Garten Eden, wenn Sie wissen, was ich meine. Die klimatischen Verhältnisse haben sich während meiner Lebenszeit so sehr stabilisiert, dass wir kaum mehr Missernten zu beklagen haben. Damals war das anders.« Wieder schien ein dunkler Schatten über die Miene des Comm’deur zu ziehen. »Ja, wir haben überlebt und uns unseren Platz an der Oberfläche zurückerobert. Aber unsere Vorfahren haben ihn sich teuer erkauft.«
    Matt ahnte bereits, worauf Serpon anspielte, noch bevor er es aussprach.
    »Zur Zeit des Aufbruchs begann auch der Niedergang...« Serpon hielt für einen Moment inne. »Niemand wusste, warum, aber in den nächsten Jahren schwand zusehends unsere Geisteskraft. Erst bei den Leschoneers, den Soldaten der Legion, dann auch bei den Inschers. Die Chronik beschreibt es als das Große Vergessen. Innerhalb eines einzigen Jahrzehnts wurden mehr und mehr technische Errungenschaften hinfällig, weil wir sie nicht mehr bedienen konnten.«
    Matt nickte wissend. »Es ist tragisch«, sagte er, »aber die Bunker zu verlassen war das Schlechteste, was Ihre Vorfahren tun konnten. Damit setzten sie sich einer Strahlung aus, die seit dem Absturz des Kometen auf die Gehirne der Menschen und das Erbgut vieler Rassen einwirkte.«
    Comm’deur Serpon blickte stirnrunzelnd auf. »Davon steht nichts in den Überlieferungen.«
    »Weil niemand es wusste.« Matt seufzte. Obwohl er sich noch nicht wirklich fit fühlte, war es nun wohl an ihm, Serpon zu erzählen – von den Daa’muren, der Synapsenblockade und dem Grund, warum die Menschheit sich heute mit Schwertern und Speeren gegen bizarre Mutationen erwehren musste...
    ***
    Miki Takeo klinkte sich in das Rechnersystem der Himmelswacht ein. Die Überwindung der antiken Firewall hielt ihn nicht länger als zehn Sekunden

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