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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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auf. Dann war er drin.
    Und leistete im Geiste Abbitte.
    Gar so primitiv und unausgegoren, wie die unterirdische Steuerungsanlage es hatte befürchten lassen, präsentierte sich das Abwehrsystem in seiner Programmstruktur dann doch nicht.
    Im Gegenteil: Die unbekannten Programmierer hatten Erstaunliches geleistet, ebenso die Erbauer des Hardware-Komplexes, an dem zur Entstehungszeit noch nicht der Zahn der Zeit genagt und Defekte eingestreut hatte.
    Mikis Geist wanderte durch die neuralgischen Bereiche des Systems und merzte so viele Fehlfunktionen aus, wie über sein integriertes Diagnose- und Reparaturprogramm zu beheben waren.
    Kurz darauf hatte er Zugriff auf den Gesamtkomplex, bodengestürztes Radar inbegriffen.
    Und hier lag der Hund begraben.
    Die Ortungskapazität war vor Inkrafttreten des EMP offenbar deutlich höher gewesen, danach aber trotz aller Reparaturversuche nie wieder erreicht worden. Und auch Miki würde kurzfristig nur mit dem Basis-Equipment keine Optimierung herbeiführen können. Die reduzierte Ortungsleistung erklärte, warum gegenwärtig vergleichsweise große Brocken, die der Erde entgegenfielen, nicht als Bedrohung ausreichten, um automatische Start von weiteren Abwehrraketen auszulösen.
    Nach ein paar Minuten gab Miki seine Versuche auf, das Radar neu zu eichen. Keine Chance.
    Er informierte Xij.
    »Dann sind wir machtlos?«, fragte sie. »Die Erde wird bombardiert und wir können nichts dagegen tun?«
    Der Android erklärte ihr, wie er das Handicap umgehen wollte.
    Xijs Augen blitzten auf, und selbst in Inscher Rochs trübe Miene mischte sich ein Hoffnungsfunke.
    Miki nutzte ein an die Oberfläche gehendes Antennenkabel, um über dessen Endrelais eine Verbindung zum Mondshuttle herzustellen. Dann koppelte er die Ortungsinstrumente des Shuttles mit dem System Himmelswacht – und plötzlich blinkten überall im Rechnerverbund Warnanzeigen auf, die etliche Raketensilos rings um die BASTILLE öffneten.
    Eine erste Zählung ergab, dass nur für zwölf Prozent der größeren Mondtrümmer genügend Abwehrgeschosse zur Verfügung standen. Erst als Takeo die kritische Masse heraufsetzte, verschob sich das Ergebnis auf nahezu achtundachtzig Prozent. Somit würden immer noch etliche Meteoriten die Erdatmosphäre überwinden und auf der Oberfläche einschlagen, aber deren Auswirkungen waren begrenzt.
    Natürlich musste auch mit Ausfällen gerechnet werden; eine statistische Größe, die Miki Takeo nicht berechnen konnte.
    Er überwachte den Transfer der Kursdaten in jeden einzelnen Steuercomputer, der sich neben dem nuklearen Sprengsatz in den Raketenspitzen befand.
    Dann erfolgte auch schon der Start der ersten Abfanggeschosse – just als der erste Riesenbrocken die kritische Distanz zu unterschreiten drohte.
    Wieder erbebte der Boden von Kourou. Diesmal jedoch unter den Gewalten zündender Raketentriebwerke.
    ***
    Matthew Drax beendete seine Rückschau in dem Moment, als die Darstellung auf dem großen Wandbildschirm ohne fremdes Zutun wechselte. Eine Stimme, aus der er schon nach zwei Sätzen seinen Androidenfreund heraushörte, vermeldete: »Ich konnte das System weitgehend stabilisieren. Durch die Korrekturen und eine Verknüpfung der Himmelswacht mit dem Radar des Shuttles können in günstigen Fall achtundachtzig Prozent der größten Mondtrümmer noch außerhalb der Stratosphäre vernichtet werden. Die ersten Abfangraketen starten bereits...«
    Mitten in Takeos letzte Worte hinein mischten sich heftige Vibrationen, die sich über den Boden bis in die letzten Winkel von Matts und Serpons Körper fortpflanzten.
    Der alte Mann zeigte kein Erschrecken, sondern im Gegenteil Erleichterung. »Offenbar war das Vertrauen, das meine Tochter in Sie setzte, berechtigt«, sagte er.
    Matt löste seinen Blick vom Monitor und sah zu dem Alten hin. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen. »Inscher Roch ist Ihre Tochter?«
    Benedict Serpon räusperte sich. »Sie ist vieles für mich«, sagte er. »Stellvertreterin, rechte Hand, Vertraute... und ja, auch Tochter. Sie hatten Glück, in ihr eine Fürsprecherin zu finden.« Er hielt kurz inne. » Wir hatten Glück«, korrigierte er dann.
    Mehr schien er zu dem Verwandtschaftsverhältnis nicht sagen zu wollen, und Matt bohrte auch nicht nach. Sein Blick ging zurück zu dem Flachbildschirm, der jetzt wieder eine schematische Darstellung des erdnahen Weltraums mit den äußersten Atmosphäreschichten zeigte. Eine der erdwärts strebenden Markierungen

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