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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Beisein von Xij. Sie befanden sich in dem Quartier, das ihnen Inscher Roch für die Dauer ihres Aufenthalts zugewiesen hatte. »Ich bin der Letzte, der dir misstraut oder nicht weiß, was du für uns alle getan hast, aber... wir müssen trotzdem über das sprechen, was während des Überfalls geschah. Du weißt, was ich meine.«
    »Ich habe es in allen Details abgespeichert.« Eine typische Miki-Takeo-Antwort.
    Matt nickte. »Dann erklär’s mir kurz und knackig: Was war los? Warum hast du mit dem Feind kooperiert?«
    »Gegenfrage«, sagte der Android. »Warum haben die Verteidiger der BASTILLE plötzlich ihre Gewehre fallen lassen und sich zurückgezogen?«
    Auch an diese Szene, von den unbestechlichen Kameraaugen des Komplexes festgehalten, erinnerte sich Matt sehr wohl.
    »Dann hast du es auch gespürt?«
    »Die Beeinflussung?« Der Android machte eine abwehrende Geste. »Ich bitte dich! Dafür hätten sie schon einen Computervirus in meine neuronalen Netze einspeisen müssen. Aber ich habe Augen im Kopf und kann logische Schlüsse ziehen. Dass da etwas war, konnte man deutlich an den Reaktionen der Leschoneers beobachten. Sie wirkten wie betäubt und verzogen zunehmend ihre Schüsse. Das machte mich stutzig – und neugierig. Ich passte mich an und spielte den Indios dieselben Symptome vor. So kam ich nahe genug an sie heran, um ihre Gespräche mitzuhören.«
    »Aus einer Entfernung von gut zehn, fünfzehn Metern und bei all den Schüssen?«, fragte Xij zweifelnd.
    »Dank empfindlicher Sensoren, eines Verstärkers und diversen Rauschfiltern – ja«, entgegnete Takeo trocken. »Die Indios haben ihre mentalen Befehle an mich gleichzeitig akustisch formuliert. Ich habe eine Aufnahme so aufbereitet, dass sie auch für euch verständlich ist. Hört her!«
    Ein dumpfes Rauschen ertönte aus seinem Mund, unter dem leise Stimmen zu hören waren. Dank ihrer Translatoren verstanden Matt und Xij, was einer der Indios von sich gab:
    »Öffne deinen Geist und höre mich an!«, klang es aus Mikis internem Lautsprecher. »Wir sind nicht deine Feinde. Wir wollen nur eure Waffen, nicht euer Leben. Gib sie uns und wir verlassen dieses Land!«
    Miki wechselte wieder zu seiner Stimme über. »Als ich erkannt hatte, dass sich auf diese Weise weiteres Blutvergießen vermeiden ließ, habe ich ihre Forderung erfüllt«, sagte er. »Wir hatten ja schon gesehen, wozu diese Menschen fähig sind. Mit ihren telepathischen Kräften wären sie zu einer echten Bedrohung für die Leschoneers geworden.«
    »Also hast du die Gewehre eingesammelt und über den Zaun geworfen«, schloss Matt. »Hat deine Logik dir nicht verraten, dass du dich damit in den Augen der Kourou-Leute zum Verräter machst?«
    »Natürlich. Aber die Alternative wären eine Fortsetzung der Kampfhandlung und noch mehr Tote gewesen, auf beiden Seiten. Nachdem die Indios verschwunden waren, habe ich einfach auf Ruhemodus umgeschaltet und den Soldaten keinen Anlass gegeben, auf mich zu feuern. Ich wusste, dass die Gelegenheit kommen würde, alles zu erklären.« Er wies auf die Tür. »Was ich übrigens gegenüber Inscher Roch bereits getan habe. Sie informiert wohl gerade ihren Vater darüber.«
    Matt nickte. »Trotzdem hätte mich interessiert, wo diese Indios eigentlich herkamen, was es mit den Schlangen um ihre Schultern auf sich hat und was sie mit den Waffen vorhaben.«
    »Aus Französisch-Guayana stammen sie jedenfalls nicht, obwohl auch in dieser Gegend einige primitive Stämme beheimatet sind. Doch die halten sich so sehr zurück, dass sie ›die Unsichtbaren‹ genannt werden. Inscher Roch hat mir versichert, solche Indios noch niemals gesehen zu haben. Auch lebendige Schlangen als Totemtiere sind ihr völlig neu.«
    »Und du glaubst ihnen, dass sie mit ihrer Beute verschwunden sind und keinen neuen Angriff planen?«, fragte Xij skeptisch.
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es«, erwiderte der Android. »Die Gruppe hat die Küste bereits verlassen und bewegt sich in Booten in nordwestlicher Richtung.« Er sagte das ebenso unaufgeregt wie alles, was er von sich gab.
    Matt wurde hellhörig. »Woher weißt du das so genau?« Er hatte das sichere Gefühl, dass Miki Takeo die Erklärung bewusst hinauszögerte, um sie voll auszukosten – erstaunlich bei einem Androiden, der statt eines Herzens einen Mini-Reaktor und statt eines Gehirns einen Massenspeicher trug.
    »Ich brachte an einem der Gewehre einen Peilsender an, bevor ich sie über die Umzäunung warf«, rückte der

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