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329 - Die Fährte der Roboter

329 - Die Fährte der Roboter

Titel: 329 - Die Fährte der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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dass sie in einem ihrer früheren Leben Cowboy gewesen war. Mit den Händen dirigierte sie das Seil nun so, dass die Schlinge über Takeos Kopf und Arme rutschte. Dann zog sie es ruckartig nach oben, damit sich die Schlaufe um den Androiden zuzog.
    »Geschafft!«, brüllte sie ins Cockpit. »Jetzt hoch! Vorsichtig!«
    Matt tat, wie ihm geheißen. Er gab Schub auf die Düsen, die das Shuttle senkrecht nach oben hievten. Die Triebwerke heulten protestierend auf, als plötzlich das zusätzliche Gewicht an ihnen hing, aber nur kurz. Sie waren für eine noch höhere Gesamtlast ausgelegt und regelten ihre Leistung automatisch nach.
    Bevor Miki Takeo registriert hatte, was mit ihm geschah, hatten sie sich schon ein ganzes Stück vom Schlachtfeld entfernt. Wichtig war dabei nicht allein die Distanz zu den anderen Robotern, sondern auch die Flughöhe!
    Matthew baute darauf, dass Takeo sich nicht mehr vom Seil losschneiden oder auf das Shuttle feuern würde, sobald ihm seine Sensoren meldeten, dass ein Absturz seine Existenz bedrohte – eine Art mechanischer Überlebensinstinkt sozusagen.
    Und tatsächlich: Ab einer Höhe von knapp fünfzig Metern stellte der Android jeden Versuch ein, sich aus der Schlinge zu befreien. Er ließ sogar den Laserblaster in der Abdeckung seines Oberschenkels verschwinden.
    Jetzt war wieder Xij dran. Wo sich die Klappe mit Takeos Notabschaltung befand, wusste sie nun. Matt hatte ihr noch einmal die Abfolge eingeschärft, in der sie den Schalter betätigen musste. Der Rest war purer Mut – und davon hatte Xij glücklicherweise ausreichend.
    Sie grüßte in die Kamera und ließ einen Karabinerhaken um das Seil schnappen, dessen Tragegurt um ihre Hüfte und Becken lag. »Dann bis gleich!«
    Mit einer entschlossenen Bewegung und fest zusammengekniffenen Lippen packte sie das Seil mit der behandschuhten Linken, schlang ein Bein darum und ließ sich hinabgleiten. Matt hielt den Atem an. Beim Gedanken daran, dass seine Gefährtin fünfzig Meter über der Erde diesen Stunt durchführte, wurde ihm ganz anders.
    Die Rutschpartie währte gute zehn Sekunden und zwölf Meter, dann kam Xij mit den Füßen auf Takeos breiten Plysterox-Schultern zu stehen und ging in die Hocke.
    Der Android wehrte sich nicht. Sein Selbsterhaltungsprogramm war glücklicherweise nicht überschrieben worden.
    Xij fand die Stelle in der Panzerung und öffnete die kleine Klappe. Sie bückte sich noch ein wenig weiter herunter und drückte den Knopf, der sich darunter verbarg. Einmal lang, zweimal kurz, einmal lang. Eine rote LED flackerte und Takeo ließ den Kopf sinken.
    Xijs Blick suchte die untere Außenkamera. Sie zeigte Matt den in die Höhe gereckten Daumen.
    Gott sei Dank! Matt fiel ein Stein vom Herzen. So weit hatte der Plan schon einmal funktioniert. Er verringerte die Höhe wieder und flog weiter nach Süden, weg von dem Schlachtfeld und in die entgegengesetzte Richtung, in der die Metallos unterwegs gewesen waren.
    Xij hatte den Androiden nicht wieder neu gestartet; das wollten sie erst in sicherer Entfernung riskieren. Sie hatte sich am Seil hochgehangelt und stemmte sich Minuten später durch die Luke – außer Atem, aber grinsend.
    Das Lächeln hielt sich auch noch, als sie bei Matt im Cockpit anlangte. »Das war ein Spaß!«, verkündete sie.
    Matt gab ihr einen langen Kuss. »Gut gemacht! Ich bin stolz auf dich.« Die Luft draußen musste ziemlich kalt sein; er konnte die Kälte spüren, die ihr Körper abstrahlte. Er strich ihr durch das verwuschelte kurze Haar. »Trotzdem sollten wir das nicht wiederholen, wenn es sich vermeiden lässt.«
    Xij zog eine Schnute, dann lachte sie. »Okay, weil du es bist. Ich mach’s nie wieder.«
    Fünfzig Kilometer entfernt, an der Küste, landete Matt das Mondshuttle schließlich. Das Manöver war nicht ganz einfach. Erst musste er Takeo vernünftig absetzen und dann die Fähre ein Stück zur Seite driften lassen, damit er nicht auf dem Androiden landete.
    Als Nächstes stand eine weitere Sicherheitsmaßnahme auf dem Programm: Matt und Xij wollten sich nicht noch einmal davon überraschen lassen, dass Miki auch nach dem Systemboot erneut auf das fremde Signal ansprach.
    Erst stemmten sie die Plysteroxplatte an seinem rechten Oberschenkel auf und entnahmen dem Hohlraum darunter Mikis Laserblaster. Und dann verschnürten sie ihn mit allen Seilen, Sicherungsleinen und Klebebändern, die im Shuttle zu finden waren. Am Ende war er so gründlich verpackt, dass er sich auch mit seinen

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