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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fackelbooten, um euch zu suchen. Herauf, herauf! Löscht die Lichter aus, Jungens!“ gebot er seinen Leuten, „und holt rasch die beiden Boote an das Deck, daß dort die Schlingels nichts merken, Sie müssen denken, daß auf unserm guten ‚Wind‘ alles im Schlaf liegt. So, so, die Taue nieder! Zieht, Jungens, zieht! Stopp! Herein mit den Nußschalen! Prächtig, so ist's gut! Nun nehmt die Handspeichen, und wenn es jemand wagen sollte, die Nase heraufzustecken, dem gebt einen tüchtigen Klaps!“
    Eine solche Maßregel war nicht notwendig. Die Verfolger schienen anzunehmen, daß wir auf das Land zugehalten hätten, und ruderten der Küste entgegen, wo noch lange Zeit der Schein ihrer Fackeln zu bemerken war.
    Potai empfing seinen Bruder und die Schwägerin mit Jubel. Dem Kapitän mußte, als wir in der Kajüte versammelt waren, natürlich alles ausführlich erzählt werden. Als ich damit zu Ende war, reichte mir Pareyma ihr zartes, braunes Händchen entgegen.
    „Ich danke dir, Sahib! Du hast mich vom Tod errettet, denn ich wäre an meinem Messer gestorben, ehe ich mit Matemba das Haus verlassen hätte.“ –
    Am Morgen stachen wir in See. Fünf Tage später befand sich Kapitän Roberts mit seinen Marsgasten und allem geretteten Gut bei uns an Bord; dann segelte der ‚Wind‘ nach Nord bei West, um den Samoa-Archipel zu erreichen.
    Dort, auf der Insel Upolu, und zwar in Saluafata, wohnt noch heute ein reicher, polynesischer Handelsmann, der sich Potomba nennt.
    Zuweilen, wenn die Sonne ihr glühendes Gewand in den Fluten badet, um zur Ruhe zu gehen, rudert der Greis Ombi ein Ausleger-Kanu hinaus auf die Höhe. Darin sitzt Potomba mit Pareyma, und wenn Ombi lauschen möchte, so würde er hören, wie der dunkelfarbige Mann seinem Weib zuflüstert: „Mata ori, du Auge des Tages, du Licht meines Lebens!“
    Vielleicht daß in solchen einsamen Stunden das schöne Paar auch der Vergangenheit gedenkt, des Glückes und der darauf folgenden Trübsal auf Tahiti, des Hochzeitstages auf Eimeo, der Fahrt nach den Pomotu- und Samoa-Inseln, des alten, braven Master Frick Turnerstick und – vielleicht auch des Germani mit den großen Seemannsstiefeln, dem heute, wo er dieses niederschreibt, noch die klagenden Worte im Ohr nachtönen:
    „Te uwa to te malema,
Te uwa to hinarro –“

Der Kiang-lu
    Im ‚Kuang-ti-miao‘
    China!
    Wunderbarstes Land des Ostens, riesiger Erdendrache, der seinen Zackenschwanz im tiefen Weltmeer badet, der einen Flügel in die Eisregionen Sibiriens und den andern in die dampfenden Dschungel Indiens schlägt, und der, vom rasenden Taifun an das Gestade getrieben, über rauschende Flüsse, weite Seen, über Berge und Täler auf nach Westen steigt, um seinen Kopf über die höchsten Giganten der Gebirge zu heben, den schrecklichen Sturm der Gobi zu atmen und aus den Wassern des Manasarowar zu trinken, werde ich es wagen dürfen, dir zu nahen, und werde ich deinen feindseligen Basiliskenblick mit meinem Barbarenauge ertragen können?
    Größtes Volk der Erde, welches die ‚Tschung-hoa‘ sein eigen nennt, darf ich nichtiges Würmchen auf einem Blatt dieser Blume ruhen, um die – Seligkeiten ihres Duftes zu erforschen? Heiliger und allmächtiger ‚Tien-dse‘, zu dessen Füßen mehr als vierhundert Millionen Menschen anbetend im Staub liegen, gestattest du mir, meinen schmutzigen Fuß auf die Ecke deines Teppichs zu setzen? Ich bin nicht aus dem Land der Franka und Ingli, welche mit Schwert und Pulver zu dir kommen, um deinen Kindern das Gift des Opiums aufzuzwingen, deine Städte zu verheeren und deinen Pings (Soldaten) zu sagen, daß sie Memmen sind. Ich stamme vielmehr aus dem Land der Tao-dse, die deine Herrlichkeit bewundern, deine Größe preisen und nichts anderes wünschen, als daß der Glanz deiner Weisheit strahle in Frieden auch über ihrem Haupt! – – –
    Nachdem wir Potomba, den Ehri von Tahiti, seine liebliche Pareyma, seinen Bruder Potai und den Diener Ombi auf der Samoa-Insel Upola abgesetzt und den Kapitän Roberts von ‚Poseidon‘ mit seinen Marsgasten da gelandet hatten, waren wir einige Tage da vor Anker geblieben und dann über die Ellice-, Tarawa-, Radack- und Ralick-Gruppe nach den Marianen gegangen, von wo aus wir nach den Bonin-Inseln segelten.
    Kennt der freundliche Leser vielleicht aus Reisebeschreibungen oder auch nur aus der Karte diese liebliche Inselgruppe, welcher aus dem Seeverkehr zwischen Kalifornien und China eine bedeutende Zukunft erblühen wird?

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