330 - Fremdwelt
redeten, wie viele in Waashton redeten; nur irgendwie ulkiger. Brainless Kid musste grinsen.
Drei Schritte vor ihnen blieb er stehen. Unter dem Mantel, über seinem Herz, spürte er seine Pauls. »Macht euch nicht ins Hemd, Leute!«, rief er.
»Waas?« Den Kerlen fielen die Kinnladen herunter, ihre schwarzen Brauen kräuselten sich bedrohlich, die glühenden Blicke ihrer schwarzen Augen flogen zwischen Brainless Kid und Monsieur Marcel und Peewee hin und her, die noch beim Boot standen.
»Bleibt ganz entspannt«, sagte Brainless Kid, »wir tun euch nichts.« Er saugte an seiner Pfeife und hielt die Luft an.
Die Maschinenkerle sahen einander an. Dann lachten sie. Genauer: Sie brachen in wieherndes Gelächter aus, klatschten sich auf die Schenkel, brüllten vor Lachen. Brainless Kid blies ihnen den Qualm entgegen und lachte auch. Er lachte sogar Tränen. Auch Monsieur Marcel hinter ihm lachte und Peewee kicherte und gluckste.
Irgendwann trat der breiteste der sieben Maschinenkerle ganz nahe an Brainless Kid heran, wischte sich die Tränen aus den Augen, feixte und schnüffelte. »Was rauchst’n da?«
»Nur das Beste, Mann.« Brainless Kid streckte ihm das Pfeifchen hin. »Probier.«
***
Frühling 2528
» Da!« Xij klammerte sich an Matts Oberarm fest. »Sie kommen den Hang herunter!« Matts Blick folgte ihrem ausgestreckten Arm – tatsächlich: Ein starkes Dutzend Metallos stapfte am gegenüberliegenden Waldhang durchs Unterholz zum Bach hinab. Der kleine prismenförmige Robot mit der Raubvogelmaske rollte voran. Wenn er sich im Schatten eines Baumes bewegte, konnte Matt das bläuliche Leuchten seiner Augen erkennen. »Haben sie uns etwa entdeckt?«
»Willst du abwarten, bis wir es genau wissen? Ich nicht.« Matt zog sich an einem seltsam verdrehten Ast hoch, blickte sich um. »Klettern wir hinüber zum Nachbarbaum. So verursachen wir die wenigsten Spuren.«
»Und kommen am langsamsten voran.« Widerwillig nur folgte Xij ihrem Partner.
»Versuchen wir es wenigstens – das Geäst scheint mir dick genug und die Kronen gehen ja praktisch ineinander über.« Der Mann aus der Vergangenheit duckte sich, griff nach einem biegsamen Zweig des Nachbarbaums, der genug Halt versprach, und zog sich auf einen starken Ast hinüber. Von dort aus streckte er Xij die Hand entgegen. »Greif zu.«
»Schaffe ich schon allein«, sagte sie unwillig. Sie war leichter als Matt und ihr Körper biegsamer. Geschmeidig schwang sie sich in die Krone des Nachbarbaumes hinein. Xij überholte Matt auf einem höhergelegenen Ast und balancierte bis zum Baumstamm.
Als Matt Drax ebenfalls dort ankam, blickte er noch einmal zurück: Nur vier der Roboter konnte er von hier aus mit bloßem Auge erkennen. In einer Marschkolonne stapften sie hinunter zum Bachlauf. Mit ein bisschen Pech würden sie ihre Spuren finden und bis zu dem Urwaldriesen verfolgen können, auf den sie geklettert waren. Wie mobil waren Metallos? Wie schnell? Davon hing jetzt möglicherweise Matts und Xijs Freiheit ab.
Er warf einen letzten Blick auf die Shuttlespitze. Ein Jammer, die Raumfähre zurücklassen zu müssen. Was würde aus ihr werden? Gleichgültig – besser ohne Shuttle und frei, als in Gefangenschaft zu geraten.
Wenigstens schienen sie Takeo in seinem Schlammloch nicht entdeckt zu haben. Dafür gab es zwar keinen letztgültigen Beweis, doch der Gedanke erfüllte Matt Drax mit einer gewissen Genugtuung. Und jeder noch so kleine Lichtblick war Gold wert in dieser unwegsamen und so unheimlich verzerrten Wildnis.
Matt kletterte am Stamm vorbei und folgte Xij, die längst im angrenzenden Baum von Ast zu Ast balancierte. »Warst du in einem der vorigen Leben mal ein Affe?«, fragte er.
Xij Hamlet wandte sich um. »Zum Glück kein Affe, sondern eine Äffin«, sagte sie und zeigte ihm den Mittelfinger.
Matt grinste und sprang zum nächsten Ast. Ja, gemeinsam würden sie es schon irgendwie schaffen. Ein paar Scherze machen und gute Gedanken denken, das bedeutete schon die halbe Miete in einer Situation wie dieser.
Matt Drax kannte sich aus mit dem Zusammenhang von Psyche und Erfolg. Er war einmal Soldat der ebenso glorreichen wie gnadenlosen US-Army gewesen. In den letzten Jahren vor »Christopher-Floyd« hatte man ihnen dort vor größeren Kampfeinsätzen Psychopharmaka aufgedrückt. Er hatte seine Pillen verschenkt. Es gab weiß Gott bessere Methoden, Mut und Zuversicht aufrechtzuerhalten.
»Hey, starker Mann!«, rief Xij. »Du hast ein Ziel, schätze
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