330 - Fremdwelt

höflichen Tonfall. »Wohin wollt ihr mit uns gehen?«
    Ihre Translatoren übersetzten in Echtzeit – und direkt in ihren Hirnen. Ziemlich praktisch, denn das bewirkte, dass sie die fremde Sprache ohne ihr willentliches Zutun beherrschten. Matt musste einfach nur den Mund aufmachen und drauflos reden. Matt befürchtete allerdings, ein ähnliches Kauderwelsch von sich zu geben wie der Schiefhals.
    Der Jagdgruppenführer beantwortete seine Frage mit keinem Wort; vielleicht hatte er sie gar nicht verstanden. Dafür schilderte er ihnen, wie er und seine Indios ihnen schon seit einer halben Stunde folgten – oder genauer: dem Jaguar. Der nämlich war Matt und Xij hinterher gepirscht. Das Paar hatte die Aufmerksamkeit der Raubkatze auf sich und von seinen Jägern abgelenkt – und die hatten Matt und Xij als willkommenes Lockmittel benutzt.
    Schließlich wollte der große Anführer ihre Namen wissen, woher sie kämen und wohin sie wollten. Xij Hamlet nannte ihre Namen und berichtete von den Robotern, erwähnte aber das abgestürzte Shuttle mit keinem Wort.
    Matt Drax konnte nicht erkennen, ob der große Schiefhals tatsächlich begriff, was Xij ihm erzählt hatte. Er grunzte immer nur, kratzte sich abwechselnd die haarige Brust und im Schritt. Matt Drax’ Eindruck, es mit einem geistig Minderbemittelten zu tun zu haben, verstärkte sich.
    »Du … Maddrax?« Der hünenhafte Anführer bohrte Matt den fleischigen Zeigefinger in die Brust und wiederholte den Namen, den ihm Xij genannt hatte.
    Behutsam aber bestimmt schob Matt die Pranke von sich weg. »So nennt man mich. Und wer bist du?«
    Der Große nannte einen Namen, der in Matts Ohren wie »Workl« klang. Er brabbelte etwas von Dorf, Häuptling und Beute, und Matt verstand, dass man den Jaguar, ihn und Xij nun zur Siedlung bringen und dem Häuptling vorstellen wollte. Ehe sie antworten konnten, sahen Matt und Xij sich bereits von den indianischen Jägern umstellt.
    »Ich fürchte, für diese Kerle sind wir genauso eine Beute wie die erlegte Raubkatze«, raunte Xij, als sie losmarschierten. Damit sprach sie nur aus, was auch Matt Drax dachte.
    »Da gibt’s einen feinen Unterschied«, sagte Matthew. »Die Katze ist tot und wir leben. Noch.«
    ***
    Spätsommer 2522
    » Alles in Ordnung!«, rief Loola den drei heranstampfenden Maschinenkerlen entgegen, lächelte und winkte. »Alles bestens. Er hat nur kotzen müssen und dabei ist er umgefallen.« Sie ging vor dem Trike und dem Trex-Mex-Präsident in die Hocke. »Geht’s wieder, Großer?«
    Brainless Kid kicherte leise – wenn es darum ging, richtig gut zu lügen, war Loola einsame Spitze.
    »Wie, ›umgefallen‹?« Die drei struppigen Burschen stapften noch ein bisschen schneller durch den Sand. Dadurch gerieten sie gehörig ins Wanken. »Der fällt doch nicht einfach so um?«
    Die anderen drei, die bei Ozzie, Monsieur Marcel, Peewee und den beiden ehemaligen Engerlingsoldaten zurückgeblieben waren, versuchten ebenfalls aufzustehen. Gar nicht so einfach, wenn man stundenlang Kiff geraucht und dazu billigen Schnaps getrunken hatte. Brainless Kid musste schon wieder kichern.
    »Was gibst da zu lachen, Bürschlein?«, knurrte der Trex-Mex, der es als Erster bis zum Präsidenten-Trike und dem Bewusstlosen schaffte. Der zweite wankte gerade an Trashcan vorbei.
    »Wenn du wüsstest«, kicherte Brainless Kid. Er musste sich die Hände auf den Mund pressen, um nicht laut loszuprusten.
    »Machst du dich etwa lustig über mich?« Statt sich um seinen Präsidenten zu kümmern, änderte der erboste Trex-Mex den Kurs und wankte auf Brainless Kid zu. »Sofort hörst du auf, so blöd zu kichern, du Scheißerchen!«
    »Es hat nichts zu bedeuten, wirklich nicht!«, beteuerte Brainless Kid, und das hatte es auch nicht, er musste aber trotzdem losprusten. Der Trex-Mex schnitt eine entsetzlich grimmige Miene und tastete fluchend nach seinem langen Messer.
    In den vier Sekunden, die er brauchte, um die Klinge aus seinem Gurt zu fummeln und dabei die letzten fünf Schritte bis zu dem kichernden Jungen zu wanken, geschah so viel auf einmal, dass Brainless Kids berauschtes Hirn es kaum schaffte, alles für Wirklichkeit zu halten.
    Vor dem Präsidenten-Trike ging der zweite Trex-Mex neben Loola und dem Bewusstlosen in die Hocke. An Trashcan Kid stolperte der Dritte vorbei. Unten am Feuer begann ein Vierter zu schimpfen. Und bei Loola rief der Zweite: »Hey, Präsident!«
    Trashcan Kid schlug »seinem« Trex-Mex die flache Klinge seines