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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sprach ein Wort. Sie fühlten sich geschlagen und in ihrer Ehre beleidigt; ich gebe auch gern zu, daß es eine Schande für sie war, daß sie unter solchen Verhältnissen und auf diese Weise gezwungen worden waren, alle meine Forderungen zu bewilligen. Nur der Rittmeister warf zuweilen einen nicht unfreundlichen Blick auf mich. Er war ein noch junger und sehr hübscher Mann, der in seinem Benehmen etwas Chevalereskes zeigte. Ich schien ihm keine Abneigung eingeflößt zu haben.
    Ein wenig nach der angegebenen Zeit wurde angeklopft. Ich öffnete die Tür ein wenig, hielt den gespannten Revolver in der Hand und sah durch die Spalte hinaus. Der General stand draußen, hinter ihm einige Soldaten, welche unsere Gewehre und sonstigen Sachen trugen.
    „Öffnen Sie immerhin ganz, Señor!“ sagte er. „Ich habe, wie Sie sich überzeugen können, beide Vorzimmer räumen lassen. Es ist keine Wache mehr da.“
    Ich ließ ihn mit den Leuten hereintreten. Sie legten alles auf den Tisch. Als jeder sein Eigentum an sich genommen hatte, zeigte es sich, daß noch verschiedenes fehlte. Die Bolamänner hatten sich manches angeeignet und es nicht abgegeben. Der General ging, um die Leute vorzunehmen, und bald wurde alles Fehlende gebracht, so daß wir uns im vollen Besitz unserer Habe befanden – außer dem Geld.
    Das meinige hatte ich vollständig wieder erhalten, ebenso die andern, ausgenommen der Estanciero. Ihm fehlten dreitausend Papiertaler, welche dem General nicht ausgehändigt waren. Entweder irrte sich der Estanciero, oder der Major hatte die Summe für sich behalten. Der letztere stellte das sehr entschieden in Abrede. Der erstere behauptete, ganz genau zu wissen, wieviel er bei sich getragen hatte, doch erklärte er, um des Friedens willen verzichten zu wollen. Da aber sagte der Steuermann:
    „Dreitausend Taler sind kein Pappenstiel. Sie dürfen nicht verzichten. Der Señor Major mag mir die Hand darauf geben, daß er das Geld wirklich nicht hat.“
    Er streckte Cadera seine breite Hand entgegen. Dieser war so unvorsichtig, die seinige hineinzulegen, und versicherte:
    „Hier mein Ehrenwort, daß ich alles abgegeben habe.“
    Kaum aber hatte er das gesagt, so schrie er laut auf vor Schmerz. Der Steuermann ließ die Hand nicht los; er hielt sie fest und immer fester.
    „Cielo, cielo!“ rief der Major. „Lassen Sie mich doch los!“
    „Wo ist das Geld?“ fragte der Steuermann ruhig, indem er die Hand immer fester drückte.
    „Ich habe es nicht, wirklich nicht!“
    „Du hast es, Spitzbube! Ich drücke dir die Hand zu Kleister, wenn du es nicht gestehst!“
    „Qué dolor, qué tormento!“ zeterte Cadera, indem er mit beiden Füßen sprang. „Ich habe nichts, ich – ich – ich!“
    „Lassen Sie ihn los!“ gebot der General. „Wir können so etwas unmöglich –“
    Er kam nicht weiter, denn der Steuermann unterbrach ihn rauh:
    „Schweigen Sie! Ich weiß, woran ich bin! Diesem Kerl ist der Spitzbube nur zu deutlich an die Stirn geschrieben. Passen Sie auf; er wird es sogleich gestehen!“
    Ein abermals verstärkter Druck seiner gewaltigen Faust; der Major tat einen Luftsprung und schrie:
    „Ich – ich – o Himmel! – ja doch, ja!“
    „Wo hast du das Geld?“ fragte Larsen, ohne loszulassen.
    „Im Hut hier!“
    „Heraus damit – aber gleich!“
    Cadera hatte einen andern Hut auf als früher. Er riß ihn vom Kopf. Er konnte ihn mit der schmerzenden Hand gar nicht halten, die ein bräunlich blaues Aussehen bekommen hatte.
    „Unter dem Schweißleder!“ sagte er. „Nehmt es heraus!“
    Larsen zog das Geld hervor, zeigte es dem General und sagte:
    „Nun, wer hatte recht, Señor, Sie oder ich? Lassen Sie sich auch solche Hände wachsen wie die meinigen, dann können Sie jeden Dieb zum Geständnis bewegen! Dieser famose Herr Major wird eine Zeitlang glauben, er habe hundert Finger an der Hand, die alle zerquetscht sind, hoffentlich aber maust er nicht mehr mit ihnen!“
    Der Estanciero steckt sein Geld ein. Der ‚Generalísimo‘, welcher sich während der letzten Szene, obgleich dieselbe jedenfalls für ihn sehr peinlich gewesen war, ganz ruhig verhalten hatte, trat jetzt mit der Frage zu mir:
    „Sind Sie nun zufriedengestellt, Señor?“
    „Vollständig. Und ich hoffe, daß der geschlossene Friede ein dauernder sein wird.“
    „Das wird von jetzt an nur auf Sie ankommen. Wir werden unser Wort halten; nun liegt es an Ihnen, das Ihrige zu Ehren zu bringen. Ich gehe jetzt, um in eigener Person

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