34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
für Ihr Unterkommen zu sorgen, da Sie mein Gast sind.“
„Bitte, Señor, ich werde mich keinesfalls von meinen Gefährten trennen und bitte Sie also, Ihre Anweisung dahin zu erteilen, daß wir beisammen bleiben.“
„Ganz wie Sie wollen. Im übrigen weise ich Sie an den Rittmeister hier, welchen ich mit der Sorge für Sie betrauen werde.“
Er ging. Die andern folgten, auch Cadera, welcher uns keines Blickes würdigte, aber gewiß unter Haß und Scham auf Rache sann. Nur der Rittmeister blieb für einige Augenblicke zurück. Er wandte sich mit mir von den andern ab und sagte in unterdrücktem Ton:
„Señor, man ist ganz unverantwortlich verfahren, und zwar nicht nur gegen Sie und Ihre Begleiter. Ich habe mich der hiesigen Angelegenheit angeschlossen, weil ich glaubte, in derselben einer guten Sache zu dienen; aber Sie haben mir die Augen geöffnet. Ich bin Ihnen dankbar dafür. Indem ich Sie bitte, aus dem Bisherigen nicht ein Urteil über mich zu fällen, stelle ich mich Ihnen zur Verfügung, bin dabei aber von Ihrer Diskretion überzeugt. Meines Bleibens wird hier nicht mehr lange sein; jedenfalls aber können Sie auf mich rechnen.“
„Meinen Dank, Señor“, antwortete ich. „Es freut mich aufrichtig, hier einen Mann zu finden, welcher sich mit seinem Urteil auf die Seite der gerechten Sache stellt. Ich konnte das, nach dem, was wir erfahren haben, wohl kaum erwarten. Die hier anwesenden Truppen scheinen sich ja nur aus Bravos und Briganten rekrutiert zu haben?“
„Leider haben Sie recht. Ich mußte das schon bald nach meiner Ankunft hier bemerken und fragte mich infolgedessen, ob es sich mit meiner Ehre vertrage, auf solcher Seite zu kämpfen. Nach allem, was ich nun gesehen und gehört habe, kann ich nur wünschen, so bald wie möglich von hier fortzukommen. Doch wird das außerordentlich schwierig sein. Ich bin in Jordans Absichten eingeweiht, infolgedessen er mich wohl mit Gewalt zurückhalten würde.“
„So entfernen Sie sich heimlich.“
„Das würde sich unter irgendeinem Vorwand tun lassen; aber ich bin überzeugt, daß ich schnell die Verfolger hinter mir haben würde.“
„Pah! Es wird hier zwar sehr viel Pulver verschossen; erfunden aber wurde es anderswo. Wurden Sie von Jordan vereidigt?“
„Nein.“
„So sind Sie also nicht gebunden. Haben Sie wirklich die Absicht, sich zu entfernen, so kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein.“
„Sie?“ fragte er mit einem Lächeln des Erstaunens. „Sie befinden sich doch selbst in einer Lage, in welcher Sie der Hilfe bedürfen, Señor!“
„Wohl schwerlich. Da wir uns wieder im Besitz unserer Waffen befinden, werden wir uns schon selbst zu helfen wissen. Jordan muß uns gehen lassen. Vielleicht finden Sie dabei die Gelegenheit, sich uns heimlich anzuschließen.“
„Nun, wollen sehen. Jedenfalls aber können Sie überzeugt sein, daß ich auf Ihrer Seite stehe und es möglichst verhüten werde, daß Sie von neuem in Gefahr gebracht werden. Jetzt muß ich fort, damit man nicht aus meinem Verweilen bei Ihnen schließt, daß ich gesonnen bin, mich Ihrer anzunehmen.“
Er ging, kehrte aber sehr bald zurück, um uns nach der für uns bestimmten Wohnung zu bringen. Diese lag in einem Nebengebäude, so daß wir über den Hof gehen mußten, welcher voller Menschen war, die uns mit neugierig feindseligen Blicken betrachteten. Einige wollten sich an uns drängen; sie schienen die Absicht zu haben, sich an uns zu vergreifen; der Rittmeister wies sie aber in strengem Ton zurück.
Das Gebäude war mehr Schuppen als Haus. Es bestand aus Bretterwänden mit schmalen Luftlöchern und einem Dach aus demselben Material. Der vollständig leere Raum war so groß, daß ich den Rittmeister bitten konnte, unsere Pferde bei uns haben zu dürfen. Er erfüllte diesen Wunsch und ließ die Tiere bringen, erhielt aber dafür, wie wir später erfuhren, einen scharfen Verweis, aus welchem wir schließen konnten, daß man doch noch Hintergedanken gegen uns hegte. Daß wir die Pferde bei uns hatten, erhöhte natürlich unsere Sicherheit und erleichterte unsere Flucht, falls wir zu derselben gezwungen sein sollten.
Hier blieben wir nun ganz für uns, und niemand schien sich um uns zu kümmern, bis nach eingebrochener Dunkelheit uns der Rittmeister zwei Lampen schickte, welche mit Stutenfett gespeist wurden. Auch Fleisch, an welchem wir uns satt essen konnten, wurde uns gebracht.
Draußen brannten zahlreiche Feuer, und wir konnten durch die Luftlöcher das
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