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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sehen Sie!“
    Ich gab dem Yerbatero die Pistole und dem Kapitän einen meiner Revolver, da dieser als Amerikaner im Gebrauch dieser Waffe vielleicht erfahrener war als die andern. Dann schwenkte ich rasch nach der Tür, schob den Riegel vor, hielt Jordan den zweiten Revolver entgegen und fuhr fort:
    „Ihre Leute können nicht herein. Übrigens, wenn Sie rufen, so schießen wir!“
    Das war alles so schnell geschehen, daß der Major noch unbeweglich und wie angenagelt stand. Die Offiziere hatten zwar auch nach ihren Pistolen gegriffen, hüteten sich aber, zu schießen. Der Steuermann war hinter Jordan getreten und blinzelte listig zu mir herüber. Ich verstand, was er sagen wollte, winkte ihm aber noch nicht zu, da er sonst vielleicht voreilig gehandelt hätte.
    „Himmel!“ rief Jordan. „Ist so etwas denn nur möglich?“
    „Nicht nur möglich, Señor! Sie sehen es ja.“
    „Aber, wenn Sie sich wirklich an uns vergreifen, so werden Sie von meinen Leuten buchstäblich in Stücke gerissen!“
    „Sie mögen kommen! Jedenfalls haben wir die Genugtuung, daß wir Sie vorher dahin geschickt haben, wo Sie keinen Gefangenen mehr machen können.“
    „Nur Sie sollen gefangen sein. Ihre Leute können frei umhergehen!“
    „Sie werden sich wohl keinen Augenblick von mir trennen.“
    „Aber, meinen Sie wirklich, daß es Ihnen so leicht sein wird, uns niederzuschießen? Ich greife zum Beispiel hier nach – oh weh!“
    Er hatte nach der vor ihm liegenden Pistole greifen wollen, stieß aber diesen Schmerzensschrei aus, da der Steuermann ihm die Riesenhände an die beiden Arme legte und ihm dieselben an den Leib preßte.
    „Liegen lassen, Mann, sonst zerdrücke ich dich wie eine Zitrone!“ drohte der riesige Seemann. „Nur los, Señor!“ fuhr er dann fort, zu mir gerichtet. „Das ist endlich einmal die gewünschte Gelegenheit, ein Mannskind so richtig in die Schrauben zu nehmen, daß ihm der Most aus den Stiefeln läuft!“
    „Laß mich los!“ rief Jordan. „Kerl, du erdrückst mich ja!“
    Niemand wagte es, ihm zu Hilfe zu kommen. Seine Offiziere sahen zwei Revolver und eine Pistole gerade auf sich gerichtet, und zum Überfluß erklärte ich ihnen:
    „Wenn Sie Ihre Pistolen nicht augenblicklich auf den Tisch legen, befehle ich diesem Mann, daß er dem Generalísimo den Brustkasten eindrückt. Ich sage Ihnen, daß Sie sofort die Knochen krachen hören werden! Also weg mit den Waffen! Eins – zwei –“
    Ich hatte die Zwei kaum ausgesprochen, so lagen die Pistolen auf dem Tisch. Übrigens hatten die Herren keine Angst vor uns. Sie wußten, daß ihnen nichts geschehen werde, falls sie sich nicht feindselig gegen uns verhielten. Auf dem Gesicht des Generals war sogar der leise Ausdruck der Genugtuung zu bemerken. Ihm war ganz gewiß eine außerordentlich lange Nase erteilt worden dafür, daß er sich vorhin von mir ins Bockshorn hatte jagen lassen. Und nun geschah seinem Vorgesetzten ganz dasselbe. Das mußte ihn mit stiller Freude erfüllen.
    „Nehmt die Waffen weg!“ gebot ich den Yerbateros.
    Sie säumten keinen Augenblick, diesen Befehl auszuführen, so daß unsere Gegner nun nur noch ihre Säbel hatten, welche wir nicht zu fürchten brauchten, da sich nun fast jeder von uns im Besitz einer Schußwaffe befand.
    „Gehen Sie von der Tür fort, hinten in den Winkel, Señor!“ herrschte ich den Major an.
    Er gehorchte auch, zwar langsam, aber doch. Dann gab ich dem Steuermann einen Wink. Er nahm die Hände von Jordan weg, blieb aber hinter demselben stehen. Jordan sank ganz ermattet in seinen Stuhl und rief seufzend:
    „Cascaras! Was für Menschen sind das! Das muß man sich mitten in seinem Hauptquartier gefallen lassen. Und Sie, Señores, stehen mir nicht bei!“
    Dieser Vorwurf war gegen seine Offiziere gerichtet. Sie konnten ihm natürlich nicht antworten, wie sie wollten; darum tat ich es an ihrer Stelle:
    „Warum haben Sie sich denn selbst nicht helfen können? Ein Generalísimo sollte stets selbst wissen, was zu tun ist. Sie haben nun erfahren, daß es nicht so sehr leicht ist, über Leben und Eigentum anderer zu verfügen, wenn diese andern nicht zugelaufene Landstreicher, sondern erfahrene, ehrliche und mutige Männer sind.“
    „Vergessen Sie nicht, daß Sie von einigen Tausenden meiner Truppen umgeben werden!“
    „Pah! Vor diesen Kerlen fürchten wir uns nun nicht mehr.“
    Er warf einen Blick auf mich, in welchem sich ein ganz unbeschreibliches Erstaunen aussprach.
    „Ich bin

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