34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
zornig.
„Bleiben Sie nur!“ lachte ich ihm in das Gesicht. „Der Lieutenant sagte Ihnen vorhin, daß wir wahre Teufel seien. Sie aber hielten es für leicht, uns zu ergreifen. Sie werden jetzt erfahren, daß er recht gehabt hat. Sie bleiben bei uns!“
„Und wenn ich nicht will?“ fuhr er auf.
„So werden wir Sie zwingen.“
„Ich gehe!“
„Versuchen Sie es!“
Er wollte fort. Ich gab dem Steuermann den Wink, und dieser nahm ihn bei Brust und Rücken, eine Hand vorn, die andere hinten, daß ihm der Atem ausging und er kein Wort mehr sagen konnte.
„Soll ich ihn zerquetschen, Señor?“ fragte mich der Riese.
„Nein. Aber binden müssen wir ihn, an den Händen und den Füßen.“
Larsen legte den Ranchero auf den Boden nieder. Sogleich waren Riemen genug da, ihn zu fesseln. Er konnte wieder Atem schöpfen, stöhnte ängstlich auf, wagte aber nicht zu rufen, da der Yerbatero ihm das Messer vor die Brust hielt. Der Soldat hatte das mit angesehen, ohne sich von der Stelle zu rühren. Es war, als ob er vor Schreck sich gar nicht mehr bewegen könne.
„Aber, Señor!“ rief er jetzt aus. „Was tun Sie da? Der Ranchero ist doch Ihr Feind nicht!“
„Pah! Er ist es ebenso, wie Sie es sind. Oder wollen Sie leugnen, daß Sie nicht Gaucho, sondern Soldat sind?“
„Lassen Sie mich fort von hier“, antwortete er, ohne auf meine Frage ein direktes Wort zu sagen. Er machte eine Bewegung, als ob er sich schnell entfernen wolle; ich hielt ihn aber beim Arm zurück und sagte:
„Nicht so plötzlich, mein Lieber! Sehen Sie diesen Revolver! Sobald Sie ohne meine Erlaubnis noch einen Schritt tun, sitzt Ihnen die Kugel im Kopf! Wir sind nicht Leute, welche Spaß mit sich treiben lassen!“
Jetzt bekam er Angst.
„Señor“, sagte er in bittendem Ton, „was kann ich dafür? – Bin ich schuld? – Muß ich nicht gehorchen?“
„Das weiß ich, und darum soll Ihnen kein Leid geschehen, obgleich Sie als Spion zu uns gekommen sind. Wenn Sie meine Fragen der Wahrheit gemäß beantworten, so soll Ihnen nichts geschehen; ich werde Sie sogar zurückkehren lassen. Aber sobald ich Sie bei einer Lüge ertappe, ist es um Sie geschehen. Wollen Sie aufrichtig antworten?“
„Ja, Señor!“
Der Mann war kein Held. Daß er zu uns geschickt worden war, hatte er nicht etwa seinem Mut, sondern nur dem Umstand zu verdanken, daß er uns kannte. Sein Blick irrte von einem zum andern und blieb angstvoll auf unsern Waffen haften.
„So sagen Sie mir, wo Lopez Jordan sich jetzt befindet!“ forderte ich ihn auf.
„Noch im damaligen Hauptquartier.“
„Major Cadera?“
„In Paraná. Er leitet die Truppen, welche Sie auf den Schiffen suchen sollen.“
„Wie viele Leute sind jetzt am Rancho beisammen?“
„Vierhundert.“
„Wer kommandiert sie?“
„Ein Major.“
„Ist Antonio Gomarra, der frühere Besitzer dieses Rancho, mit dabei?“
„Ja. Als Führer, da er diese Gegend genau kennt. Er hat den Rang eines Oberlieutenants.“
„Warum kam er nicht zum Rancho?“
„Weil wir ihn noch mit den andern zweihundert Mann erwarten.“
„Wo wollten Sie hin?“
„Über die Grenze nach Corrientes, Pferde zu holen und Soldaten zu werben.“
„Das heißt so viel wie Pferde stehlen. Ich weiß es. Sind noch andere Trupps hier in der Nähe?“
„Nein.“
„Aber es könnten schnell welche herangezogen werden?“
„So schnell nicht. Es würde wohl einige Tage dauern.“
„Ist Euer Major bei Euch oder kommt er erst?“
„Er ist da, rechts am Ausgang der beiden Korrals.“
„Wie hat er seine Truppen verteilt?“
„An jedem Ausgang fünfzig.“
„Patrouillieren sie?“
„Nein. Dann wären sie ja nicht da, wenn Sie durchbrechen wollten.“
„Sehr klug! Wie werden die zweihundert verteilt, welche noch kommen?“
„Gerade auch so, so daß vor jedem Durchgang zwischen den vier Korrals je hundert Mann stehen.“
„Das ist dumm, sehr dumm! Auf diese Weise kommen wir nicht durch!“
Ich sagte das im Ton des Bedauerns, ja sogar im Ton großer Besorgnis. Der Mann fiel schnell ein:
„Da haben Sie sehr recht, Señor. Sie können uns unmöglich entkommen.“
„Das scheint wirklich so. Hm! Mit hundert Mann nehmen wir es freilich nicht auf!“
„Nein. Und dazu kommt noch ein wichtiger Umstand, welchen Sie nicht vergessen dürfen. Sobald Sie auf der einen Seite durchbrechen wollen, ruft der Major die Besatzung der drei andern Ausgänge herbei. Sie haben dann alle vierhundert Mann gegen sich.“
„Pah!
Weitere Kostenlose Bücher