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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Rancho führen. Sie sind ferner von Kaktushecken umgeben, welche Ausgänge nur hier gegen den Rancho und gegen die äußern Ecken haben. Es stoßen also hier am Rancho vier Ausgänge aufeinander; an den Grenzen der Korrals aber sind nur die Ecken zu öffnen. Nun aber hat der Major die Wege besetzt; es steht zu erwarten, daß er auch die Ecken besetzt hat, da wir sonst so einen Ausgang öffnen und entfliehen könnten. Die ganze Linie des einzelnen Korrals ist aber nicht besetzt. Posten stehen an den Ecken und Gängen, dazwischen aber niemand. Und da müssen wir hindurch.“
    „Aber wenn Sie ein Loch in den Kaktus machen, zerreißen Sie sich die ganze Haut!“
    „Bei meinem ledernen Anzug? Sie werden sehen, wie glatt das geht. Ich habe das nicht zum erstenmal unternommen. Doch still, ich höre Schritte!“
    Es war eigentümlich, daß es mir gar nicht einfiel, die Mündungen der Gänge zu besetzen. Eigentlich konnte es gar keine größere Unvorsichtigkeit geben. Aber ich hatte die feste Überzeugung, daß man wenigstens jetzt an keinen Angriff denken werde. Und wie leicht hätte man uns überwältigen können! Die Soldaten brauchten nur eben leise herbeizuschleichen und über uns herzufallen. Jeder Widerstand unsererseits wäre vergeblich gewesen. Statt dessen kam ein einzelner Mann langsamen Schrittes herbei. Er trug keinerlei Waffen an sich, wie das von einem Unterhändler sich ganz von selbst versteht. Seine lange, hagere Gestalt steckte in keiner außergewöhnlichen Kleidung. Er trug den ordinären Gaucho-Anzug. Um seinen breitkrempigen Hut hatte er ein buntes Tuch gebunden, welches unter dem Kinn fest geknüpft war. Die Züge waren indianisch, sehr ernst, ja finster. Sein großes Auge schien gar nicht freundlich blicken zu können, zeigte aber ungewöhnliche Intelligenz und Willenskraft.
    Als unser Führer ihn erblickte, sprang er schnell auf, trat auf ihn zu, reichte ihm die Hand und sagte:
    „Endlich, Sobrino (Vetter), bist du da! Endlich sehe ich dich! Nun wird alles gut!“
    Der Ernste nickte ihm zu und sagte in einfachem Ton:
    „Bleib' sitzen! Was ereiferst du dich?“
    „Soll man sich da nicht ereifern?“
    „Gar nicht! Dich geht's nichts an!“
    „Sogar sehr viel, ebenso wie jeden andern. Es wurde ja gesagt: Mitgegangen, mitgefangen!“
    „Das betrifft dich nicht, Vetter. Dir wird niemand etwas tun. Aber die andern sind verloren.“
    „Sie sind meine Freunde! Ich habe sie hierher geführt!“
    „So müssen sie dich sogar dafür bezahlen!“
    „Aber ich habe sie ins Verderben geleitet! Und dieser Señor hat meiner Mutter während des Pampero das Leben gerettet!“
    „Das ist sehr hübsch von ihm. Sie wird sich doch auch bei ihm bedankt haben!“
    „Dafür soll er gefangen werden?“
    „Gefangen? Pah! Sterben muß er.“
    „Cielo!“
    „Was gibt es da zu erschrecken? Was ist das Sterben weiter? Mancher muß fort, sogar durch Mörderhand!“
    „Denke doch nicht stets und immer an deinen Bruder!“
    „Ich muß aber an ihn denken, immer und immer wieder.“
    „Das gehört nicht hierher!“
    „Das gehört dahin, wohin ich selbst gehöre. Und nun schweig! Du bist in Sicherheit. Ich werde dich dann gleich mitnehmen.“
    „Ich gehe nur mit, wenn die andern gehen.“
    „So kann ich es nicht ändern. Bleibe also da!“
    Er blickte uns der Reihe nach an, setzte sich dann mir gegenüber nieder und sagte:
    „Nach der Beschreibung vermute ich, daß Sie der Deutsche sind?“
    „Ich bin es“, antwortete ich.
    „Sie führen hier das Wort, wurde mir gesagt, und ich wende mich deshalb an Sie. Was haben Sie mir zu sagen?“
    „Zunächst und mit mehr Recht möchte ich wissen, was Sie mir zu sagen haben.“
    „Ich habe Ihnen vom Major zu melden, daß ich mit Ihnen unterhandeln soll, da Sie es so gewünscht haben.“
    „Gut! So wollen wir zunächst die Grundlagen feststellen, auf denen eine solche Unterhandlung möglich ist. Was verlangt der Major?“
    „Sie alle.“
    „Wir sollen uns ihm als Gefangene überliefern?“
    „So ist es.“
    „Und wenn wir uns weigern?“
    „So werden Sie niedergeschossen.“
    „Was wird mit uns geschehen, wenn wir uns ausliefern?“
    „Das hat Lopez Jordan zu bestimmen.“
    „Wir würden in diesem Fall wenigstens Garantie verlangen, daß keiner von uns getötet wird.“
    „Die kann der Major nicht geben.“
    „Aber, Señor, bemerken Sie denn nicht, was Sie verlangen? Wir sollen uns auf Gnade und Barmherzigkeit ausliefern, ohne dafür irgend etwas zu empfangen,

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