Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Sie sind, darf ich wohl auch erfahren, was Sie haben, das heißt natürlich, was Sie besitzen?“
    „Ich besitze erstens Geld und zweitens Einfluß.“
    Er machte vor den beiden Worten, um sie besser ins Gehör zu bringen, eine Pause und sprach sie mit scharfer Betonung aus. Dann sah er mich mit einem pfiffigen, erwartungsvollen Augenblinzeln von der Seite an. Seine Gesicht war jetzt ganz dasjenige eines dummlistigen, dreisten Menschen.
    „Das sind allerdings zwei recht schöne, brauchbare Sachen, Geld und Einfluß. Sind Sie zu dem Zweck gekommen, mir beides zur Verfügung zu stellen?“
    „Ich würde mich glücklich fühlen, wenn Sie die Gewogenheit haben wollten, diese meine Absicht nicht zurückzuweisen!“
    Das war überraschend. Dieser Mann stellte mir seine gesellschaftlichen Verbindungen und auch seinen Geldbeutel zur Verfügung! Aus welchem Grund? Um das zu erfahren, sagte ich:
    „Gut, Señor, ich nehme beides an, vor allen Dingen das erstere.“
    „Also zunächst Kapital! Wollen Euer Hochwohlgeboren mir sagen, wie stark die Summe ist, deren Sie bedürfen?“
    „Ich brauche augenblicklich fünftausend Pesos Fuertes.“
    Er zog sein Gesicht befriedigt in die Breite und sagte:
    „Eine Kleinigkeit! Euer Gnaden können das Geld binnen einer halben Stunde haben, wenn wir über die kleinen Bedingungen einig werden, welche zu machen mir wohl erlaubt sein wird.“
    „Nennen Sie dieselben!“
    Er trat nahe an mich heran, nickte mir sehr vertraulich zu und erkundigte sich:
    „Darf ich vorher fragen, ob dieses Geld privaten oder offiziellen Zwecken dienen soll?“
    „Nur privaten natürlich.“
    „So bin ich bereit, die Summe nicht etwa herzuleihen, sondern sie Euer Hochwohlgeboren, falls Sie es mir gestatten, dies tun zu dürfen, als einen Beweis meiner Achtung schenkweise auszuzahlen.“
    „Dagegen habe ich nicht das mindeste.“
    „Freut mich außerordentlich. Nur möchte ich Sie in diesem Fall ersuchen, Ihren Namen unter zwei oder drei Zeilen zu setzen, welche ich augenblicklich entwerfen werde.“
    „Welchen Inhaltes sollen diese Zeilen sein?“
    „O, es wird sich nur um eine Kleinigkeit, um eine wirkliche Geringfügigkeit handeln. Euer Hochwohlgeboren werden mir durch diese Namensunterschrift bestätigen, daß ich, Esquilo Anibal Andaro, Ihr Corps bis zu einer angegebenen Zeit und zu einem ganz bestimmten Preis mit Gewehren versehen habe. Ich bin in der glücklichen Lage, mich in einigen Tagen im Besitz einer hinreichenden Anzahl von Spencer-Gewehren zu befinden.“
    Jetzt war es mir klar, daß dieser Señor Schleicher mich mit einem Offizier verwechselte, dem ich vielleicht ein wenig ähnlich sah. Wahrscheinlich hatte er die löbliche Absicht, den Betreffenden durch das Geschenk von fünftausend Pesos zu bestechen, auf den Gewehrhandel einzugehen. Beim Schluß des nordamerikanischen Bürgerkrieges waren circa zwanzigtausend Spencer-Gewehre in Gebrauch gewesen. Man konnte den Yankees recht gut zutrauen, daß sie einen Teil dieser Waffen nach den La-Plata-Staaten, wo dergleichen damals gebraucht wurden, verkauft hatten. Bei diesem Handel konnte der Señor das Zehnfache des Geschenkes, welches er mir anbot, herausschlagen.
    Er hatte mich Oberst genannt. Wie kam ein Oberst dazu, über den Kriegsminister hinweg den Ankauf von Gewehren zu bestimmen? Wollte der Betreffende etwa als Libertador auftreten? Mit diesem Wort, zu deutsch ‚Befreier‘, bezeichnet man am La Plata die Bandenführer, welche sich gegen das herrschende Regiment auflehnen. Dergleichen Leute hat die Geschichte jener südamerikanischen Gegenden sehr viele zu verzeichnen.
    Die Sache war mir sehr interessant. Kaum hatte ich den Fuß auf das Land gesetzt, so bekam ich auch schon Gelegenheit, einen Blick in die intimsten Verhältnisse desselben zu tun. Ich hatte große Lust, die Rolle meines Doppelgängers noch ein wenig weiter zu spielen, doch besann ich mich eines besseren. Natürlich hatte ich, bevor ich nach hier kam, mich über die hiesigen Verhältnisse möglichst unterrichtet, und so wußte ich, daß es für mich sehr gefährlich werden könne, meinen Besuch in seinem Irrtum zu belassen, nur um mich über Verhältnisse zu unterrichten, welche mir unbekannt bleiben mußten. Darum sagte ich zu ihm:
    „Eine solche Schrift kann ich leider nicht unterzeichnen. Ich wüßte nicht, was ich mit diesen Gewehren machen sollte, da ich nicht die geringste Verwendung für dieselben habe.“
    „Nicht?“ fragte er erstaunt. „Euer

Weitere Kostenlose Bücher