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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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niederschießen lassen sollen. Er ist unser Verbündeter, und wir würden ihn verteidigen, wenn wir nur den geringsten Erfolg erwarten könnten. Da ich dagegen war, raste er vor Zorn und beleidigte mich mit Worten, welche den besten Freund zum Feind machen. Wartet nur wenige Augenblicke, so werden wir ihn bringen!“
    Er entfernte sich wieder. Als er die Seinen erreichte und im Kreis derselben verschwand, bemerkten wir ein kurzes Durcheinander und hörten die fluchende, schreiende Stimme des Sendadors. Dann öffnete sich der Knäuel, und der Häuptling erschien wieder, gefolgt von vier Kriegern, welche den an den Händen gefesselten Sendador geführt brachten.
    „Da nehmt ihn hin“, rief uns der erstere schon von weitem entgegen. „Ich habe Wort gehalten und mag mit ihm nichts mehr zu tun haben. Meine Leute sind einverstanden. Ich hoffe, daß ihr nun auch euer Versprechen erfüllen werdet!“
    Während dieser Worte waren die sechs Männer herangekommen. Nie hatte ich ein so grimmiges, von Wut verzerrtes Gesicht gesehen, wie dasjenige des Sendadors.
    „Ja, hier habt ihr mich!“ zischte er mich an. „Die Hunde sind mir untreu geworden; sie hätten mich wohl nicht überwältigt, wenn Sie mir nicht den Arm zerschossen hätten! Das ist auch eines Ihrer Kunststücke, welche Ihnen der Teufel einst lohnen wird. Nun ist es geschehen, was Sie wollten; ich befinde mich in Ihrer Gewalt; aber erreicht haben Sie Ihren Zweck noch lange nicht!“
    Ich hielt es für unnötig, ihm eine Antwort zu geben, und wendete meine Aufmerksamkeit zunächst den Chiriguanos zu, welche entwaffnet werden mußten. Sie lieferten ihre Messer, Bogen, Pfeile und Lanzen ab; der Häuptling gab seine Flinte her, und dann zogen wir durch den Hohlweg hinauf zur Felsenplatte, wo sich die Pferde der Feinde befanden. Diese letzteren wurden in eine Ecke gewiesen, die von einer Reihe bewaffneter Tobas eingeschlossen ward.
    Von hier oben hatten wir eine weite Aussicht auf den Salzsee. Der Häuptling sagte mir, wo sich die noch ausstehenden Posten befanden, meinte jedoch dann, als ich ihm wiederholte, daß wir die vier gefangenen Wächter freigelassen hätten: „Die werden zu den anderen gelaufen sein und sie benachrichtigt haben. Nun stecken sie alle irgendwo in der Nähe, um zu erfahren, was hier geschehen ist und noch geschehen wird, dann werden sie sich freiwillig zu uns finden. Was werdet ihr mit dem Sendador nun tun? Ihn töten?“
    „Ich fürchte, daß er nicht zu retten sein wird.“
    „Immerhin! Er hat mich einen Feigling genannt, wofür ich mir sein Blut nehmen muß. Laßt ihr ihn am Leben, so fällt er in meine Hände!“
    Das war eine neue Verschlimmerung der Aussichten des Sendador, der sich jetzt so zu beherrschen wußte, daß er ganz fröhlich dreinschaute. Das ärgerte Pena und noch mehr Gomarra. Dieser letztere kam zu mir und sagte in zornigem Ton:
    „Sehen Sie sich den Halunken an! Macht er nicht ein Gesicht, als ob wir seine Gefangenen seien und nicht er der unserige? Endlich befindet er sich wieder in unserer Gewalt, und diesesmal soll er mir nicht wieder entkommen. Oder haben Sie etwa abermals die Absicht, einen heimlichen Pakt mit ihm zu machen?“
    „Nein.“
    „Also gehört er mir?“
    „Noch nicht.“
    „Ich habe das erste und größte Recht der Rache!“
    „Das gebe ich zu. Aber er ist unser aller Gefangener und ein jeder hat mit zu bestimmen. Wir wollen die Kipus haben. Was dann geschehen soll, das werden wir jetzt beraten.“
    „Der Henker hole Ihre Beratung! Er gehört mir; er ist mein, und damit basta!“ Das klang so drohend und leidenschaftlich, daß ich antwortete:
    „Keine Dummheit! Wer sich an ihm vergreift, ohne daß ich es ihm erlaubt habe, dem jage ich eine Kugel durch den Kopf.“
    „Auch das noch! Sehen Sie dort das Kreuz? Da modern die Gebeine meines ermordeten Bruders. Soll diese Tat nicht ihre Strafe finden?“
    „Sie soll es, aber in der gehörigen Weise. Der Täter soll bestraft, aber nicht ermordet werden, verstanden?“
    „Ich handle nach den Gesetzen der freien Pampa!“
    „Ich auch. Verbietet dieses Gesetz etwa, daß verständige Männer über eine geschehene Tat zu Gericht sitzen?“
    „Nein; aber ich kenne diese Gerichte, und ich kenne euch, besonders Sie. Wenn es auf Sie ankäme, so ließen Sie den Schuft frei und gäben ihm sogar noch ein Pferd, Waffen und Proviant mit auf den Weg.“
    „Die Beratung soll sofort stattfinden; da wird es sich zeigen, was ich sage.“
    „Ich stimme für den

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